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Entweder es ist wahr, dass das Neutron sich auch wirklich dort an dieser Stelle befindet, die von den Atomphysikern genannt, oder es ist nicht wahr.

Ist es nicht wahr, so kann die Detonation einer Atombombe nicht darauf zurückgeführt werden, dass das Neutron von dieser Stelle herausgeschossen wurde.

Ist es wahr, dann muss es notwendig dort sein, denn im anderen Falle … nun, die Menschen wissen seit Hiroshima und Nagasaki, was dann wäre.

Dass sich dieses Neutron an dieser Stelle notwendig aufhält, ergibt sich aus der Überlegung, dass im Falle, es wäre an dieser Stelle nicht notwendig, so wäre es genauso gut, wenn es nicht dort wäre, und befände es sich nur zufällig an dieser Stelle, so ist das so, als sage einer, es wäre genauso gut an dieser Stelle entbehrlich gewesen.

Zugefallen

Der Troll Trúleysingi kehrte nach einer langen Reise aus der wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaft zurück und besuchte seinen Freund Sameind auf dessen Stein unweit von Laugafell.

Sameind: „Velkominn, Trúleysingi. Hvernig líður þér í dag?“

Trúleysingi: „Die wissenschaftsbasierte Informationsgesellschaft hat sich weiterentwickelt zum Transhumanismus.“

Sameind: „Genügte ihnen nicht, was sie bereits an grobem Unfug bei Äpfel und Rosen angerichtet haben?“

Trúleysingi: „Wie meinen?“

Sameind: „Nun, den Äpfeln wurden die Polyphenole entfernt, da diese mit Polyphenolen zu schnell braun wurden. Um dies zu verhindern, wurden die Polyphenole entfernt, was dazu führte, dass der Genuss von Äpfeln zwar nicht mehr wie vordem vor Allergien schütze, dafür aber nun allergische Reaktionen hervorrufen könne. Bei den Rosen wurden die Duftstoffe entfernt, da diese die Rose dazu anrege, ihre Knospe zu öffnen, womit die Rose sich bereits bei einem langen Transport öffnen würde und nicht erst danach.“

Trúleysingi: „Weit gefehlt, es wird etwas ganz anderes darunter verstanden. Es geht ihnen – so ist zu lesen – um eine philosophische Denkrichtung, welche die Grenzen menschlicher Möglichkeiten, sei es intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern möchte.

Sameind: „Haben sie die Grenzen menschlicher Möglichkeiten bei den Äpfeln und Rosen nicht schon genug erweitert?“

Trúleysingi: „Der Zufall und die Intelligenz will es nunmal so, denn alles beruht auf Zufall und Intelligenz.

Sameind: „Soso. Somit stelle sich mir zuvorderst die Frage, ob  den Begriffen Zufall und Intelligenz eine Bedeutung beigemessen werden könne und welcher Art diese sein könne.“

Trúleysingi: „Die typische Antwort eines Analphabeten.“

Sameind:  „Gemach, gemach. Die Vielzahl an Gattungen ist doch offensichtlich für jeden, welcher sehen und/oder berühren kann. Du stimmst mir zu?“

Trúleysingi: „Der Sinn ist daran zu erkennen, dass Lebendes sich ernähren müsse, und die Gattungen es ermöglichen, dass sich Lebendes von Lebendem ernähre. Auch der Ursprung des Lebenden auf diesem Planeten ist  bekannt: die schwarzen Raucher.“

Sameind:  „Es wäre Unsinn, etwas anderes zu behaupten. Allerdings wäre mit diesem Unterfangen schnell ein Ende gewesen, wären die Protonen, Neutronen und Elektronen nicht nach einem Meeting – das der Zufall einberief und an welchem dann in Folge alle Atome des Universums zusammen kamen, um darin zu beschließen, sich in Zukunft zu sogenannten Molekülen zusammenzuschließen, welche in Folge in der Lage wären, diverse Gattungen ausformen zu können -, wären also alle Protonen, Neutronen und Elektronenauch in diesem Meeting nicht auch noch auf die seltsame Idee gekommen, dass solche Art und Weise entstandenen Gattungen – gemeint ist jedes Exemplar der diversen Gattungen -,  möglicherweise nach seiner Entstehung – so es nicht als Speise für eine andere Gattung verwendet wurde – wieder in seine Bestandteile zerfallen könnte, womit Schluss mit lustig wäre für dieses nicht verspeiste Exemplar, was ja auch für die verspeisten Exemplare sichtbar gelte.“

