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Nach Needham stellt sich in der Objektwahrnehmung bei Säuglingen die Unterscheidung von Objekten auf der Grundlage von Formunterschieden erst nach ca. 4 ½ Monaten ein, die Nutzung von Farbunterschieden sogar erst nach 5 bis 9 Monaten. Die Bildung und Selektion der Synapsen erfolgt ebenfalls erst postnatal ungefähr ab dem achten Tag nach der Geburt, um nach ca. 30 Tagen mit ca. 13.000 Synapsen pro Neuron ihren Kulminationspunkt zu erreichen. Erst nachdem nach 30 Tagen der Kulminationspunkt bei der Bildung von Synapsen erreicht wurde, beginnt die lange Fixation von Objekten.

Diese lange Fixation von Objekten generiert den Bezugs- oder Referenzpunkt, also den Wert, der sich daraus ergibt, indem bei den Berechnungen und Messungen der um das 10.000 bis 100.000-fache größere und tatsächlich vorhandene Raum der Atomhülle zugunsten der darin marginal vorhandenen Materie abgezogen wird. Der Eintritt in die Welt der Vorstellungen.

Gesetzt den Fall, es gebe …, dann …

Lljósmynd:  © Kári Þór Jóhannsson, Fiskbúð Sjávarfangs

Ónytjungur: „Verhält es sich nicht so, dass die Vorstellungskraft die Formen der  Sinneswahrnehmungen auch dann bewahre, wenn diese nicht mehr existieren?“

Lesandi: „Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.“

Ónytjungur: „Und könnte es sein, dass die Tätigkeit des Zusammenfügens dieser Formen und ihrer Unterscheidung voneinander zu denjenigen Fähigkeiten gehört, die nicht zur Vorstellungskraft selbst gehören?“

Lesandi: „Vermutlich. Durch diese Tätigkeit kann einer sich bekanntlich auch vorgestellte Dinge erdenken, die unrealistisch sind, wie im Traum oder in den Träumen des Wachseins.“

Ónytjungur: „Gut. Nennen wir vorerst jene Instanz, welche diese Tätigkeit ausübt, die Kombinierende. Könnte es sein, dass  diese Fähigkeit  in ihrer Tätigkeit mit dem Gedächtnis verbunden ist?“

Lesandi: „Nun, wie sonst könne einer sich die Wahrnehmungen erneut vor Augen führen, stammten diese nun von den äußeren Sinnesorganen oder von den inneren Fähigkeiten wie Phantasie oder der  Kombinierenden. Wozu fragst Du?“

Ónytjungur: „Somit wäre es bei einem, welcher sowohl zu Sinneswahrnehmungen fähig,  als auch über Vorstellungskraft verfüge, für die Kombinierende durchaus eine Möglichkeit, fragte diese nach dem ‚Was wäre wenn‘?“

Lesandi: „Mit anderen Worten ‚Gesetzt den Fall, dass …‘ ? Nun, es war davon zu hören, dass der gegenwärtige isländische Staatspräsident  Guðni Th. Jóhannesson vor seiner Präsidentschaft Dozent an der Universität Ísland war. Ein Gegenstand seiner Forschungstätigkeit sei zum Beispiel die Methode  “Efsaga” (“Was wäre wenn”)  gewesen, an der Universität Reykjavík, Fakultät für Geschichte und Philosophie. Du willst mir gegenüber hoffentlich nicht behaupten, Du könntest dazu etwas Sinnvolles beitragen.“

Ónytjungur: „Wirke ich auf Dich, als würde ich unter Größenwahn leiden? Nein, ich würde diese Methode als Laie nur zu gerne einmal selbst anwenden. Ich hatte hierzu äußere Sinneswahrnehmungen aus dem Gedächtnis entnommen, womit sich dann die  Kombinierende zu beschäftigen hatte. Da ich – wie Du weißt – nur dazu fähig bin, etwas mehr oder weniger klar zu beschreiben,  wird es wohl das Beste sein, ich rufe die Fragestellung aus meiner Erinnerung zurück:               

 ‚Einmal angenommen, dass einer Lehre gefolgt werden könne oder nicht, also diese praktiziert werde oder nicht, so ist festzustellen, dass durch diese Lehre, da gelehrt, Festsetzungen der Art getroffen wurden, welche das, was sich innerhalb der Lehre befinde, von dem abgrenze, was außerhalb der Lehre sich befände.
Wie wäre dann eine Lehre beschaffen, zu welcher sich nichts außerhalb ihrer selbst etwas feststellen ließe, da alles innerhalb?
Wäre diese nicht eine Lehre, deren Eigenschaften aussagten, dass diese nicht gelehrt werden kann, und daher nur praktiziert werden könne?
Würde dies nicht auch bedingen, dass es nur eine einzige solche Lehre geben könne, und diese längst von allen praktiziert wird?
Denn gäbe es deren mehrere, worin könnten sich diese schon unterscheiden, da keine von ihnen gelehrt?
Und da nicht gelehrt, was könne da die Feststellung begründen, es gäbe auch nur einen Einzigen, der sie nicht praktizierte?
Wäre dann, aus dieser Sicht, erstens diese Lehre nicht eine Lehre von der Einheit, und daher per se einzigartig, und zweitens die Wege des Wissens so zahlreich wie die Anzahl der bisherigen Menschen?
Und wäre dies dann nicht auch der einzige Punkt, in welchem die Vielfalt dieser Lehre sich doktrinär ausdrückte?‘

Untersuche ich nun – ausgehend von der Annahme – die Folge daraus resultierender Ableitungen auf deren Gültigkeit, so entdecke ich darin nur vernünftige Schlussfolgerungen. Bin ich auf dem Holzweg?“

Lesandi: „Woher soll ich das wissen. Wie Du weißt, ist das Auge der Zufriedenheit für jeglichen Mangel zu schwach, so wie das Auge der Unzufriedenheit die schlechten Dinge ans Licht bringt.“

Innenansicht und Außenmeinung

Die Trolle Bókstafareikningur und Reiknirit lagen Nächtens auf ihrem Stein südlich des Drangajökull und träumen bei rotem, grünem und gelbem Tanz der Elfen.

Reiknirit: „Ein konkretes Individuum verlor sein Meditationszentrum. Dessen Meditationszentrum war ein Fabrikschlot vor dem Fenster. Es hatte sich vor dem Fenster eine Schar von Buddhisten in der Fabrik niedergelassen, Männer waren auf das Dach geklettert, und hatten dem Schornstein hölzerne Reifen umgelegt, stiegen auf diesen hinauf und warfen den Schornstein Stück um Stück in dessen Schlund. Dann feierten die Buddhisten das Richtfest ihres Meditationszentrums. Der Schornstein fehle nun dem konkreten Individuum in jenen Stunden, in welchen das Selbstvertrauen schwindet, wenn die Zweifel kommen, und die Stimmung so trüb ist wie die schmutzigblaue Abdeckplane auf dem Dach der Fabrik.“

(be)

Bókstafareikningur: „Zentren sind immer nur Zentren relativ zu Irgendetwas. Wenn ich zum Beispiel den Ausdruck im Uhrzeigersinn gebrauche, beziehe ich mich auf ein Zentrum, und ich verstehe selbstverständlich darunter jenes, was vom Standpunkt der Uhr aus gesehen deren Sinn beschreibt, und nicht den Standort jener, welche auf die Uhr blicken. Denn gesetzt den Fall, die Uhr nehme sich selbst wahr, während sie auf die Menschen blicke, sieht diese ihre Zeiger gegen den …“

Reiknirit: „ … was nur feststellbar, stellte einer sich vor, er sei diese Uhr. Was aber hat das mit dem zu tun, was ich mir erfahren hatte, und dir gerade zu erzählen begann?“

Bókstafareikningur: „Da damit bereits das Feststellbare über Innenansicht und Außenmeinung hinreichend beschrieben. Ich erinnere dich an den Satz: Fehlen Dir die Füße zum Reisen, so reise nach innen.“

Reiknirit: „Verstehe. Gesetzt den Fall, es wäre möglich, nach innen zu reisen, und nach außen zu reisen, …”

Bókstafareikningur: „… so könne dies sich nur so verhalten, als würde der Reisende dabei in einem gewöhnlichen Spiegel leben, damit er sehe, was sich da zeige, so er der spiegelnden Seite zugewandt.“

Reiknirit: „Was Sinn mache, denn blickte er auf dessen Rückseite, so sähe er ja nichts, da diese blind. Richte nun einer – auf solche Art und Weise reisend – den Blick nach innen in sich selbst, so sähe er sich selbst. Was aber nach sich zöge, dass er außen nichts mehr wahrnehmen könne, da zugleich die blinde Seite des Spiegels in Richtung nach außen gerichtet, welche ja außerstande, etwas wahrnehmen zu können.“

Bókstafareikningur: „Nehme er nun bei dem Blick nach innen etwa außen etwas wahr, wozu auch ein Gedanke bzw. eine bildhafte Vorstellung zählte, …“

Reiknirit: „… erzählte dieses Ereignis demnach, dass er tatsächlich den Spiegel gewendet habe, und damit logischerweise gar nicht mehr nach innen sähe. Nehmen wir nun an, es gelänge ihm, den Spiegel nach innen gerichtet zu halten, was sähe dann ein Außenstehender?“

Bókstafareikningur: „Aller Logik nach nur die blinde Seite des Spiegels, also – nichts. Nehmen wir nun noch an, der Reisende würde den Spiegel wenden, also nach außen richten. Verhält es sich dann nicht so, dass der Reisende sähe, was sich ihm dort darböte, so er zu Aufmerksamkeit fähig?“

Reiknirit: „Dann sähe er aber innen nichts mehr, da in Folge nun die blinde Seite des Spiegels in Richtung nach innen gerichtet, welche ja nichts wahrnehmen könne.“

Bókstafareikningur: „Was sähe aber in diesem Falle dann der Außenstehende, der in die nun dargebotene spiegelnde Seite blicke?“

