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dt.: Taugenichts

Eigentlich wollte er nur seine Ruhe finden

Source unknown

Er habe eine Einladung zu einem Klassentreffen  erhalten, da seit seinem Schulabschluss 50 Jahre vergangen sind. Das bemerkenswerteste an dieser Einladung war die Rechercheleistung der Organisatoren, welche die Nähnadeln (Klassenkameraden) nach 50 Jahren noch im Heuhaufen fanden, da in alle Winde verstreut.

Gottseidank hätte seine Altersdemenz noch so lange gewartet, dass er sich noch an einen Klassenkameraden dieses Namens erinnern konnte, der damals auch an dem angegebenen Wohnort  wohnhaft war. Was dazu führte, bei der Anfrage auf LinkedIn den Button „Ignorieren“ nicht zu drücken; eine Maßnahme, welche er  dort grundsätzlich bei allen Vernetzungswünschen ergriff, sollte der Anfragende keiner seiner ehemaligen Studenten sein. Massel g’habt.

So ein Klassentreffen nach einem halben Jahrhundert eigne sich vorzüglich dafür, das bisherige Leben zu reflektieren und den Werdegang kritisch zu hinterfragen, so begann er zu erzählen.

Eigentlich hätte ihm persönlich der Hauptschulabschluss genügt. Er hatte keinerlei Ambitionen damals, eine höhere Schule zu besuchen, eher den Wunsch, das Martyrium namens „Schule“ bald verlassen zu dürfen. Wäre da nicht die Forderung seines Vaters gewesen, bei der Eisenbahn in die Lehre zu gehen, da dieser selbst dort arbeitete. Es wäre eine Perspektive gewesen, denn Jungs in seinem Alter wollten damals meistens Lokführer werden, denn dort hätte …

Hätte, hätte, Fahrradkette. Dummerweise wäre er noch lernfähig gewesen, hätte auch sein Erinnerungsvermögen noch nicht eingebüßt und konnte sich somit noch gut daran erinnern, dass alle Löhne, welche er seit seinem 12. Lebensjahr in den Sommerferien durch Ferienarbeit im Büro oder auf den Baustellen im Hochbau und Kanalbau verdiente, von seinem Vater vollständig einkassiert wurden, er noch nicht einmal ein „Taschengeld“ hieraus erhalten habe. Außerdem wäre da noch Theo gewesen, sein Klassenkamerad, der auf die höhere Schule wechselte. Schule ohne Theo? Nicht sein Ding.

Mit der Hilfe seiner Mutter habe er sich bei seinem Vater durchgesetzt und die Hauptschule verlassen. Der Beweggrund wäre demnach keineswegs seine Wissbegier gewesen, sondern die Flucht vor der drohenden Zukunft, auch noch eine geringfügige Ausbildungsvergütung als „Lehrling“ bei seinem Vater abliefern zu müssen.

Dann sei in ihm der Entschluss gereift, anschließend das so genannte Polytechnikum zu durchlaufen und Bauingenieur zu werden. Der primitive Beweggrund: Er zeichnete sehr gerne. Bedauerlicherweise war jedoch diese Idee mit nicht lösbaren Problemen behaftet.

Da er kein Taschengeld erhielt, das jugendliche Alter jedoch bekanntlich mit persönlichen Wünschen geradezu gespickt ist, welche nur via Geld erhältlich, habe er neben dem Schulbesuch diverse Jobs angenommen; Balljunge auf dem Tennisplatz, Obstpflücker im Akkord auf der Obstplantage, Tellerwäscher im Restaurant, Bauarbeiter, Regale füllen bei Metro, etc.  

Gab es da nicht eine Möglichkeit, 1.000 DM im Monat zu verdienen bei freier Kost und Logie, den Führerschein gäbe es auch noch kostenlos obendrauf? Richtig, die Bundeswehr.

Also habe er sich als so genannter „Zeitsoldat“ verpflichtet. Dort gäbe es nach Ablauf der Zeit sogar noch ein nicht zu verachtendes Übergangsgeld obendrauf.

Nichts wie rinn, sei daher sein Entschluss gewesen. Die Ernüchterung habe auch nicht lange auf sich warten lassen. Es müsse einer schon ein großer Patridiot sein, um nicht zu erkennen, dass da Herdentiere abgerichtet werden, welche am Nasenring einer aufgeblasenen Kaste ihrem Untergang entgegengeführt werden sollen.