(c) Zen&Senf

Trúleysingi: „Was soll dieser Unfug?“

Sameind: „Nun, bekanntlich gab es an jenem Zeitpunkt, an welchem die gesamte Materie des Universums sich an einem einzigen Punkt zusammenfanden…“

Trúleysingi: „… als am Urknall …“

Sameind: „… eine Übereinkunft aller Atome …“

Trúleysingi: … gesetzt den Fall, die Materie bestand damals bereits in der Form von Protonen, Neutronen und Elektronen …“

Sameind: „… eine Übereinkunft dahingehend, ….“

Trúleysingi: „… was Einstimmigkeit voraussetze, denn im anderen Falle wäre es keine Übereinkunft …“

Sameind: „… dass angesichts dieser Aussicht auf eine Zukunft -welche ja durchaus möglich wäre, sollten sich die Protonen, Neutronen und Elektronen zu Molekülen zusammenschließen, welche in Folge in der Lage wären, diverse Gattungen ausformen zu können –, dies ja nur von kurzer Dauer wäre, abhängig davon, wie lange die zukünftig zu erzeugenden Exemplare der Gattungen wieder in ihre Bestandteile zerfielen.“

Trúleysingi: „Worauf willst du hinaus, Tröll Dummkopf?“

Sameind: „Nun, es  dürfte bei dem  Meeting, an welchem alle Atome  des Universums zusammen kamen, folglich den Protonen, Neutronen und Elektronen vermutlich klar geworden sein, dass spätestens in dem Augenblick, in welchem alle nicht verspeisten Exemplare diesen Punkt erreicht hätten, dieser Zirkus damit auch für alle Zeiten vorbei wäre. Oder etwa nicht?“

Trúleysingi: „Ich verstehe immer noch Bahnhof.“

Sameind: „Sicherlich, es bleibt weiterhin unbekannt, welches Proton, Neutron oder Elektron zuerst die Idee hatte, dass der Beschluss,  die einzelnen Exemplare an Protonen, Neutronen und Elektronen sollten sich zu Molekülen zusammenschließen, welche in der Lage wären, Exemplare zu diversen Gattungen herzustellen,  die anderen Gattungen als Nahrung dienen, nur dazu führen würde, dass der Spuk nach absehbarer Zeit zu Ende wäre. Denn in Zeit gemessen, bestünde ja die Möglichkeit, dass der Zusammenschluss diverser Moleküle zu einem Exemplar einer Gattung nicht ewig dauern könnte, womit alles zu Ende, ob nun als Nahrung herangezogen oder nicht. Möglicherweise hatten sogar alle Protonen, Neutronen und Elektronen gemeinsam als Kollektiv diese Vermutung.“ 

Trúleysingi: „Du meinst, die Menge aller Protonen, Neutronen oder Elektronen des Universums müssten bei dem Zusammentreffen im Urknall …“

Sameind: „… auch noch eine Regelung dahingehend einstimmig vereinbart haben, dass es nicht genügen würde, täten sich die Moleküle zu Beginn ihrer Evolution zu Exemplaren der einzelnen Gattungen zusammen, da bei einem solchen Beschluss ein immerhin mögliches Ende der einzelnen Exemplare nicht einbezogen wurde, es daher erforderlich wäre, den einzelnen  Molekülen, welche gedenken, sich zu einem Exemplar einer Gattung zusammenzufinden, dass diese schon von vornherein soweit Intelligenz haben müssten, dass auch noch zwei Arten der Gattung auszubilden wären, sowie einen Vorgang dergestalt, der zu dem Ergebnis führe, dass aus beiden ein neues Exemplar entstünde, bevor die beiden den Löffel abgeben.“      

Trúleysingi: „Eine Eigenschaft, über welche alles Lebende verfügt, also alle Pflanzen, Tiere und Menschen. Ziemlich viel Holz für Protonen, Neutronen und Elektronen, meinst du nicht?“

Sameind: „Wieso ich? Ich setze nur um, was du für Zufall und Intelligenz ausgibst. Ich hatte auf meiner Reise Kinder einen interessanten Reim  singen gehört. Magst du mit mir gemeinsam den Reim singen?“

Trúleysingi fasste Sameind bei der Hand und beide tanzten einen Reigen um den Stein:

Wieso, weshalb, warum
wer nicht fragt, bleibt dumm.
.“

Informationsüberflutung

Lljósmynd:  © Kári Þór Jóhannsson, Fiskbúð Sjávarfangs

Bjartsýnismaður: „Wie geht es Ónytjungur?“

Efasemdamaður: „Bei seinem letzten Erfolg setzte er sich gegen 20 Millionen Mitbewerber durch.“