Reiknirit: „Wer bereits einmal in einen Spiegel gesehen hat, kann diese Frage beantworten. Nur die Wesen glauben, sie seien mit einem Januskopf ausgestattet worden. Was sie zwar abstreiten, aber so agieren, als besäßen sie einen.“

Bókstafareikningur: „Womit auch die Uhr, und jener, der auf diese blicke, hinreichend beschrieben. Und weil dem so ist, ist eine Feststellung nachvollziehbar, dass sich Innenansicht und Außenmeinung keineswegs deckten.“

Reiknirit: „Bliebe noch der Frage nachzugehen, ob jene Innenansicht, welche über solcherart Spiegelei wahrnehmbar, mit jener Innenansicht sich decken könne oder sogar müsse, welche aus Nachdenken, also dem sogenannten Rationalisieren resultiere, welches nicht mit rationalem Begreifen identisch.“

Bókstafareikningur: „Was eine interessante Frage schon allein aus dem Grund, da auf Grundlage der Annahme, die gewonnene Innenansicht des Inhabers, und die gewonnene Ansicht eines Außenstehenden über den Inhalt des Inhabers könnten deckungsgleich sein, sich nicht nur ein neuer Berufsstand entwickelte, sondern gleich eine neue Wissenschaft: die Psychologie.“

Reiknirit: „Und so verlässt seitdem der hiervon Infizierte gelangweilt die Theatervorstellung vor der Zeit, sich der Frage widmend, ob die Tatsache, dass er im Gegensatz zu dem restlichen Publikum sich von der dargebotenen Aufführung gelangweilt fühle, nur aus dem Grund hervorgegangen sein könne, weil da noch ein unentdecktes Problem in ihm wäre, was sich ihm darüber kund tue …“

Bókstafareikningur: „… vielleicht ein verdeckt schlummernder Konflikt mit der Mutter, dem Vater, den Geschwistern, unerfüllte inzestuöse Wünsche, oder was auch immer. Und der nun endlich nach langer Zeit danach dränge, durch einen Psychologen ans Tageslicht gebracht zu werden.“

Reiknirit: „Dies erklärte, dass in den Vereinigten Staaten – so ist zu hören – gebildete Menschen neben einem Eigenheim, einem Auto, einer Mikrowelle, und einem Eisschrank auch einen Psychologen als notwendiges Accessoire für ein vollständiges Portefeuille erkannt haben.“

Bókstafareikningur: „Ergibt sich doch darüber neben dem Geltungsnutzen auch ein Grundnutzen, in Form von kurzweiligem Gesprächsstoff in angenehmer Runde unter Gleichgesinnten. Nach dem Besuch des Sofas.“

Reiknirit: „Und für den Fall, der Psychologe sollte etwas von dem Gegenstand begriffen haben, mit dem er umgeht, gibt es auch eine Lösung: man wechselt ihn aus.“

Bókstafareikningur: „Was zu dem Satz führe: Die Person? Wie soll ich sie beschreiben. Ich beschriebe sie in der Form eines Fragezeichens, mit der Gewissheit, dass vor diesem ein Satz stehe, und dem Wissen, dass dieser Satz von Niemandem gelesen werden könne, außer von derjenigen Person selbst.“

Reiknirit: „Aber deine Erklärung hat einen Haken. Denn diese ist nur eine aristotelische Spiegelei, die schon längst widerlegt ist“.

Bókstafareikningur: „So, meinst du? Hast du schon einmal einen Versuch unternommen, deine Gehirnströme auf 0,4 Hz herunterzufahren?“

Reiknirit: „Wozu sollte das gut sein?“

Bókstafareikningur: „Damit du den Satz verstehen kannst: Welcher Sehnsucht folgst du, die Wüste zu durchwandern? Wie oft bist du zu heiligen Stätten gepilgert, bist dem Rufe der Gurus gefolgt oder hast magische Steine an deiner Haut gerieben? Doch wann bist du jemals in deinen eigenen Tempel eingetreten?

Reiknirit: „Und wozu sollte das nun wieder gut sein?“

Bókstafareikningur: „Weil sich nur dort vielleicht ein Meditationszentrum auffinden ließe? Und damit du endlich Einsteins Relativitätstheorie verstehst, und diese nicht weiterhin nur ohne Sinn und Verstand auswendig herunterbetest?“

Reiknirit: „Aber was bitteschön wäre da nun relativ?“

Bókstafareikningur: „Nun, es könnte gut sein, dass du dabei aus Versehen in den Mikrokosmos eintauchst, aber im Makrokosmos landest, und den Weg zurück nicht mehr findest.“

Reiknirit: „Blühender Blödsinn.“

Bókstafareikningur: „So, meinst du? Wie verhält sich denn der Durchmesser eines Atoms zu seiner Atomhülle?“

Reiknirit: „Das Verhältnis des Durchmessers eines Atomkerns zu dem Durchmesser seiner Atomhülle, in der sich die Elektronen bewegen, welche die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Atoms bestimmen, bewegt sich im Verhältnis von ca. 1 : 10.000 bis 1 : 100.000.”

Bókstafareikningur: „Und besäße der Atomkern den Durchmesser der Sonne, kreiste dessen äußerstes Elektron ca. 13.927.000.000 km entfernt davon. Gemessen daran klebt die Erde mit ihren 149.500.000 km geradezu an der Sonne. Betrachte einer das Verhältnis der vorkommenden Massen in einer Atomhülle mit dem eines Sonnensystems, so ließe sich feststellen, dass sich im Atomkern mehr als 99,9 % der Masse und Energie des gesamten Atoms konzentrierten, was mit dem Verhältnis der Massen in unserem Sonnensystem in etwa konform wäre, in welchem die Masse der Sonne 700fach größer sei als die Masse all ihrer Planeten.“

Reiknirit: „Nehmen wir beide also einmal an, jemand wäre in der Lage, seine Gehirnströme auf 0,4 Hz herunterzufahren, und reise dabei versehentlich in seinen eigenen Mikrokosmos, und es gelänge ihm, sich dort über einen gewissen Zeitraum aufzuhalten, er demnach nicht in der Lage wäre, sich jenseits dieses Mikrokosmos auf der Ebene der dort vorhandenen Wahrnehmungsfähigkeit zu bedienen, um deren Zweck zu erfüllen, …”

Bókstafareikningur: „… würde dies gemäß der Naturgesetze zufolge unweigerlich dazu führen, dass dessen neuronale Vorgänge ihre Funktionsfähigkeit verlören, da ihnen dadurch jegliche Voraussetzung hierfür hinreichend genug entzogen, welche diese zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionstüchtigkeit benötigten.“

Reiknirit: „Während dem im Mikrokosmos Schwebenden …“

Bókstafareikningur: „… die fernen Atome des eigenen Körpers erschienen wie ferne Planeten, und er sich die bange Frage stellte, wie es denn nun anzustellen sei, …”

Reiknirit: „… dass er endlich diesen taumelnden Zustand in diesem leeren Weltall auch wieder verlassen könne, um endlich wieder auf seinem Sofa zu landen …“

Bókstafareikningur: „… er auf solchem Weg folglich von einem Bezugssystem zu jenem Bezugssystem zurückkehre, von welchem er seine Reise unternommen.“

Reiknirit: „Wird nicht mit dem Begriff Wirklichkeit all das beschrieben, was der Fall ist?“

Bókstafareikningur: „So ist zu hören. Und als Gegenbegriffe zur Wirklichkeit werden Schein und Phantasie gehandelt.“

Reiknirit: „Nach Needham stellt sich in der Objektwahrnehmung bei Säuglingen die Unterscheidung von Objekten auf der Grundlage von Formunterschieden erst nach ca. 4 ½ Monaten ein, die Nutzung von Farbunterschieden sogar erst nach 5 bis 9 Monaten. Die Bildung und Selektion der Synapsen erfolgt ebenfalls erst postnatal, ungefähr ab dem achten Tag nach der Geburt, um nach ca. 30 Tagen mit ca. 13.000 Synapsen pro Neuron den Kulminationspunkt zu erreichen. Erst nachdem nach 30 Tagen der Kulminationspunkt bei der Bildung von Synapsen erreicht wurde, beginnt die lange Fixation von Objekten.“

(be)

Bókstafareikningur: „Und diese Fixation von Objekten führt zu jenem Bezugs– oder Referenzpunkt, ohne dem eine Tomate …“

Reiknirit: „.. sich vielleicht nur als ein Universum darböte, aus Atomen und Atomhüllen, was alles andere als geeignet wäre, …“

Bókstafareikningur: „… um erkennen zu können, dass einer in diese auch hineinbeißen könne, um seinen Hunger zu stillen.“

Reiknirit: „“Womit vorstellendes Begreifen ausreichend beschrieben.”

Bókstafareikningur: “Wie auch das rationale Begreifen. Rökfræði führt zu Samræmi.“ 1)

Die Trolle Bókstafareikningur und Reiknirit kletterten von ihrem Stein südlich des Drangajökull, und tanzten ausgelassen einen Reigen um ihren Stein, da er sich ihnen als Stein darbot, was nur Schein und Phantasie, und nicht als eine riesige Ansammlung von Atomen und Atomhüllen, also dessen Wirklichkeit, die ja Gegenbegriff zu Schein und Phantasie:

„Lítilla sanda
lítilla sæva
lítil eru geð guma.
Því að allir menn
urðu-t jafnspakir:
Hálf er öld hvar.“
2)

 

1) Samræmi (isl.) = Harmonie, Korrespondenz (isl.) = Widerspruchsfreiheit / Konsistenz (dt., gr.)
Rökfræði (isl.) = Argument und Studie (isl.) = Logik (dt., gr.)