Da wäre zum Einen der Chef gewesen, der sich bei Kriegsspielen lieber bei der Brigade herumtrieb, da er Major werden wollte, statt sich darum zu kümmern, dass sein Spähtrupp in der Nacht aus dem „Feindesland“ zurückkehren könne und bei der Durchquerung des Minenfelds an der “Frontlinie” nicht von den eigenen Kameraden zusammengeschossen werde, da El Cheffe es mal wieder versäumt hatte, die eigene Truppe zu informieren, dass ein Spähtrupp an dieser Stelle um diese Uhrzeit zurückkomme . Die Unteroffiziere seien daher übereingekommen, dass im „Ernstfall“ El Cheffe der erste Gefallene sein werde, allerdings nicht von der Kugel des Feindes getroffen. Der Spieß, also die Mutter der Kompanie, hätte sich zudem laufend an drastischen Strafmaßnahmen ergötzt, weil das Bett wieder einmal nicht mikrometergenau gefaltet war, und gefiel sich täglich beim Morgenappel in der Rolle des Komödianten: „Mit mir könnt ihr reden, wie mit einem Blöden“. Sollte einer auf die abstruse Idee kommen, dieses Angebot ernst zu nehmen, kam stets dieselbe Antwort: „Halt den Mund, du Eichhörnchen“.

Wen wundere es, dass bei solchen Ereignissen sich der Wunsch nach ausgiebigen Reisen einstelle? Gab es da nicht eine Möglichkeit, vorzeitig vor jenen Typen zu flüchten, welche die Ansicht vertraten, ein Krieg werde dadurch gewonnen, indem der Soldat den kleinen Finger beim militärischen Gruß anlege? Es hätte eine Möglichkeit gegeben: Ein Job beim Militärattaché in einer Botschaft. Nichts wie hin, habe er gedacht, denn das Botschaftspersonal musste alle vier Jahre ausgetauscht werden und wurde danach stets in einem anderen Land eingesetzt. Gibt es eine billiger Möglichkeit, die Welt kennenzulernen?

Sicherlich nicht. Es sei denn, einer würde erst gar nicht in das fremde Land geschickt, da er zwar die besten Noten beim Erlernen der Fremdsprache am Bundessprachenamt erzielte, allerdings in der Fremde kein Auto reparieren könne wie der Kollege, der beim Sprachunterricht mit Pauken und Trompeten durchfiel.

Es hätte allerdings zu Beginn seiner Verpflichtung Experten gegeben, welche den derart Getriebenen ein Talent zur „Systemanalyse“ bescheinigten. Kein Mensch konnte erklären, was damit gemeint ist, allerdings sei seiner Auffassung nach die Natur unbestreitbar ein System, dessen Analyse durchaus interessant sein könne. Also, nichts wie weg, habe er daher beschlossen, so schnell wie möglich und rein ins Studium. Gab es doch das Gebiet der vergleichenden Verhaltensforschung, in welchem auch ausgedehnte Reisen in diverse Kulturen jenseits von Urlauben möglich sind.

Es hätte jedoch in dem Land die Regulierung gegeben, dass ein Studium der Zoologie auf dem zweiten Bildungsweg nicht möglich sei.

War nicht davon zu lesen, dass das Schwarmverhalten der Buntbarsche mit Hilfe von Computerprogrammen analysiert wurde, die Analyse zu dem Ergebnis kam, man brauche nur das Gehirn eines Buntbarsches operativ entfernen, schon wäre er als Führer des Schwarms anerkannt? Ei verbibbsch. Es sei auch davon zu hören gewesen, dass gerade ein neues Studienfach namens „Informatik“ angeboten werde, obschon niemand erklären konnte, was es denn mit dem Begriff „Informatik“ auf sich habe. Vermutlich irgendetwas mit Computer.  

Bekanntlich lebe der Mensch nicht nur von Brot allein, und da ein Informatikstudent neben dem Studium damals mehr im Monat verdienen konnte als ein Professor der Informatik an der Hochschule, war es es um den Geflüchteten geschehen, da seine Sucht nach ausreichendem Einkommen größer gewesen sei als seine Sehnsucht nach vergleichender Verhaltensforschung.

Und da in so genannten wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaften allzu gerne Rolle mit Kompetenz verwechselt wird, er weder Kompetenzen noch eine bedeutende Rolle vorweisen kann, sei er zeitlebens ein Ónytjungur geblieben, der bei genauer Betrachtung nur seine Ruhe finden wollte.

Gut möglich, dass seine Erfahrungen ihm wenigstens die Sinne dahingehend geschärft haben könnte, endlich die konsequente Haltung und Geradlinigkeit eines Theo zu erreichen. Als damals Theo auf der Straße ein Aushilfslehrer, der sich im Unterricht nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte, mit seiner Gattin entgegenkam und stolz und freudig erregt ein Gespräch mit seinen Schülern beginnen wollte, hätte Theo abwehrend seine Hand ausgestreckt, gesagt, dass er privat nichts mit ihn zu tun haben wolle und wäre daraufhin schnurstracks seines Wegs weitergezogen. Ehrlich währt am Längsten.

Womit der Werdegang eines Ónytjungur seines Erachtens vermutlich hinreichend beschrieben wäre. Sollte ein Mensch mit einem solchen Lebenslauf öffentlich hausieren gehen? Besser nicht. Hat dieser beschriebene Mensch sein Leben dazu genützt, „Karriere“ zu machen? „Karriere“ sähe anders aus.

Genau genommen sei er ständig auf der Flucht gewesen, um sein „Selbst“ zu beschützen; und wüsste nach 65 Jahren immer noch nicht, was denn dieses sein „Selbst“ eigentlich sei. Es sei halt dumm gelaufen.  