Bjartsýnismaður:  „Waren es nicht 150 Millionen Mitbewerber?“

 Efasemdamaður: „Wären nicht bereits 20 Millionen eine beachtliche Leistung?“

Bjartsýnismaður:  „Er argumentierte nach ausführlicher Betrachtung der Ereignisse, dass die Betrachtungsweise, das Sein über Materie und Geist, Determinierung und Zufall, Erfolg und Misserfolg zu erklären, so ziemlich das Dümmste sei, was der wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaft im Zeitalter der Informationsüberflutung eingefallen wäre.“

Efasemdamaður: „Wie kommt er auf solchen Unsinn? Möglicherweise befand er sich zufällig vorne allein in der Pool-Position, die anderen waren gleich schnell, folglich nicht in der Lage, ihn zu überholen.“

Bjartsýnismaður:  „Du meinst, zu jenem Zeitpunkt an solchem Platz?“

Efasemdamaður:  „Was sonst.“

Bjartsýnismaður:  „Und aus welchem Grund nutzt du die Gelegenheit, mir eine Ideologie schmackhaft zu machen?“

 Efasemdamaður: „Welche Ideologie?“

Bjartsýnismaður:  „Die Ideologie des Zufalls.“

Efasemdamaður:  „Folgst du etwa der Ideologie des Determinismus?“

Bjartsýnismaður:  „Weder, noch. Ist dir nicht aufgefallen, dass die Gegensätze Zufall und Determinismus, Erfolg und Misserfolg sowie Materie und Geist eigentlich nichts erklären?“

Efasemdamaður:  „Verhält es sich nicht so, dass es der Geist war, in seinen Ausprägungen gegenseitige  Zuneigung und Begehren, der in Folge zu einem Ereignis führe, in welchem daraufhin die Materie dafür sorgte, dass sich zwei Materien miteinander vereinigten, beruhend auf einen Vorgang, der im Voraus bestimmt, festgelegt und begrenzt, demnach determiniert, das Ergebnis jedoch Behauptungen zufolge nur auf Zufall basieren könne,  weil keine lokalen Ursachen existierten?“

Bjartsýnismaðu: „Spannend. Wird bei solchen Erklärungsmustern nicht etwas zu einfältig nur an allgemein wahrnehmbaren Oberflächen geschabt?“  

Efasemdamaður:  „Es wäre grober Unfug, andere Erklärungsmuster heranzuziehen.“

Bjartsýnismaður: „Mal sehen. Beginnen wir beide mit der Materie? Verhält es sich nicht so, dass Materie sich aus Atomen zusammensetzt, das gesamte Universum nichts anderes ist als ein Raum, in welchem sich diese Atome tummeln, Atome sich zu Molekülen vereinigen, Moleküle sich zu Gegenständen zusammenschließen, demnach auch du und ich nichts weiter sind als eine Anhäufung diverser Moleküle sind, welche sich von andersartigen Zusammenschlüssen von Molekülen ernähren?“

Efasemdamaður:  „Was soll das werden? Chemieunterricht?“

Bjartsýnismaður: „Gemach. Ich gehe auf Grundlage deiner Antwort davon aus, dass wir in  diesem Punkt übereinstimmen. Was nun den Geist betreffe, so wäre festzustellen, dass einige dieser Molekülhaufen die Neigung besitzen, sich zu paaren. Sehe ich das richtig?“

Efasemdamaður (räuspert sich):  Ähem …Sprichst du von jenem, was Fortpflanzung und Liebe genannt?“

Bjartsýnismaður: „Nun, wie zu erfahren ist, handelt es sich hierbei nur noch um Ausprägungen einer historisch entstandenen genetischen Schädigung jener Molekülhaufen, welche sich selbst als Gattung Mensch bezeichnen, da hierzu dem Vernehmen nach nur gegenseitiges Begehren völlig ausreichend sei und dabei das angestrebte Ziel alles andere wäre als ausgerechnet eine Fortpflanzung.“

Efasemdamaður:  Moralapostel geworden?“

Bjartsýnismaður: „Ist einer bereits ein Moralapostel, sobald er sachlich beschreibt,  was da ist? Dann wäre ja keine sachliche Beschreibung mehr möglich, weil sich sicherlich irgendeine Dumpfbacke findet, die unfähig dazu, eine Beschreibung von einer Kritik unterscheiden zu können.“