2) Aus „Hávámál og Völuspa“, Gísli Sigurðsson, Svart á Hvítu, Reykjavik 1986, Übersetzung:

 (53) “Unbedeutende Buchten
kleine Meere
bedeutungslos der Dichter Sinn.
Da alle Menschen
nicht gleich weise waren,
ist Dasein unvollständig überall.“

Des Gnoms Genom

Tilvera: “Sie setzen nun entdecken dem erfinden gleich, und argumentieren, dass kein Unterschied bestehe zwischen den beiden Tätigkeiten, denn es sei der Verstand, der entdecke, und da dieser  es ist, der finde, sei es erfunden, und keineswegs entdeckt. Dein Genom wurde daher keineswegs entdeckt, sondern erfunden.”

Ónytjungur: “Ich besitze keinen Gnom. Es war daher bei mir auch keiner zu entdecken, und wäre da, weil bei mir hier nichts zu finden war, deswegen erfunden worden, dass ich einen Gnom besitze, so wurde dies meiner Erinnerung nach vor nicht langer Zeit noch Lüge genannt. Und diese meine Aussage ist wahr,  sowohl für jenen Fall, dass du mit dem Wort Gnom einen Erdbewohner meintest, als auch für jenen Fall, dass du mit dem Wort vom Verstand sprachst.”

Tilvera: “Ich sagte Genom, und nicht Gnom. Du spottest über Kleinwüchsige?”

Ónytjungur: “Wo denkst Du hin. Du weißt, das unsichtbare Volk ist unser treuester Freund, und wir Tröll deren treueste Freunde. Und da das unsichtbare Volk, wie der Name bereits darauf hinweist, unsichtbar ist, kann kein Tröll wissen, ob diese Bewohner im Untergrund nun Riesen, Zwerge, oder keines von beiden sind.  Demnach ist für uns Tröll eine bestimmte Körpergröße völlig nichtssagend, denn wäre es anders, wie könnten wir dann deren treueste Freunde sein.”

Tilvera: “Dennoch sagte ich Genom, und nicht Gnom.”

Ónytjungur: “Würdest Du mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass im Falle, mit dem Wort Gnom würden Erdbewohner bezeichnet, dann mit dem Wort eine angemessene Vorstellung über das Bezeichnete verbunden werden könne, hingegen  im Falle, es würde mit dem Wort Verstand bezeichnet,  keine angemessene Vorstellung über das Bezeichnete verbunden werden könne?

Tilvera: “In beiden Fällen wäre das darüber Bezeichnete einer Vorstellung zugänglich. Es ist aber immer noch so, dass ich vom Genom sprach, und nicht vom Gnom.”

Ónytjungur: “Gemach. Wie du weißt, gibt es keine Messgröße, die das Ausmaß an Verstand messe, also jener Fähigkeit, über welche mittels Begriffen sich etwas vorgestellt werde. Eine Messgröße  gibt es selbst dann nicht, setzte einer eine solche. Zudem, bildete einer Begriffe, und verknüpfte er diese dann mit Urteilen,  so wäre einer – wolle er in Folge darüber aussagen – dazu gezwungen, dieses  über Vergleiche mitzuteilen, da über Sprache nur Aussagen von Vergleichen möglich. Doch was wäre dann beschrieben über dieses Etwas, wenn erzählt, es sei größer oder kleiner als, dicker oder dünner als, älter oder jünger als, und was da an Vergleichen noch so möglich?  Das Ding selbst? Oder nur das Ergebnis eines Vergleichs, bezogen auf irgendeine Messgröße?”

Tilvera: “Nun, ebenso verhält es sich mit jenem, was mit dem Wort Akzeptanz bezeichnet. Auch über diese gibt keine Messgröße, die ein Ausmaß an Akzeptanz messe. Selbst dann nicht, setzte einer eine solche. Denn diese wäre immer willkürlicher Natur. Und so wäre von Akzeptanz nur zu sagen, dass es zwar einen oberen und unteren Schwellwert hinsichtlich vorhandener oder nicht vorhandener Akzeptanz gebe, jenseits derer entweder – in der einen Richtung – die Urteilsfähigkeit sich in ein  kollektives Delirium begebe, oder-  in der entgegengesetzten Richtung – ein konkretes Individuum sich  von jeglichem weiteren Versuch einer Kontaktaufnahme verabschiede, nicht jedoch, ab wann denn diese Schwellwerte nach oben oder nach unten genau über- oder unterschritten seien.”

Ónytjungur: “Wie kannst du dann behaupten, in beiden Fällen wäre das darüber Bezeichnete einer Vorstellung zugänglich, also sowohl bei den Ding Erdbewohner, wie bei dem Nichtding Verstand?”

Tilvera: “Nun, weil die Resultate aus der Bildung von Begriffen, und der damit verknüpften Urteile für jedermann wahrnehmbar, so er über Sinne verfüge.”

Ónytjungur: “Zugegeben. Und das auch noch unübersehbar. Jahrhunderte sitze ich nun bereits auf meinem Stein, bin durch Länder gereist, habe mir erfahren, was an Dingen jenseits des Horizonts, und bin dort auf jenes gestoßen, was Intelligenz genannt.”

Tilvera: “Nun, dann verfügst du bereits über Wahrnehmung, was Voraussetzung von Intelligenz. Wie du sicherlich weißt, ist Wahrnehmung selbst nur dumm.”

Ónytjungur: “Nun, ich bin ein Tröll. Ziehe demnach Betrachtungen über Wahrgenommenes allemal einer möglichen Intelligenz vor, und bleibe daher lieber dumm. Stahl doch die Intelligenz zuerst das Land, das ausnahmslos für alle bestimmt, wissend, dass sie damit Artgenossen die Ernährungsgrundlage entziehe. Dann erfand sie den Tausch, und verkündete den Landlosen: ‘Schaffet an meiner statt, und ich gebe euch dafür das Brot, das ich euch entzog!‘ Dann erfand sie die unverderbliche  Ware, die es gar nicht gibt, was dazu führte, dass die einen diese im Übermaß horteten, und die anderen mühsam oder vergeblich sich selbst verleugneten, um etwas davon zu erhalten, denn nur darüber war noch Nahrung zugänglich. Und so wucherten Höfðingar landauf, landab, und jene, die übrig blieben. Da aber noch das Prinzip herrschte, dass jedes konkrete Individuum sich seinen Goði frei wählen konnte,  den Goðar daher jederzeit die Gefolgschaft aufgekündigt werden durfte, ohne deswegen etwas Nachteiliges befürchten zu müssen,  erfand sie die Ideologie, die Nation, die Gesellschaft, die Akzeptanz, welche nur das Ausmaß an Gefolgschaft, die Ochlokratie, die Diktatur der Mehrheit, die Querulanten, die Leitkultur, die Nestbeschmutzer,  ersetzte Gattung durch Volk,  und Wissen durch Meinung, und was noch so alles an Begriffsbildungen möglich, verhedderte und verirrte sich in dem auf solche Weise entstandenen Begriffslabyrinth, verwarf endgültig, dass etwas unstrittig sein könne, und da es hierfür noch keinen Begriff gab, nannte sie es Zivilisation.”

Tilvera: “Du scheinst mir ein Defätist zu sein.”

Ónytjungur: “Du hörst einen, der mutlos und hoffnungslos ist, und die eigene Sache für aussichtslos hält? Setzte eine solche Haltung nicht voraus, dass da einer sich auf den Weg gemacht hätte, Gefolgschaft für die eigene Sache zu suchen, da von Sucht nach Bestätigung oder Widerspruch heimgesucht?  Was wäre da schon anderes gewonnen als Gesocks.”

Tilvera: “Nun, das liegt daran, dass du strohdumm bist.”

Ónytjungur: “Da lob ich mir doch die Dummheit. Verhält es sich nicht so, dass Gefolgschaft es war, die aus der Menge von Milliarden Exemplaren einem Dutzend aus dieser Menge die Möglichkeit schuf, dass dieses Dutzend jedes Lebende von dieser Erde jederzeit auslöschen dürfe, wann immer es einem aus diesem Dutzend gefiele, und die Befugnis hierzu als notwendig ausgab, wider besseren Wissens die Behauptung aufstellend, bereits die Gattung begründe, dass es sich bei solchen bereits per-se um ein vernunftbegabtes Wesen handeln müsse?”

Tilvera: “Dem Versuch einer Abschaffung dieses Zustands wird von intelligenten Leuten kein Erfolg attestiert, wie du weißt. Bist du nun ein systematischer Schlechtreder gesellschaftlicher und politischer Umstände geworden?”

Ónytjungur: “Ich erzähle dir nur, was ich mir auf meinen Reisen erfahren hatte, und nichts darüber hinaus. Sage mir, falls ich lüge, und meine Erinnerung mich betrogen habe, und ich werde meine Erzählung korrigieren.”

Tilvera: “Nun, für den Fall, dass du dich noch daran erinnern kannst: ich sprach nur vom Genom.”

Ónytjungur: “Auch ich spreche von nichts anderem. Sag mir, wie nennst du Etwas, das zwar in der Lage ist, einen gesprochenen oder geschriebenen Satz als Aneinanderreihung von Begriffen zu erkennen, darin enthaltene Begriffe extrahieren und bereits vorhandenen Begriffen zuordnen kann,  Beziehungen und deren Kardinalität in einem Gedächtnis ablegen kann, ausschließlich  in der Lage ist, einer vorgegebenen Reihenfolge von Entscheidungen, Wiederholungen und Anweisungen zu folgen, nur dazu fähig, Erkenntnisse ausschließlich aus dem Gebrauch vorliegender Statistiken gewinne, und jegliche Entscheidung nur auf Grundlage vorliegender statistischer Daten treffen kann? Nennst du solches etwa vorhandenen Verstand, oder Verständnis, oder Besinnung, oder Einsicht?”

Tilvera: “Dies wäre erst anhand jener Begriffe feststellbar, die diesen Nomen vorausgingen, demnach  die Begriffe für  die Tätigkeiten überlegen, verstehen, begreifen, besinnen, und einsehen, da erst über diese Tätigkeiten einer möglichen Vorstellung zugänglich.”

