ZKN3 – Zettelkasten nach Niklas Luhmann von Dr. phil. Daniel Lüdecke

Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Schüler, Studenten, Leseratten und Schreiberlinge fühlen sich durch die Informationsüberflutung völlig überfordert, das Gelesene in seiner Fülle überschaubar zu machen, wolle einer zu einem späteren Zeitpunkt aus gegebenem Anlass auf die gelesene Textstelle zurückgreifen. Ist einer gewillt, die Fülle des Lesestoffes für einen späteren Zugriff zu sichern, so bleibt wenigstens dem Haptiker die Methode, den Textausschnitt in dem Buch mit einem Textmarker zu markieren und die Seite mit einem Lesezeichen zu versehen. Allerdings wird durch diese Methode nicht festgehalten, aus welchem Grund denn diese Textstelle festgehalten wurde, so dass sich der Haptiker auf sein Erinnerungsvermögen verlassen muss, um zu wissen, wo sich denn der gerade benötigte Text befindet und falls dieses Wissen verloren ging, beginnt die Suche, indem jede Seite mit einem in Frage kommenden Lesezeichen geöffnet wird. Was sehr zeitraubend ist und nicht nur den eigentlichen Zweck der Suche unterbricht, sondern auch ergebnislos sein kann, wenn wegen der Fülle der Lesezettel die Suche entnervt abgebrochen wird.

Da ist von großem Vorteil, wenn der Suchende über ein komfortables Arbeitswerkzeug verfügt, welches die Lesezeichen ersetzt und eine rasche und gezielte Suche anhand von Literaturquellen und Schlagwörtern ermöglicht. Der Soziologe Niklas Luhmann ersetzte einst die Lesezeichen durch einen Zettelkasten, was Dr. phil. Daniel Lüdecke dazu inspirierte, ein Programm bereitzustellen, womit das Sammeln und Verwalten wichtiger Textstellen, Exzerpte und Gedanken als auch die anschließende Verwendung dieser Textsammlung zwecks Textproduktion wesentlich erleichtert und effektiver gestaltet werden kann. Das Programm ist kostenlos, in seiner Nutzungsdauer und im Nutzungsumfang nicht eingeschränkt und darf sowohl privat als auch beruflich eingesetzt werden. Für die Bedieneroberfläche können je nach Bedarf die Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch gewählt werden, bei der Sammlung von Texten kann jedes Alphabet angewendet werden.

Der Zettelkasten ZKN3 kann sowohl auf das Betriebssystem Windows wie auch auf die Betriebssysteme Linux und Mac OS X heruntergeladen werden, der zur Verfügung gestellte Link für den Download wird sowohl in Deutsch wie auch in Englisch bereitgestellt.

Mit dem installierten Zettelkasten können laut Dr. phil. Daniel Lüdecke Literatur, Textstellen und Zitate gesammelt, übersichtlich archiviert und verwaltet werden. Jeder Zettel wird mit Quellenangaben und Schlagwörtern versehen und erleichtert somit sowohl das Verknüpfen von thematisch ähnlichen Zetteln als auch das Wiederfinden und gezielte Suchen von eingetragenen Zetteln. Der Hersteller fügt hinzu: „Neben automatisch erstellten Verweisen, die thematisch zusammenhängende Zettel verknüpfen, bietet der Zettelkasten die Möglichkeit, manuelle Verweise auf andere Zettel zu erstellen. Darüber hinaus kann man, ähnlich wie Luhmann es praktiziert hat, Zettel fortführen. Mit den so genannten Folgezetteln gibt es eine weitere Möglichkeit, den Zettelkasten zu strukturieren und relevante Querverweise und thematische Cluster zu erstellen.“

Nach erfolgreicher Installation kann ein neuer Zettelkasten angelegt werden. Dem Benutzer werden daraufhin die Eingabebereiche Zettel, Schlagwörter, Verweise, Folgezettel, Literatur, Überschriften, etc. bereitgestellt, welche noch ohne Inhalt sind.

Eine mögliche Vorgehensweise zur Aufzeichnung gefundener Textstellen soll anhand eines kleinen Beispiels demonstriert werden. Die Demonstration umfasst zwar nicht den gesamten Funktionsumfang der Software, sollte jedoch für eine erste Annäherung genügen.

Ein Text, welcher für die Zukunft festgehalten werden soll, wird mit dem Button „Neu“ entweder erfasst oder für den Fall, dass er elektronisch verfügbar ist, mit Copy-Paste übernommen und eine passende Überschrift hinzugefügt. Daraufhin werden gefundene Schlagwörter im Text markiert, in das Schlagwort-Verzeichnis übernommen und der Literaturhinweis im Eingabefeld „Quellenangabe“ erfasst. Befindet sich das Schlagwort bereits im Schlagwort-Verzeichnis, wird das Schlagwort im Tab „Schlagwörter“ markiert und mit dem Button „Hinzufügen“ der Schlagwortliste des Zettels hinzugefügt. Auf die gleiche Art und Weise kann eine bereits vorhandene Literaturquelle im Tab „Literatur“ markiert und dem Zettel hinzugefügt werden.