Efasemdamaður:  „Die Fähigkeit, präzise unterscheiden zu können, ist nicht jedem gleichermaßen gegeben. Worauf willst du hinaus?“

Bjartsýnismaður: „Auf das Phänomen, dass sich immer noch keiner gefragt habe, wie manche der zahllos existierenden Molekülhaufen des Universums darin übereingekommen seien, vorhandene Moleküle dazu zu verwenden, dem Gegenstand, zu welchem sie sich gebildet hatten, auch noch die Möglichkeit bereitzuhalten, dass dieser Gegenstand einen weiteren Gegenstand derselben Art herstellen könne. Welches Interesse könnte diese Moleküle dazu bewegt haben, dergestalt tätig sein zu wollen? Handelt es sich doch dabei – und ich hoffe, wir sind uns wenigstens darin einig – um nichts Intelligenteres als stupide Materie in Form von Atomen, also um Protonen und Neutronen, welche von Elektronen umschwirrt werden. Könntest du mir das in deiner Welt der Gegensätze, also deiner Welt des Geistes und der Materie, des Erfolgs und Misserfolgs sowie des Zufalls und des Determinismus so erklären, dass auch ich als Dummkopf es verstehe?“  

Efasemdamaður:  „Vielleicht wurde eine epidemische Schwelle überschritten? Dabei  geht es um die Frage, wann, in Abhängigkeit von gewissen Parametern, eine Krankheit sich ausbreite, bis sie endemisch werde und wann sie von selber zurückgehe und schließlich aussterbe?“

Bjartsýnismaður: „Nun, zumindest erfüllte deine Antwort das Diktum von Albert Einstein“

Efasemdamaður:  „Als da wäre?“

Bjartsýnismaður: „Modelle sollen so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher.“

Begriffsstutzig

troll-imadeWEB-1Tilvera: Es wird gesagt, Begriffe beruhten auf Übereinkunft, und ihre Bedeutung ergebe sich aus ihrem Gebrauch.“

Ónytjungur: „Du willst mir also erzählen, dass im Falle, Diebe kommen darin überein, das Fahrrad sei kein Diebesgut, sondern nur eine Ausleihung auf unbestimmte Zeit, dann …

Tilvera:Bist du heute von Begriffsstutzigkeit geplagt?

Ónytjungur: „Falls ja, dann mag das vielleicht daran liegen, dass mich die festgestellten Veränderungen im Gebrauch der Begriffe stutzig gemacht haben. Denn ich finde keine Übereinkunft mehr, keine einzige.“

Tilvera: „Als da wären? Ich meine die Veränderungen im Gebrauch der Begriffe.

Ónytjungur: „Wo soll ich anfangen, angesichts der großen Zahl an Veränderungen? Ich frage nur, denn das könnte dann etwas dauern.“

Tilvera: „Dann nimm das Unveränderte, also jene Begriffe, die auf Übereinkunft beruhen. Das müsste bei der großen Zahl an Veränderungen, und jener Begriffe, zu denen keine Übereinkunft besteht, ja kürzer werden.“  

Ónytjungur: „Als da wären?

Tilvera: „Wie wäre es zum Beispiel mit den Begriffen Absicht und Zweck. Nur um ein Beispiel zu nennen.

Ónytjungur: „Bist du heute von Begriffsstutzigkeit geplagt?

Tilvera: „Keineswegs. Bei beiden Begriffen herrscht Übereinkunft, sowohl was die Begriffe bedeuten, als auch deren Gebrauch.“

Ónytjungur: „Soso. Ich hörte aber davon, dass nun Absicht für Zweck ausgegeben, und wo Zweck vorhanden, dieser entweder auf Absicht oder auf Zufall beruhe.

Tilvera: „Es kann nicht anders sein.“

Ónytjungur: „Wie verhält es sich dann bei einem Neutron eines Uran-235-Atomkerns, und einer Person, die das Neutron aus dem Atomkern herausschießt? Das Neutron eines Uran-235-Atomkerns erfüllt nur einen bestimmten Zweck, es wäre sonst nicht an dieser Stelle, und wie wir wissen, das auch noch sehr erfolgreich, die Person hingegen verfolgt eine bestimmte Absicht. Beruht die Anwesenheit dieses Neutron nun auf Zufall, oder auf Notwendigkeit?”