Ónytjungur: “Und ist verstehen, begreifen, sich besinnen, und einsehen möglich im Falle, einer wüsste nur jenes, was ihm persönlich bekannt, jedoch nicht jenes, was ihm unbekannt, dennoch aber vorhanden?”

Tilvera: “Es wären nur solche Annahmen herstellbar, welche das im Unbekannten gebliebene nicht berücksichtigten, was zwangsläufig zu irrtümlichen Entscheidungen führe. Irrtum wäre daher bereits systemimmanent und  vorprogrammiert.”

Ónytjungur: “Womit der Satz erklärt, dass ein Mensch sich stündlich irre. Und da dem so ist, überträgt er nun jenes, was er für Intelligenz hält, auf eine neu geschaffene Gattung, die in der Lage, sich – im Gegensatz zu ihm selbst –  jede Millisekunde irren zu können. Womit ich beim Genom angekommen.”

Tilvera: “Und worin bestünde deiner Ansicht nach die Verbindung mit jenem, von dem du erzähltest, mit jenem, was Genom genannt?”

Ónytjungur: “Nun, ich hörte davon, dass bei diesen Wesen sogenannte Pseudogenome gefunden wurden, die jedoch nicht mehr im Gebrauch seien, vermutlich durch Mutationen außer Kraft gesetzt.”

Tilvera: “Und?”

Ónytjungur: “Nun, ich habe, wie du meiner Erzählung entnehmen konntest, durchaus Anlass zu der Vermutung, dass jene Gattung, die sich selbst die Eigenschaft eines vernunftbegabten Wesens zuschreibt, zwar für Vernunft begabt sei, allerdings größten Wert darauf lege, diese Begabung nicht zu nutzen, diese daher nun in solchen sogenannten Pseudogenen ungenutzt auf jenen Zeitpunkt harre, an dem es wieder opportun, Verständnis und Einsicht zu praktizieren, da sich mittlerweile über die Methode trial-and-error herausgestellt habe, dass erst diese beiden den Fortbestand der Gattung sicherstellen würden, und nicht – wie irrtümlich angenommen – jenes, was Intelligenz genannt, da diese ja nichts weiter als das Resultat aus vorhandener Gefolgschaften, und deren jeweiligem Diktat, welches Akzeptanz genannt.”

Tilvera: “Womit du eindrucksvoll für jedermann belegst, dass du kein vernunftbegabtes Wesen bist”.

Ónytjungur: “Was kein Schaden ist. Ermöglicht doch diese Eigenschaft uns Tröll, aufmerksam zu sein, und sich auf unseren Reisen Wirklichkeit erfahren zu können. Lass mich dich daher mit einem Vers willkommen heißen.”

Tilvera und Ónytjungur fassten sich bei den Händen, sangen ein Lied, und tanzten auf ihrem Stein:

“Hrörnar þöll
sú er stendur þorpi á.
Hlýrat henni börkur né barr.

Svo er maður
sá er manngi ann.

Hvað skal hann lengi lifa?”  1)

 

1) Anm.: Vers 50, „Hávámál og Völuspa“, Gísli Sigurðsson, Svart á Hvítu, Reykjavik 1986 , Übersetzung:

(50) “Die Kiefer verdorrt, die auf kahler Höhe steht,
Ihr nützt nicht Nadel noch Rinde.
So geht es dem Mensch, den niemand mag:
Was soll er lange leben?”

Im Wahrnehmungsgefängnis

Ónytjungur: “Was bringst du Neues aus der Welt der seltsamen Wesen, die immer zahlreicher die Gegend hier heimsuchen?”

Tilvera: “Es ist die Rede davon, dass jeder Schwachkopf, der den freien Willen in Frage stelle, seinen freien Willen dazu benutze, um eine Theorie zu entwickeln.”

Ónytjungur: “Und wie verhält es sich bei jenen, die darüber keine Theorie entwickeln?”

Tilvera: “Befinden sich, so der Erkennende, ebenso in einem Wahrnehmungsgefängnis. Aus diesem heraus erkenne er, dass das produktivste Vermögen die Fantasie sei.”

Ónytjungur: “Meint er mit dem Eigenschaftswort produktiv nun jenes Vermögen, viele konkrete Ergebnisse hervorbringen zu können, oder das Vermögen, schöpferisch sein zu können?”

Tilvera: “Worin läge der Unterschied?”

(Bild: Bernhild Vögel)

Ónytjungur: “Nun, gesetzt den Fall, seine Aussage treffe zu, dass er sich in einem Wahrnehmungsgefängnis befinde, wäre er ja außerstande, konkrete Ergebnisse hervorbringen zu können, könne also nur schöpferisch unterwegs sein, in dem Sinne, dass er zum Beispiel  die These aufstelle, Trolle hätten knubbelige Nasen, und würden grobe Späße treiben.  Nun ist der Vorgang, eine These aufzustellen, dass Trolle knubbelige Nasen hätten und grobe Späße treiben würden, nicht weniger oder mehr schöpferisch als die These, dass das Ding da in deiner Hand ein Apfel sei, er für Trolle genießbar wäre, sie damit ihren leeren Magen füllen könnten, und daran auch keineswegs zugrunde gehen würden, sondern nur nicht verhungerten. Die erste These wäre wie die zweite These schöpferisch, allerdings entbehrte die erste These der Eigenschaft, ein konkretes Ergebnis im Sinne von Tatsache hervorgebracht zu haben, und es ist unschwer zu erkennen, dass die erste These so abwegig ist wie die zweite zutreffend.”

Tilvera: “Er sagt, es hätte bei ihm eine Einsicht gezündet.  Die Menschen würden nur aneinander vorbeileben, sich einander nicht verstehen, sondern sich nur Bilder voneinander machen und sich überstülpen.”

Ónytjungur: “Wie kommt’s? Schließt er von sich auf andere?”

Tilvera: “Er sagt, es gebe kein höheres Ziel, denn so sei der Begriff der Evolution konzipiert. Es gebe zwar eine Höherentwicklung des Lebens, aber dies geschehe nicht aus zielgerichtetem Geschehen, sondern aus Zufallsgeschehen. Es würden jene selektiert, welche die besten Überlebenschancen hätten.”

Ónytjungur: “In der Tat. Als ich vor ein paar Jahrzehnten bei strömendem Regen über einen dieser gepflasterten Gehwege  unten im Park lief, zertrat ich aus Versehen ein paar Regenwürmer, die sich dort in Sicherheit gebracht hatten. Ihr Unglück war, dass sie hierfür sich den falschen Ort zur falschen Zeit aussuchten, wie all jene zerquetschten Regenwürmer verrieten, die vor mir bereits Fußgänger zertreten hatten. Es ist auch unbekannt, ob es sich dabei um Regenwürmer handelte, die dabei der Tod bereits ereilte, bevor sie sich fortpflanzen konnten, wie auch unbekannt, ob es sich dabei um Regenwürmer handelte, die mit Intelligenz begabt waren, oder nur um Dummköpfe. Wie auch immer, jene Regenwürmer, die sich zu jenem Zeitpunkt im Gras aufhielten, hatten sich danach fortgepflanzt. Da die Lebenserwartung der Regenwürmer zwei Jahre beträgt, müsste sich dort nun unten im Park mittlerweile die 25. Generation tummeln. Genau gesagt nur jene, die bei all den zahllosen Regenfällen der letzten Jahrzehnte nicht ausgerechnet gerade in dem Augenblick den Gehweg als einzige Zuflucht vorfanden. Nun sage mir, meint er damit jene, wenn er sagt, diese wurden nur deswegen selektiert, weil diese die besten Überlebenschancen gehabt hätten?”

Tilvera: “Nun, er geht von Rückkoppelung aus.”

Ónytjungur: “Von negativer oder positiver?”

Tilvera: “Von positiver.”

Ónytjungur: “Demnach davon, dass desto mehr, umso mehr, und desto weniger, umso weniger?”

Tilvera: “So scheint es. Er sieht Sinninseln.  Es gebe keinen Sinn, außer er werde erzeugt.”

Ónytjungur: “Und was wird unter Sinn verstanden?”

Tilvera: “Sinn sei etwas, was Einzelne oder auch ganze Kulturen, ganze Kollektive, als produktives Vermögen erzeugen in der Art und Weise, wie sie ihr Leben organisieren. Er ist der Ansicht, dass im Falle, einer hätte das Gefühl, dass sein Leben sinnlos sei, er damit eigentlich sage, dass er ein zusammenhangloses Leben führe.”

Ónytjungur: “Wäre er Philosoph, so wüsste er, dass heutzutage nur noch entweder ein zusammenhangloses Leben oder ein an Blauäugigkeit kaum zu überbietendes Leben möglich.”

Tilvera: “Mit welcher Begründung?”

Ónytjungur: “Schon einmal vom Rabbit Proof Fence gehört?”

Tilvera: “Ein Farmer führte einst in Australien 24 Karnickel ein, damit er sich dort besser heimisch fühlen könne, da …”

Ónytjungur: “Verhält es sich nicht so, dass jeder Einzelne, so er sich einem  Zusammenhang  zugehörig wähne, sich de-facto nur irgendeinem Zusammenhang anschlösse, der nur  irgendeine winzig kleine Teilmenge aller tatsächlich vorhandenen Zusammenhänge wäre? Somit alle weiteren vorhandenen Zusammenhänge schlicht und ergreifend ignorierte?”

Tilvera: “Er sagt, Schopenhauer hätte gesagt, dass die Erde ein erkalteter Planet mit einem Schimmelüberzug von Leben sei, und der Schimmel die Eigenschaft hätte, sich überall auszubreiten, auch ziemlich unappetitlich sei, es aber in­mitten des Schimmels gemütlich und warm wäre. Dies sei allerdings nur eine Metapher gewesen.”