Mit der Zeit entsteht auf diese Art und Weise eine umfangreiche Literaturliste mit Textquellen und Schlagwörtern, welche für eine spätere Recherche herangezogen werden kann. Werden zum Beispiel Texte anhand einer Überschrift gesucht, wird im Tab „Überschriften“ die gesuchte Überschrift ausgewählt, worauf der Inhalt mit Literaturangabe angezeigt wird.

Wird eine Literaturquelle im Tab „Literatur“ ausgewählt, erhält der Benutzer eine Liste aller hierzu erfassten Zettel.

Ist der Benutzer an einem Inhalt eines Zettels aus dieser Quelle interessiert, wählt er den entsprechenden Zettel in der Liste anhand dessen Überschrift aus und erhält den Inhalt des Zettels mit der Literaturangabe und den im Text enthaltenen Schlagwörtern.

Die Liste der Schlagwörter gibt auch Auskunft darüber, wie oft ein Schlagwort in den erfassten Zetteln gefunden wird.

Schreiberlinge, Schüler und Studierende können zusätzlich die auf solche Art und Weise zusammengetragenen Zettel für eine Textproduktion (Aufsatz, Studienarbeit, etc.)  über die Funktion „Schreibtisch“ heranziehen, auf welchem eine Gliederung erstellt wird und Zettel den Gliederungspunkten zugeordnet werden, ergänzt um Überschriften und eigene Texte in Form von Kommentaren.

Niklas Luhmann bekannte einst in einem Interview: „Ohne die Zettel, also allein durch Nachdenken, würde ich auf solche Ideen nicht kommen. Natürlich ist mein Kopf erforderlich, um die Einfälle zu notieren, aber er kann nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden.“ Dies gilt aller Erfahrung nach nicht nur für ihn, sondern für alle. Oder etwa nicht?

In memoriam des UNO-Vetorechts der Atommächte

Anno Gestern ergab es sich, dass sich der Staat an den wohlgebauten Körpern seiner Jugend erfreute und die große vaterländische Pflicht verkündete. Die Staatsmänner selbst waren betrüblicherweise als Wohnzimmerkrieger dazu außerstande, ihre vaterländische Pflicht zu erfüllen und es war zu vernehmen, dass sie erbärmlich darunter litten.

Nun, jeder stehe an seinem Platz.  Familienvater Rúnar – nunmehr Feldwebel Rúnar – schickte sich an, Einfamilienhaus, Schnuckiputzi, samt Kinder und Blautanne zu verteidigen und lag bereits die zweite Woche im erfolgreichen hinhaltenden Kampf nördlich von Akureyri, als hoch über den Tannen ihm weiße Streifen ankündigten, dass sich im Hinterland wohl ein Atomziel befinden müsse. Ein Lachkrampf erschütterte den Schützengraben, als Feldwebel Rúnar – immer noch Familienvater Rúnar – mit dem G3 auf die Rakete schoss, um seine Familie zu schützen. Als man ihm unmittelbar nach dem Gefecht in Akureyri die Nachricht überbrachte, dass seine Familie in Hólmavík tapfer vor dem Feind gefallen sei, schwoll seine Brust in vaterländischem Stolz.

Der Antrag auf Heimaturlaub wurde abgelehnt, da in Hólmavík ohnehin nichts mehr zu beerdigen sei. Als Rúnar seine Mannen zu neuem Sturmangriff auf den Berg führte, durchjagte eine Kugel den schriftlichen Bescheid in seiner Brusttasche. Der Bescheid offerierte ihm, dass er in dreißig Jahren, also unmittelbar vor seiner Rente, Anspruch darauf hätte, im Planquadrat XYZ – ehemals Hólmavík – ein Haus zu errichten. Der Bescheid verwies darauf, dass es sich dabei um das ehemalige Grundstück handle, dies nach wie vor sein Grundstück sei, das Grundstück allerdings mit der Auflage versehen worden sei, dass darauf für die nächsten 50 Jahre keinerlei Nahrung angebaut werde dürfe, welche geeignet wäre, in den öffentlichen Handel zu gelangen. Die Früchte seiner Arbeit könne er jedoch zur Deckung des Eigenbedarfs ernten, da diese bedenkenlos für den Verzehr geeignet wären. Im Übrigen werde er, Rúnar, in Würdigung des hohen Blutzolls, den seine Familie zur Verteidigung seines Vaterlandes erbracht habe, mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Regierung bedaure aufrichtig, dass er pflichtgemäß seiner Familie in ihrer Todesstunde nicht habe beistehen können. Der Bescheid versicherte ihm jedoch, dass seine Familie einen humanen Tod erlitten hatte, sie hätten keinerlei Schmerz empfunden.  

Während der Genesungszeit im Lazarett konnte sich Feldwebel Rúnar – nun nicht mehr Familienvater Rúnar – hingegen nicht entblöden, einen zweifelnden Blick auf seine Braut neben den anderen G3´s zu werfen und beschloss daher, am Totensonntag für seine Familie sammeln zu gehen – in Uniform, am Denkmal, welches von einem internationalen Scherbengericht in Reykjavík nach der Abschaffung des UNO-Vetorechts für Atommächte errichtet wurde.