Tilvera: „Wäre es nicht dort, wo es sich aufhältdann wäre schon längst geschehen, was geschehen wird, wenn die Absicht der Person in die Tat umgesetzt. Dann wäre aber auch nicht möglich, dass wir beide hier nun sitzen,  und du könntest auch nicht deine Begriffsstutzigkeit offenbaren.”

Ónytjungur: „Es ist auch davon zu lesen, die Gestalt der menschlichen Hand, die Anzahl ihrer Finger und deren Maße seien entweder aus Zufall oder aus Notwendigkeit so, wie sie sind.“

Tilvera: „Du schweifst ab. Es geht um Absicht und Zweck.“

Ónytjungur: „So ist es. Die Aussage über die menschliche Hand ist mittlerweile auch bereits 800 Jahre alt. Verhält es sich deiner Ansicht nach so, dass die Aufgabe der menschlichen Hand das Ergreifen ist, auch das Erfassen verschiedener Gegenstände, oder für die Angemessenheit, Werkzeuge zu halten?

Tilvera: „Deine Flucht in Trivialitäten macht deine Abschweifung nicht besser.“

Ónytjungur: „Das mag sein. Die Frage wäre doch, ob alles, was die menschliche Hand kann, was ja vom Wortsinne her Möglichkeit voraussetze – und ich hoffe, wir beide können wenigstens diesbezüglich auf eine Übereinkunft zurückgreifen -, auf deren Gestalt, der Anzahl ihrer Einzelteile und deren Maße beruhe – und ich hoffe, wir beide können auch hier auf eine Übereinkunft zurückgreifen -, …

Tilvera: „In beiden Fällen genehmigt.“

Ónytjungur: „ … und ob dies nun alles auf Zufall zurückzuführen wäre, oder auf Notwendigkeit.“

Tilvera: „Was hat das mit den Begriffen Absicht und Zweck zu tun? Willst du deine Abschweifung nicht langsam einstellen?

Ónytjungur: „Immer der Reihe nach. Vergiss nicht, wir beide bewegen uns im Augenblick auf der Ebene der Sprache, sind demnach dem Vokabular, der Grammatik, der Syntax und der Semantik dieser Sprache unterworfen. Da ist notwendig, diese einzuhalten, es sei denn, einer wolle nicht verstanden werden. Dann stellte sich jedoch die Frage, wozu er dann die Stille durch Geräusche störe, oder das Sichtbare durch Geschreibsel.

Tilvera: „Und?

Ónytjungur: „Wenn es also so ist, dass die menschliche Hand so ist wie beschrieben, und damit die Aufgabe erfülle, Dinge zu ergreifen, verschiedene Gegenstände zu erfassen, oder angemessen Werkzeuge zu halten, ist es dann nicht so, dass sie ihren Zweck erfülle, und dies nur darauf zurückzuführen ist, dass sie so ist, wie sie ist?

Tilvera: „Wäre sie anders, zum Beispiel so, dass es die Daumen nicht gäbe, sie erfüllte nicht …

Ónytjungur: „Willst du mir  gerade erzählen, dass zur Erfüllung der beschriebenen Aufgaben die menschliche Hand notwendig sei so wie sie ist?

Tilvera: „Sie wäre sonst für die Erfüllung der beschriebenen Aufgaben nicht so brauchbar, also für solche Zwecke.“

Ónytjungur: „Und aus welchem Grund kommt dann einer auf die Idee, es beruhe nur auf Zufall, dass die Hand so ist wie sie ist? Denn beruhe sie auf Zufall, dann würde es keinen Unterschied machen, ob den Menschen die Hand eigentümlich ist oder etwa Hufe oder irgendwelche anderen Körperteile, die den verschiedenen Tieren eigentümlich sind. Denn der Zufall benötigt keinen Grund, und benötige er einen, so wäre er nicht Zufall. Ist es nun die Aufgabe, also der Zweck, welche die menschliche Hand so formte wie sie ist, oder der Zufall? Denn der Zufall hätte auch zu einem Huf führen können.