Ónytjungur: “Beschrieb er dabei nicht jenes, was sich da bis auf den heutigen Tag zeige? Und bestünde der Sinn dessen nun darin, dass sich einer einem Zusammenhang anschließe, der nur  irgendeine winzig kleine Teilmenge aller tatsächlich vorhandenen Zusammenhänge sein kann, nur um es etwas gemütlich und warm zu haben?”

Begriffsstutzig

troll-imadeWEB-1Tilvera: Es wird gesagt, Begriffe beruhten auf Übereinkunft, und ihre Bedeutung ergebe sich aus ihrem Gebrauch.“

Ónytjungur: „Du willst mir also erzählen, dass im Falle, Diebe kommen darin überein, das Fahrrad sei kein Diebesgut, sondern nur eine Ausleihung auf unbestimmte Zeit, dann …

Tilvera:Bist du heute von Begriffsstutzigkeit geplagt?

Ónytjungur: „Falls ja, dann mag das vielleicht daran liegen, dass mich die festgestellten Veränderungen im Gebrauch der Begriffe stutzig gemacht haben. Denn ich finde keine Übereinkunft mehr, keine einzige.“

Tilvera: „Als da wären? Ich meine die Veränderungen im Gebrauch der Begriffe.

Ónytjungur: „Wo soll ich anfangen, angesichts der großen Zahl an Veränderungen? Ich frage nur, denn das könnte dann etwas dauern.“

Tilvera: „Dann nimm das Unveränderte, also jene Begriffe, die auf Übereinkunft beruhen. Das müsste bei der großen Zahl an Veränderungen, und jener Begriffe, zu denen keine Übereinkunft besteht, ja kürzer werden.“  

Ónytjungur: „Als da wären?

Tilvera: „Wie wäre es zum Beispiel mit den Begriffen Absicht und Zweck. Nur um ein Beispiel zu nennen.

Ónytjungur: „Bist du heute von Begriffsstutzigkeit geplagt?

Tilvera: „Keineswegs. Bei beiden Begriffen herrscht Übereinkunft, sowohl was die Begriffe bedeuten, als auch deren Gebrauch.“

Ónytjungur: „Soso. Ich hörte aber davon, dass nun Absicht für Zweck ausgegeben, und wo Zweck vorhanden, dieser entweder auf Absicht oder auf Zufall beruhe.

Tilvera: „Es kann nicht anders sein.“

Ónytjungur: „Wie verhält es sich dann bei einem Neutron eines Uran-235-Atomkerns, und einer Person, die das Neutron aus dem Atomkern herausschießt? Das Neutron eines Uran-235-Atomkerns erfüllt nur einen bestimmten Zweck, es wäre sonst nicht an dieser Stelle, und wie wir wissen, das auch noch sehr erfolgreich, die Person hingegen verfolgt eine bestimmte Absicht. Beruht die Anwesenheit dieses Neutron nun auf Zufall, oder auf Notwendigkeit?”

Tilvera: „Wäre es nicht dort, wo es sich aufhältdann wäre schon längst geschehen, was geschehen wird, wenn die Absicht der Person in die Tat umgesetzt. Dann wäre aber auch nicht möglich, dass wir beide hier nun sitzen,  und du könntest auch nicht deine Begriffsstutzigkeit offenbaren.”

Ónytjungur: „Es ist auch davon zu lesen, die Gestalt der menschlichen Hand, die Anzahl ihrer Finger und deren Maße seien entweder aus Zufall oder aus Notwendigkeit so, wie sie sind.“

Tilvera: „Du schweifst ab. Es geht um Absicht und Zweck.“

Ónytjungur: „So ist es. Die Aussage über die menschliche Hand ist mittlerweile auch bereits 800 Jahre alt. Verhält es sich deiner Ansicht nach so, dass die Aufgabe der menschlichen Hand das Ergreifen ist, auch das Erfassen verschiedener Gegenstände, oder für die Angemessenheit, Werkzeuge zu halten?

Tilvera: „Deine Flucht in Trivialitäten macht deine Abschweifung nicht besser.“

Ónytjungur: „Das mag sein. Die Frage wäre doch, ob alles, was die menschliche Hand kann, was ja vom Wortsinne her Möglichkeit voraussetze – und ich hoffe, wir beide können wenigstens diesbezüglich auf eine Übereinkunft zurückgreifen -, auf deren Gestalt, der Anzahl ihrer Einzelteile und deren Maße beruhe – und ich hoffe, wir beide können auch hier auf eine Übereinkunft zurückgreifen -, …

Tilvera: „In beiden Fällen genehmigt.“

Ónytjungur: „ … und ob dies nun alles auf Zufall zurückzuführen wäre, oder auf Notwendigkeit.“

Tilvera: „Was hat das mit den Begriffen Absicht und Zweck zu tun? Willst du deine Abschweifung nicht langsam einstellen?

Ónytjungur: „Immer der Reihe nach. Vergiss nicht, wir beide bewegen uns im Augenblick auf der Ebene der Sprache, sind demnach dem Vokabular, der Grammatik, der Syntax und der Semantik dieser Sprache unterworfen. Da ist notwendig, diese einzuhalten, es sei denn, einer wolle nicht verstanden werden. Dann stellte sich jedoch die Frage, wozu er dann die Stille durch Geräusche störe, oder das Sichtbare durch Geschreibsel.

Tilvera: „Und?

Ónytjungur: „Wenn es also so ist, dass die menschliche Hand so ist wie beschrieben, und damit die Aufgabe erfülle, Dinge zu ergreifen, verschiedene Gegenstände zu erfassen, oder angemessen Werkzeuge zu halten, ist es dann nicht so, dass sie ihren Zweck erfülle, und dies nur darauf zurückzuführen ist, dass sie so ist, wie sie ist?

Tilvera: „Wäre sie anders, zum Beispiel so, dass es die Daumen nicht gäbe, sie erfüllte nicht …

Ónytjungur: „Willst du mir  gerade erzählen, dass zur Erfüllung der beschriebenen Aufgaben die menschliche Hand notwendig sei so wie sie ist?

Tilvera: „Sie wäre sonst für die Erfüllung der beschriebenen Aufgaben nicht so brauchbar, also für solche Zwecke.“

Ónytjungur: „Und aus welchem Grund kommt dann einer auf die Idee, es beruhe nur auf Zufall, dass die Hand so ist wie sie ist? Denn beruhe sie auf Zufall, dann würde es keinen Unterschied machen, ob den Menschen die Hand eigentümlich ist oder etwa Hufe oder irgendwelche anderen Körperteile, die den verschiedenen Tieren eigentümlich sind. Denn der Zufall benötigt keinen Grund, und benötige er einen, so wäre er nicht Zufall. Ist es nun die Aufgabe, also der Zweck, welche die menschliche Hand so formte wie sie ist, oder der Zufall? Denn der Zufall hätte auch zu einem Huf führen können.

Tilvera: „Die Form könnte auf Versuch und Irrtum beruhen.“

Ónytjungur: „Ein Huf wäre aber kein Irrtum, wie die Pferde belegen. Kein Zweifel möglich, es schätzt der Mensch die Logik; so sie nicht mit einer Idee kollidiere. Womit du auch noch unweigerlich bei der Absicht angekommen.“

Tilvera: „Ich bin nur bei Versuch und Irrtum angekommen.“

Ónytjungur: „Setzt Versuch nicht Absicht voraus? Beschreibt der Begriff Versuch doch, dass da etwas sei, was nicht so hingenommen, und daher zu probieren sei, wie probiert werde, einen anderen Zustand herzustellen, statt sich damit abzufinden. Setzt probieren nicht Absicht voraus? Ist doch etwas, was nicht so hingenommen werde, und daher ein anderer Zustand herbeigeführt werden solle, ein Beweggrund. Oder herrscht auch bei dem Begriff Beweggrund mittlerweile keine Übereinkunft mehr, und dessen Bedeutung ergebe sich nur nun aus seinem Gebrauch?“   

Tilvera: „Dann sage, es sei ein Motiv.“

Ónytjungur: „Wie auch immer. Vom logischen Standpunkt aus betrachtet würde es stets darauf hinauslaufen, dass der Zufall eine Absicht verfolgen müsse, also einen Beweggrund habe, du kannst es auch gerne Motiv nennen. Dumm nur, dass probieren dann nicht auf Zufall beruhe, da Beweggrund vorhanden, daher Zufall sich nur für einen solchen ausgebe.“

Tilvera: „Du sprichst in Rätseln.“

Ónytjungur: „Beweggrund ist eine Schranke, und ich hoffe, dass dazu wenigstens noch eine Übereinkunft existiere. Wenn alles Zufall ist, dann kann es auch keine Notwendigkeit geben, schließt doch das eine das andere aus. Da bei Notwendigkeit noch Möglichkeiten existierten, die nicht Notwendigkeit, da Notwendigkeit ja genau nur eine der Möglichkeiten, so wie auch Unmöglichkeiten existierten, so sind es die Unmöglichkeiten, die den Möglichkeiten – damit auch der Notwendigkeit – Schranken setzen, denn sonst ergäben alle drei Begriffe keinen Sinn. Dem Zufall hingegen können keine Schranken gesetzt sein, denn gäbe es da auch nur eine einzige, so wäre Zufall auch nicht mehr Zufall.“

Tilvera: „Na, dann bleibt mir wenigstens erspart, Zufall zu sein. Denn mir sind eine Fülle von Schranken gesetzt.“

Ónytjungur: „Nun verhält es sich aber auch noch so, dass Absicht eine Entscheidung voraussetze, und Entscheidung vorhandene Alternativen, denn wo keine Alternative, ist auch nichts zu entscheiden, und wo keine Entscheidung möglich, ist auch keine Absicht möglich. Wird probiert, so müssen zwar Alternativen gegeben sein, also mindestens zwei, allerdings ist bei probieren keine Entscheidung erforderlich, welche der Alternativen jetzt versucht, welche nicht, und welche später. Dabei wird aber übersehen, dass davor eine Entscheidung erfolgt sein muss, denn …

Tilvera: „… dies ergibt sich daraus, dass da etwas war, was nicht so hingenommen, und daher probiert wurde, einen anderen Zustand herzustellen, statt sich damit abzufinden, was einen Beweggrund konstituiere, ich weiß. Du weißt, was ein Korinthenkacker ist?