Tilvera: „Die Form könnte auf Versuch und Irrtum beruhen.“

Ónytjungur: „Ein Huf wäre aber kein Irrtum, wie die Pferde belegen. Kein Zweifel möglich, es schätzt der Mensch die Logik; so sie nicht mit einer Idee kollidiere. Womit du auch noch unweigerlich bei der Absicht angekommen.“

Tilvera: „Ich bin nur bei Versuch und Irrtum angekommen.“

Ónytjungur: „Setzt Versuch nicht Absicht voraus? Beschreibt der Begriff Versuch doch, dass da etwas sei, was nicht so hingenommen, und daher zu probieren sei, wie probiert werde, einen anderen Zustand herzustellen, statt sich damit abzufinden. Setzt probieren nicht Absicht voraus? Ist doch etwas, was nicht so hingenommen werde, und daher ein anderer Zustand herbeigeführt werden solle, ein Beweggrund. Oder herrscht auch bei dem Begriff Beweggrund mittlerweile keine Übereinkunft mehr, und dessen Bedeutung ergebe sich nur nun aus seinem Gebrauch?“   

Tilvera: „Dann sage, es sei ein Motiv.“

Ónytjungur: „Wie auch immer. Vom logischen Standpunkt aus betrachtet würde es stets darauf hinauslaufen, dass der Zufall eine Absicht verfolgen müsse, also einen Beweggrund habe, du kannst es auch gerne Motiv nennen. Dumm nur, dass probieren dann nicht auf Zufall beruhe, da Beweggrund vorhanden, daher Zufall sich nur für einen solchen ausgebe.“

Tilvera: „Du sprichst in Rätseln.“

Ónytjungur: „Beweggrund ist eine Schranke, und ich hoffe, dass dazu wenigstens noch eine Übereinkunft existiere. Wenn alles Zufall ist, dann kann es auch keine Notwendigkeit geben, schließt doch das eine das andere aus. Da bei Notwendigkeit noch Möglichkeiten existierten, die nicht Notwendigkeit, da Notwendigkeit ja genau nur eine der Möglichkeiten, so wie auch Unmöglichkeiten existierten, so sind es die Unmöglichkeiten, die den Möglichkeiten – damit auch der Notwendigkeit – Schranken setzen, denn sonst ergäben alle drei Begriffe keinen Sinn. Dem Zufall hingegen können keine Schranken gesetzt sein, denn gäbe es da auch nur eine einzige, so wäre Zufall auch nicht mehr Zufall.“

Tilvera: „Na, dann bleibt mir wenigstens erspart, Zufall zu sein. Denn mir sind eine Fülle von Schranken gesetzt.“

Ónytjungur: „Nun verhält es sich aber auch noch so, dass Absicht eine Entscheidung voraussetze, und Entscheidung vorhandene Alternativen, denn wo keine Alternative, ist auch nichts zu entscheiden, und wo keine Entscheidung möglich, ist auch keine Absicht möglich. Wird probiert, so müssen zwar Alternativen gegeben sein, also mindestens zwei, allerdings ist bei probieren keine Entscheidung erforderlich, welche der Alternativen jetzt versucht, welche nicht, und welche später. Dabei wird aber übersehen, dass davor eine Entscheidung erfolgt sein muss, denn …

Tilvera: „… dies ergibt sich daraus, dass da etwas war, was nicht so hingenommen, und daher probiert wurde, einen anderen Zustand herzustellen, statt sich damit abzufinden, was einen Beweggrund konstituiere, ich weiß. Du weißt, was ein Korinthenkacker ist?

Ónytjungur: „Wer sagt, dass ich rechthaben möchte? Das genaue Gegenteil ist der Fall, ich bin nur ein Opfer meiner eigenen Begriffsstutzigkeit.“

Tilvera: „ Na, dann.

Ónytjungur: „Absicht setzt zudem vorhandenes Interesse voraus. Es sei denn, es wäre möglich, dass eine Absicht hinsichtlich etwas verfolgt werde, an dem gar kein Interesse bestehe. Das wäre aber meines Erachtens ein sehr merkwürdiges Gebaren. Führte es doch dazu, dass Zufall auch noch ein Interesse habe. Schon erstaunlich, welche Eigenschaften Zufall aufweist. Wenn also Absicht eine Entscheidung voraussetze, Entscheidung wiederum alternative Angebote voraussetze, so ist zu sagen, dass Zweck im Gegensatz hierzu weder alternative Angebote noch Entscheidung erfordere. Er ist einfach erfüllt, oder eben nicht. Können wir beide dahingehend zu einer Übereinkunft kommen?

Tilvera: „Meinetwegen. Falls sie dazu geeignet, die Angelegenheit zu verkürzen. Bist du nun mit deinen persönlichen Erkenntnissen über Wirklichkeit und Wahrheit fertig?

Ónytjungur: „Es gibt solche, die aussagen, Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit sei nicht möglich, und solche, die aussagen, sie verfügten über Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit. Beide Aussagen sind von gleicher Qualität. Denn die einen können es nicht wissen, und die anderen sich nur irren.“