Ónytjungur: „Wer sagt, dass ich rechthaben möchte? Das genaue Gegenteil ist der Fall, ich bin nur ein Opfer meiner eigenen Begriffsstutzigkeit.“

Tilvera: „ Na, dann.

Ónytjungur: „Absicht setzt zudem vorhandenes Interesse voraus. Es sei denn, es wäre möglich, dass eine Absicht hinsichtlich etwas verfolgt werde, an dem gar kein Interesse bestehe. Das wäre aber meines Erachtens ein sehr merkwürdiges Gebaren. Führte es doch dazu, dass Zufall auch noch ein Interesse habe. Schon erstaunlich, welche Eigenschaften Zufall aufweist. Wenn also Absicht eine Entscheidung voraussetze, Entscheidung wiederum alternative Angebote voraussetze, so ist zu sagen, dass Zweck im Gegensatz hierzu weder alternative Angebote noch Entscheidung erfordere. Er ist einfach erfüllt, oder eben nicht. Können wir beide dahingehend zu einer Übereinkunft kommen?

Tilvera: „Meinetwegen. Falls sie dazu geeignet, die Angelegenheit zu verkürzen. Bist du nun mit deinen persönlichen Erkenntnissen über Wirklichkeit und Wahrheit fertig?

Ónytjungur: „Es gibt solche, die aussagen, Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit sei nicht möglich, und solche, die aussagen, sie verfügten über Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit. Beide Aussagen sind von gleicher Qualität. Denn die einen können es nicht wissen, und die anderen sich nur irren.“

Idiotologisch

troll-imadeWEB-1Tilvera: „Hättest du eine Idee, was es mit Ideen auf sich hat?“

Ónytjungur: „Du sprichst über das vorstellende Begreifen, und nicht über das rationale Begreifen. Soweit es Dinge betrifft, bringen diese sich in Erinnerung im Falle, sie werden nicht gesehen. Zum Beispiel in der Art und Weise, dass einer gegen einen Laternenpfahl läuft, auf dem Gletscher erfriert, oder in einem Fluss ertrinkt. Bei Ideen handelt es sich aber um Nichtdinge, die dinglich gemacht werden sollen. Sind sie dann dinglich gemacht, laufen in aller Regel die Betroffenen entweder in eine tödliche Waffe, oder erfrieren in der Kälte der Idee, oder ersaufen in ihren Ideen. Dies liegt daran, dass in aller Regel die dümmsten Ideen am schnellsten und am stärksten eine Verbreitung durch Annahme erfahren, wogegen kluge Ideen es sehr schwer haben, überhaupt gehört zu werden. geschweige denn sich durchzusetzen. Wozu fragst du?“

Tilvera: „Es gefällt ihnen immer weniger, dass der Begriff völkisch ständig nur in einem negativen Kontext benutzt werde. Es sei daran zu arbeiten, den Begriff wieder positiv zu besetzen.“

Ónytjungur: „Hat da jemand das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn aus den weit verstreuten Soldatenfriedhöfen ausgegraben, sind es die Skelette der Toten, die nun dort reden?“

Tilvera: „Es geht ihnen um Ethnopluralismus, wonach jedes Volk seinen Platz, also zum Beispiel sein Land habe. Sie sind der Auffassung, dass es unveränderliche Kulturen gebe, unveränderliche kulturelle Eigenschaften, und es um den Schutz der Identität gehe. Es gäbe eine nationale Identität.“

Ónytjungur: „Etwas viel für einen Begriff, für den es keine Definition gibt. Oder ist dir eine hinreichende Definition des Wortes Kultur bekannt? Wenn ich richtig informiert bin, war es einmal das Wort für urbar machen. Es ging um Rodung, Be- und Entwässerung, Natur einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Menschen können nun auch urbar gemacht werden?“

Tilvera: „Es geht der Gelehrten Frau Kepetry und ihrer Gesinnungsgenossen im Europa der wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaften um eine sogenannte Leitkultur für eine Nation.“

Ónytjungur: „Interessant. Nicht genug, dass es für den Begriff Kultur keine Definition gibt, es sei denn, einer bezeichne damit die Urbarmachung einer Wildnis, nun soll Undefiniertes, das noch dazu ein Nichtding ist,  auch  noch eine leitende Rolle übernehmen. Die Menschenrechtscharta scheint demnach für Leitkultur ungeeignet zu sein. Lass mich raten: Unter Leitkultur ist jeweils das zu verstehen, was diejenigen, welche die Leitkultur vorschreiben, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gerade für richtig und falsch halten. Sozusagen die Ausdehnung des Strafgesetzbuches auf alles, was den Leithammeln jener Nationen, die sich irrtümlich für ein Volk halten, was immer das auch sein mag, im Augenblick aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gerade nicht gefällt.“

Tilvera: „Sie sagen, sie seien weltoffen, tolerant, seien nicht gegen Fremde, aber es sei ihr Land, ihr Volk, und nicht das Volk von Fremden.“

Ónytjungur: „Ein kluger Kopf sagte einmal, er sei Mensch, nichts Menschliches sei ihm daher fremd. Da ist es doch gut, dass wir beide Trolle sind.“

Tilvera: „Und inwiefern unterscheiden sich Trolle von Menschen, einmal von der Gestalt abgesehen?“

Ónytjungur: „Eben so, wie sich auch Gattungen unterscheiden, über deren jeweilige Gestalt hinausgehend. Wie du weißt, gibt es für Trolle nur Gattung und konkretes Individuum. Was sie in die Lage versetzt, das konkrete Individuum als solches zu erkennen, was es ist: eine Einzigartigkeit, die es genau nur einmal gibt, und dann nie wieder, und auch dies nur für eine gewisse kurze Dauer. Und da dies so ist, es genau denselben Respekt erfährt, wie jedes andere konkrete Individuum. Es sei denn, es vertrete die Ansicht, dass es da noch etwas anderes geben könne als die Gattung und das konkrete Individuum. Denn die seltsame Idee, es könne da vielleicht auch noch etwas anderes geben als Gattung und konkretes Individuum, obschon dies nicht aus vorstellendem Begreifen, geschweige denn aus rationalem Begreifen begründbar, ist nichts anderes als eine Möglichkeit, einem konkreten Individuum dessen Einzigartigkeit abzuerkennen, quasi per Idee, da einem dafür Beifall sicher. Mit welcher Konsequenz?“

Tilvera: „Dass damit solchen auch nicht mehr zusteht, genau denselben Respekt zu erfahren, wie es einem konkreten Individuum zusteht, und auch zukommt?“

Ónytjungur: „Du weißt ja: Wie in den Wald hinein gerufen, so schallt es zurück. Alles andere wäre auch grober Leichtsinn.“

Mor(t)alität der Modalität

troll-imadeWEB-1Ónityungur: „Sind wir beide uns darin einig, dass es rationales und vorstellendes Begreifen geben kann, und die Beziehung zwischen beiden solcher Art ist, dass das eine Voraussetzung für das andere?“

Tilvera: „Wenn du die Fähigkeit meinst, im Vorgriff Anordnung von Synapsen dergestalt herzustellen, das diese jedes konkretes Individuum in die Lage versetzen, jede Sprache der Welt sich aneignen zu können, also jede dahingehende Abrichtung durch andere aufzunehmen, zu welchem Zweck die auch immer stattfinden mag, …“

Ónityungur: „Wäre es dann nicht sinnvoll, Modalitäten als Gegenstand einer Betrachtung zu erwägen? Sind diese doch mit Vorstellungen verbunden.“

Tilvera: „Welcher Art? Die Art und Weise, wie etwas ist, geschieht, oder gedacht wird? Oder Art und Weise an sich, Möglichkeit, Bedingung, Ausführungsart? Die der Sprachwissenschaft? Die der Philosophie?“

Ónityungur: „Da ich weder Sprachwissenschaftler noch Philosoph, wie wäre es, wenn wir beide nur einfach darüber redeten?“

Tilvera: „Auf einen Versuch ankommen lassen? Die Stille durch Geschnatter unterbrechend?“

Ónityungur: „Betrachte es als Abwechslung.“

Tilvera: „Die Angelegenheit ist schnell abgehandelt. Mir sind nur sechs Wörter bekannt: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen. Drei von diesen beziehen sich auf notwendig, drei auf möglich.“

Modalität-Grammatikalisierung
Modalität

Ónityungur: „Finden diese nicht bei realistischen und nicht-realistischen Hintergründen Anwendung?“

Tilvera: „So ist es. Zusätzlich zu ihren unterschiedlichen Funktionen, die sie in einer Sprache einnehmen, erfahren sie ihre Bedeutung auch abhängig von den Umständen.“

Ónityungur: „Lass uns von Umständen reden, anhand des Wortes wollen, im Sinne von krefjast, also fordern, und im Sinne von útheimta, also im Sinne von wie es sein Amt will.“

Tilvera: „Korrespondiert dieses Wort nicht mit dem Wort dürfen, im Sinne von erlaubt seingestattet, zugelassen?”

Ónityungur: „Das ist abhängig von dem Ort, an dem du dich aufhältst.“

Tilvera: „Gut, lass uns über das Wort wollen reden, da es demnach von den Umständen abhängig.“

Ónityungur: „Es würde schon genügen, über einen nicht-realistischen Hintergrund zu reden.“

Tilvera: „Und welchen?“

 Ónityungur: „Zum Beispiel dem deontischen Hintergrund.“

Tilvera: „Demnach darüber, was das Gesetz befiehlt. Also jener Bereich der Logik, in dem es um normative Begriffe wie Verpflichtung, Erlaubnis geht, in dem notwendig, was geboten, und möglich, was erlaubt. Mit Bezug auf ein System von juristischen Gesetzen, sozialen Regeln, moralischen Normen, individuellen Überzeugungen. Was hat es mit diesem Hintergrund auf sich?“

Modalverben-intro-extra
Trolle, (c) Zen&Senf

Ónityungur: „Nun, zum Beispiel weist in dem einen Land das Strafgesetzbuch 273 Paragraphen auf 57 Seiten, in einem anderen Land hingegen 300 Seiten auf, und diese scheinen immer noch nicht zu genügen.“

Tilvera: „Demnach ist in einem Land etwas unter Strafandrohung verboten, was im anderen Land erlaubt.“

Ónityungur: „Keineswegs. Dann wäre es ja plausibel. Aber genau in diesem Punkt unterscheiden sich die fraglichen Länder eben nicht.“

Tilvera: „Dann gibt es in dem einen Land Straftaten, die in dem anderen Land noch nicht begangen, demnach kein Anlass gegeben.“

Ónityungur: „Auch das nicht. Die Spitzbuben sind in dem einen Land ebenso einfallsreich wie in dem anderen.“

Tilvera: „Dann wurde sicherlich das eine Strafgesetzbuch mit größeren Buchstaben aufgesetzt als das andere.“

Ónityungur: „Das Gegenteil ist der Fall. Der Text ist dort dermaßen klein gedruckt, dass eine Lupe erforderlich.“

Tilvera: „Du meinst, es wird das Gleiche ausgesagt, die einen benötigten dafür 57 Seiten mit lesbaren Buchstaben, die anderen 300 Seiten, bei denen einer zum Lesen eine Lupe benötigt, und das Ergebnis ist das Gleiche? Was steht denn dann in solchem Text“

Ónityungur: „Habe ich nichts wichtigeres zu tun als 300 Seiten auswendig zu lernen, da in diesen aufgelistet, was unter Strafandrohung verboten? Und dabei so umständlich formuliert, dass zu 300 Seiten klein Gedrucktem aufgeblasen, was bereits über 57 Seiten lesbar? Ich habe noch nicht einmal die Anzahl der Paragraphen gezählt.“

Tilvera: „Nun, es wird sich vermutlich so verhalten, dass die 300 Seiten in der Bevölkerung pro Kopf zu weniger Straftaten führten, denn die 57 Seiten.“

Ónityungur: „Wieder daneben. Das Gegenteil ist der Fall.“

Tilvera: „Dann bin ich mit meinem Latein am Ende.“

Ónityungur: „In dem einen Land wurde auf dem Alþing das Recht des Einzelnen definiert, da alle Bestrebungen, Veränderungen ohne Zustimmung derer durchzusetzen, die sich an die Gesetze hielten, als Verachtung des Gesetzes aufgefasst, die Leute sich daher vorher über neue Gesetze absprachen, anstatt sie mit Gewalt durchzusetzen, im anderen Land gibt es Leute, die sich als Gesetzgeber auffassen.“

Tilvera: „Was dazu führte, dass in dem einen Land kein Gesetz ohne vorangegangenem Rechtsstreit und Rechtsentscheid möglich, da für selbstverständliches Recht gehalten, dass keiner durch neue Gesetze gebunden werde, es sei denn, er hätte diesen selbst zugestimmt, und in dem anderen Land das Individuum, zur Obrigkeit mutierend, sich wie eine Glucke über alle Küken stülpt?“

Ónityungur: „Ein lächerliches Unterfangen. Wie lächerlich, zeigt ein Antidiskriminierungsgesetz, welches Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern und beseitigen soll, und zur  Verwirklichung dieses Ziels die durch solches Gesetz geschützten Personen Rechtsansprüche erhalten.“

Tilvera: „Wird dadurch nicht Unehrlichkeit gefördert, sogar legalisiert? Führt solches nicht dazu, dass die Leute noch weniger ehrlich sind, zum Grassieren der Lüge, so dass keiner mehr weiß, woran er ist, zum Verlust jeglicher Orientierung? Verhindert es doch nur, dass einer nicht mehr schreibe oder sage, er wolle keinen Neger, oder er will keinen alten Sack, und nun zu solchen Sätzen greife: Leider konnten wir Ihre Bewerbung nicht in die engere Wahl ziehen, wir haben uns für einen Kandidaten entschieden, dessen Profil noch genauer den Anforderungen der ausgeschriebenen Position entspricht. Was ist dadurch gewonnen?“

Ónityungur: „Sie nennen es Kultur.“

Tilvera: „Es scheint mir, dass die Leute dort auch noch betriebsames, unreflektiertes oder zielloses Handeln ohne Konzept schätzen, um den Anschein von Untätigkeit zu vermeiden oder zu vertuschen.“

Ónityungur: „Am liebsten hören sie auf jenen Gockel, der am lautesten kräht. Was beiträgt zur Sterblichkeit des ins Einzelne gehenden. Was auffällt, ist, dass in dem einen Land die Sprache einem natürlichen Sprachtod anheim fiel, im anderen aber nicht.“

Tilvera: „Diese sich nicht mehr adäquat in ihrer Sprache ausdrücken können, und die in einer Sprache speziell immanenten Konzepte von Bezeichnungen und Sicht auf die Welt dabei untergingen?“

Ónityungur: „Falls ja, dann unumkehrbar. Kann aber auch gut sein, dass in der Masse dort darauf gepfiffen wird, was Dichter so zu sagen wissen.“

Tilvera: „Du meinst, sie haben das Wissen verloren, dass das Wort dürfen auch im Sinne von imstande sein, wagen, sich trauen und Mut haben zu verstehen ist, das Wort können auch im Sinne von kennen und wissen gebraucht, und nicht nur im Sinne von leisten, erzielen und erreichen?

Modalitäten_Deutsch-Isländisch
Modalverben

Ónityungur: „Und das Wort mögen nicht nur auf etwas Lust haben bedeutet, sondern auch etwas fühlen, sich um etwas kümmern, womit bei Letzterem aber keineswegs krefjast und útheimta gemeint.

Tilvera: „Was ermöglicht, dass mit dem Wort dürfen nicht nur beanspruchen und benötigen aufgefasst, sondern auch brauchen und müssen.“

Ónityungur: „So dass für das Wort müssen nur noch werden, bleiben, sich vollziehen, geschehen, passieren, bekommen und empfangen übrig bliebe.“

Tilvera: „Was eine anders geartete Abrichtung zur Folge hätte.“

Ónityungur: „Zum Beispiel eine solche, die jedem konkreten Individuum zugesteht, ob ihm ein Handschlag wichtiger als ein freundliches Wort.

Tilvera: „Wurde der nicht irgendwo zur Pflicht erhoben?“

Ónityungur: „Es wird dort Rolle mit Autorität verwechselt, sie nennen es Kultur.

Tilvera: „Sage keiner, es gebe keine humanistische Evolution.“

Ónityungur: „Wie kommst du darauf?“

Tilvera: „Nun, ist es nicht so, dass dort nun nur noch 4.500 € Strafe zu zahlen sind, und nicht mehr ein Apfel vom Kopf seines Sohnes abzuschießen wäre?“

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Trolle, (c) Zen&Senf

 

Anmerkung der Redaktion:

Mortalität der Modalität = Sterblichkeit der näheren Umstände = Sterblichkeit des ins Einzelne gehenden

Der Affe, der ein Pferd war

troll-imadeWEB-1Ónytjungur: „Es lasst sich immer weniger verhindern, auf meinen Reisen einer Gattung zu begegnen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie im Verlauf der Evolution die Fähigkeit zur Bildverarbeitung derart massiv verlor, dass sie noch nicht mal mehr in der Lage ist, Gattungen voneinander unterscheiden zu können.“

Tilvera: „Hat die Population der Maulwürfe derart zugenommen?“

Ónytjungur: „Der Gedanke ist nahe liegend, da deren Blindheit dazu führte, dass sie aggressiv auf Artgenossen reagieren. Allerdings hast du vergessen, dass diese sich nur unter der Erde aufhalten, ich daher ihnen gar nicht begegnen könne, es sei denn, ich würde reisen, indem ich Gänge …“

Tilvera: „Was du nicht tust, ich weiß.“

Ónytjungur: „Zudem verfügen diese über einen funktionierenden Geruchs- und Tastsinn, der sie in die Lage versetzt, Gattungen in hinreichendem Maße voneinander unterscheiden zu können, so dass sie jene Gattungen, denen sie als Nahrung dienen, rechtzeitig von jenen Gattungen unterscheiden könnten, die ihnen als Nahrung dienen. Nein, die Rede ist von der Gattung der …“

Tilvera: „Demnach bliebe aber nur eine solche Spezies übrig, deren im Verlauf der Evolution verloren gegangene Fähigkeit zur Bildverarbeitung dazu führte, nicht jene Gattungen, denen sie als Nahrung dienen, rechtzeitig von jenen Gattungen unterscheiden zu können, die ihnen als Nahrung dienen.“

Ónytjungur: „Auch der Gedanke ist naheliegend. Allerdings hast du hier vergessen, dass es in diesem Fall diese Spezies gar nicht mehr geben könne, da sie deswegen schon längst ausgestorben wäre.“

Tilvera: „Dann kann es jene Gattung, von der du eingangs sprachst, nicht geben. Du willst mich zum Narren halten.“

Ónytjungur: „Keineswegs. Du weißt, was mit Bildverarbeitung bezeichnet wird?“

Tilvera: „Die Fähigkeit, eine gegenständliche Vorstellung darüber entwickeln zu können, was da ist.“

Ónytjungur: „So ist es. Das rationale Begreifen, also jene Fähigkeit jedes Lebewesens, das jemals geboren wurde, kümmerte sich darum, dass die Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen ermöglicht wird. Denn dieses war notwendig, da im anderen Falle jedes Lebewesen nach der Geburt gar nicht in der Lage gewesen wäre, auch nur irgendeine Nahrung als solche erkennen zu können, da erst die Wahrnehmung eines Gegenstands diese erst ermöglicht, auf welche Weise auch immer. Zum Beispiel einen Apfel als Apfel erkennen zu können, oder Wasser als Wasser, oder – beim Maulwurf – ein Insekt als Insekt. Denn falls nicht so, hätte das dazu geführt, dass noch nicht einmal die Grundvoraussetzung jemals existiert hätte, da dann ja auch Vater und Mutter gar nicht hätten sein können, sowie deren Eltern davor, und deren … soll ich fortfahren, denn das könnte nun etwas dauern?

Tilvera: „Schon gut, schon gut, ich kenne mich da aus.“

Ónytjungur: „Das rationale Begreifen, also jene Fähigkeit jedes Lebewesens, das jemals geboren wurde, kümmerte sich also vor jeder Geburt um die Herstellung einer eindeutigen Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems, hier die Dekomposition dessen, was da ist, in seine Sinus- und Kosinus-Komponenten, dergestalt, dass das Ergebnis der Transformation genau so das Bild repräsentiert, dass es äquivalent ist zu dem, was da im Raum ist, was erst eine Bildanalyse ermögliche.“

Tilvera: „Nun, da ich davon ausgehe, dass ich einen Apfel als Apfel erkenne, oder Wasser als Wasser, oder ein Insekt als Insekt, und dies bisher zu dem gewünschten Erfolg führte, …“

Ónytjungur: „Schön und gut. Nun ist davon zu lesen, dass an allen Ecken und Enden auf der nördlichen Hälfte der Erdkugel Kameras installiert wurden.“

Tilvera: „Sie sind beim besten Willen nicht zu übersehen.“

Ónytjungur: „Verhält es sich nicht so, dass sich darüber auch Gattungen unterscheiden ließen?“

Tilvera: „Mehr als das.“

Ónytjungur: „Was wäre nun, wenn eine Kamera in einem Raum zum Beispiel nach Pferden Ausschau halte, diese aus dem Raum extrahiere, und dem Betrachter präsentiere, sich im Raum fünf Exemplare der Gattung Pferd aufhielten, das Gerät jedoch auf drei Pferde und zwei Affen erkenne?“

Tilvera: „Dann würde der Betrachter nur drei Pferde sehen statt der fünf. Die Kamera verfügt demnach nicht über die Fähigkeit zur Bildverarbeitung, da sie noch nicht mal mehr in der Lage ist, Gattungen voneinander unterscheiden zu können. In diesem Falle erkennt sie auf zwei verschiedene, wo nur eine vorhanden. Die Kamera ist zu nichts nütze, es sei denn, sie würde repariert werden.“

Ónytjungur: „Nun, die Systemanalyse ergab, dass die Handlungsvorschrift der Kamera so ausgearbeitet war, dass sie die Interpretation unzulässig auf ein ganz spezifisches Merkmal reduzierte, welches alle anderen vorhandenen Merkmale negierte, also aufhob, und sich danach ausrichtete.“

Tilvera: „Was dazu führte, dass aus einer Gattung zwei Gattungen wurden, also aus fünf Pferden drei Pferde und zwei Affen.“

Ónytjungur: „Der verantwortliche Entwickler rechtfertigte sich, dass dieses ganz spezifische Merkmal signifikant sei für die Gattung der Pferde, daher alle weiteren Merkmale entbehrlich waren, da anhand dieses Merkmals bereits durch „vorhanden/nicht vorhanden“ möglich war, all jene zu identifizieren, für die „nicht vorhanden“ festgestellt wurde, was die Handlungsvorschrift wesentlich vereinfacht hätte.

Tilvera: „Ein fataler Irrtum eines wahren Stümpers. Esel bleibt Esel, auch wenn er eine Melone frisst. Die Reduzierung auf jedes x-beliebige spezifische Merkmal negiert stets alle anderen vorhandenen Merkmale, hebt sie somit auf, so dass in all diesen Fällen, für welches Merkmal er sich auch immer entschieden hätte, dort zwingend auf unterschiedliche Gattungen geschlossen werden müsse, wo mindestens ein Exemplar dieses willkürlich gewählte Merkmal nicht aufweise.“

Ónytjungur: „Und wenn er als spezifisches Merkmal „vier Beine“ wählt, was alle anderen vorhandenen Merkmale negiere, also aufhebe?“

Tilvera: „Dann hätte er Elefanten als Pferde interpretiert, wären dort einmal Elefanten vorbeigekommen.“

Ónytjungur: „Ist dir bekannt, dass dem rationalen Begreifen schon jemals bei irgendeinem Lebewesen der Fehler unterlaufen wäre, in diesem eine Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen herzustellen, die dazu führt, dass dieser unfähig ist, die Gattung Elefant von der Gattung Pferd zu unterscheiden?“

Tilvera: „Meiner Kenntnis nach nicht.“

Ónytjungur: „Ist dir bekannt, dass dem rationalen Begreifen schon jemals bei irgendeinem Lebewesen der Fehler unterlaufen wäre, in diesem eine Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen herzustellen, die dazu führt, dass die Reduzierung auf ein x-beliebiges Merkmal alle anderen vorhandenen Merkmale negiert, also aufhebt?“

Tilvera: „Auch dies ist mir nicht bekannt. Denn wie wir wissen, führt dies zwingend dazu, dass dann eine Gattung als zwei Gattungen wahrgenommen werden würde, und dies unabhängig davon, welches Merkmal dazu herangezogen.“

Ónytjungur: „Demnach ist weder rationales noch vorstellendes Begreifen daran  beteiligt?“

Tilvera: „Weder, noch.“

Ónytjungur: „Und jede Reduzierung auf ein x-beliebiges Merkmal, das alle anderen vorhandenen Merkmale negiere, also aufhebe, führt zwingend dazu, dass eine Gattung als zwei Gattungen wahrgenommen werden würde?“

Tilvera: „Zweifellos, denn alle anderen Merkmale wären null und nichtig.“

Ónytjungur: „Auch wenn dieses ausgewählte Merkmale „Rasse“, Religion, oder die Mitgliedschaft in einem Automobilklub wäre?“

Tilvera: „Es änderte sich dadurch nichts. Was ist „Rasse“?

Ónytjungur: „Das, womit es jeweils besetzt wird, ganz nach Gusto. Einmal sind es Domherren, Kapläne und Kleriker, beziehungsweise solche, die dies nicht werden dürfen. Nachdem religiöse Gewissheiten zugunsten eines materialistischen-naturwissenschaftlichen Weltbildes in Frage gestellt werden, das Produkt großer Aufklärer in ihrem Bestreben, die Welt „logisch“ ordnen und klassifizieren zu müssen. Also irgendein x-beliebiger ideologischer Zusammenhang.“

NSDAPvsAfD
Die Wiedergeburt

Tilvera: „Wird darüber nicht Vorwand als Beweggrund ausgegeben?“

Ónytjungur: „Und wem nützte dieses Wissen? Sind doch die davon Befallenen der festen Überzeugung, dass dem nicht so sei.“

Tilvera: „Dann müsste es solchen doch wenigstens mal gesagt werden.“

Ónytjungur: „Du neigst zu Träumen. Denn das wäre denen bereits viel zu komplex. Zudem, zeigt nicht die Erfahrung, dass es Eigenschaft dieser Wesen ist, nur jenen Gockel zu hören, der am lautesten kräht? Und worauf kräht dieser bekanntlich?“

Tilvera: „Auf einem Misthaufen.“

Rede laut und deutlich!

troll-imadeWEB-1Rede laut und deutlich?

Seit Milliarden Jahren verfügt jedes Neugeborene, wo immer und wann immer es auch geboren wurde, über die Fähigkeit, jede Sprache der Menschen in kürzester Zeit verstehen zu können, ohne jegliche Anleitung von Lehrern oder pädagogisch ausgefeilter Übungsaufgaben.

Alle jemals Geborenen, wo immer und wann immer sie auch geboren wurden, benötigten unmittelbar nach ihrer Geburt nur 15 Minuten, in denen ihnen Sätze einer Sprache vorgesprochen werden, die sie vorher noch nie hörten, vorgetragen in korrekter Grammatik jener unbekannten Sprache, und bereits nach 15 Minuten erkennt jedes Neugeborene, wo immer und wann immer es auch geboren wurde, jeden nachfolgenden Satz, der in nicht korrekter Grammatik jener unbekannten Sprache formuliert wurde.

Ich nenne diese Fähigkeit wirkmächtiges Begreifen, das zwingend notwendig, denn ohne dieses könne kein vorstellendes Begreifen erzeugt werden, und ohne vorstellendes Begreifen ist der Mensch völlig unfähig, zum Beispiel einen Apfel als Apfel zu erkennen, und würde daher an Hunger sterben.

Ich bitte daher, vertraulich zu behandeln, dass ich eine solche Person bin, welcher mit der Zeit diese Fähigkeit verloren ging, denn ich schäme mich zuzugeben, dass ich nun dümmer bin als ich es zur Zeit meiner Geburt war.

Entwicklung_des_Gehirns
Grundlage vorstellenden Begreifens [entnommen aus “Die Entwicklung des Gehirns und seine Risiken”, Frau. Dr. Kipp, Universität Saarland, 2006]

Die Bedeutung eines Satzes ist dessen Gebrauch. Was voraussetzte, dass das darin Bezeichnete beschrieben sei, also jener Referenzgegenstand, auf den mit dem Bezeichner, dem Wort, Bezug genommen, was zwingend erfordere, dass eine bestimmte Vorstellung damit verbunden werde, und gebe es unterschiedliche Vorstellungen zu dem Referenzgegenstand, so wäre ein Bezeichner geschaffen, dem das darüber Bezeichnete fehle, was die Frage aufwerfe, zu welchem Zweck dann der Bezeichner geschaffen.

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