Einsicht als Bedürfnis

Lljósmynd:  © Ragnar Ómarsson

Die Trolle Grúskari und Kjaftaskúmur liegen unweit von Hnifsdalur auf dem Dach eines Kofi und betrachten das Polarlicht, welches ein rotes Kleid angezogen hat.

 Kjaftaskúmur: „Gibt es Neues von Ónytjungur?“

Grúskari: „Wie du weißt, leidet er immer noch unter dem Malheur, bei seiner Geburt nicht unter Unseresgleichen aufwachsen zu dürfen, da er flugs einer Familie als Wechselbalg  untergeschoben wurde.  Vermutlich befindet er sich noch in der imaginalen Welt, wo Geistiges verkörperlicht und Körperliches vergeistigt wird.“

Kjaftaskúmur: „Daher wohl auch sein übersteigertes Interesse an fremdartigen Kulturkreisen, steckt er doch ständig seine Nase in Angelegenheiten, welche ihn eigentlich nichts angingen.“

Grúskari: „Nun, er ist davon getrieben, auf seinen Reisen endlich vertrauenswürdige Zusammenhänge zu entdecken, da er immer noch einer erklärenden Orientierung  entbehre …“

Kjaftaskúmur: „Wie kommt‘s? Die Welt erfreut sich da draußen geradezu an einer wahren Sintflut an Orientierungshilfen, wird regelrecht hiervon überschwemmt, und bestünde diese Sintflut nicht aus Worten, sondern aus Wasser, keine Arche wäre groß genug, um sich vor ihr in Sicherheit zu bringen.“

Grúskari: „Er ist wohl aus Erfahrungen heraus zu der Ansicht gelangt, dass er einer anderen Erklärungsebene bedarf, da ihm die vorhandenen Erklärungsebenen zu viele Widersprüchlichkeiten enthielten.“

Kjaftaskúmur: „Widersprüchlichkeiten? Meint er Unstimmigkeiten?“

Grúskari: „Unstimmigkeiten ließen sich beseitigen. Wohl  eher Unvereinbarkeiten.“

Kjaftaskúmur: „Wozu gibt es Lehrer? Diese sind studiert und wissen sich in der Kunst, Unvereinbarkeiten auflösen zu können, gut zu helfen.“

Grúskari: „In der Tat. Er war auch sehr wissbegierig und konnte damals den ersten Schultag kaum erwarten, solange, bis ihm die Lehrerin am zweiten Schultag mitteilte, dass er eine Missgeburt sei, ihm mit einem Rohrstock ständig auf die Finger schlug, seine Zieheltern einbestellte und diesen dringend auftrug, sie sollten bei den Hausaufgaben seinen linken Arm auf den Rücken binden, damit er endlich mit der rechten Hand schreibe.“

Kjaftaskúmur: „Nun, es gab sicherlich pädagogische Gründe für diese Maßnahme, sonst hätten die Kultusministerien diese nicht angeordnet. Für was gibt es Geistliche, welche darin geschult wurden, sich um hilfsbedürftige Seelen zu kümmern und den Verzagten Trost zu spenden.

Grúskari: „Welche meinst du? Jene, welche bei einer Zeremonie Panzer und Haubitzen segnen und es noch nicht einmal zustande bringen, untereinander sich einig darin zu sein, ob die ein und dieselben Person jüdischen Glaubens sei oder nicht, Christ sei oder nicht,  Moslem sei oder nicht?“

Kjaftaskúmur: „Nun gut, er hätte sich als offenbarte Missgeburt auch an einen Arzt wenden können,  damit seine Plage ein Ende finde.“

Grúskari: „Er hatte begründete Zweifel, dass dieser geeignet gewesen wäre, ihn von seiner schweren Last zu befreien, denn seiner Erfahrung nach war wohl eher dessen Gegenteil zu erwarten. War er  doch jahrelang Augenzeuge, wie Eltern aufgetragen wurde,  den Köper ihres kleines Kindes jahrelang jede Nacht in eine Gipsform zu schnallen, in welchem dann das Kind gezwungen war, jede Nacht mit gestreckten Armen und Beinen auf dem Rücken zu liegen, da beide Arme und Beine mit einem Band an der Gipsform zu fixieren waren. Da wäre doch ein auf den Rücken gebundener Arm wohl das kleinere Übel, oder etwa nicht?“

Kjaftaskúmur: „Dumm gelaufen. Und was wäre dann seiner Ansicht nach eine Erklärungsebene, welche solcherart Unvereinbarkeiten beseitigen könne? Handelt es sich bei ihm dann nicht vielmehr um eine abhängige Kreatur, da er immer noch an seinen kindischen Wunden hängt, diese liebevoll leckt, statt sich bei allseits anerkannten Koryphäen hilfreichen Rat zu holen, welcher geeignet wäre, die von ihm als Unvereinbarkeiten  wahrgenommenen Sachverhalte in Luft aufzulösen?“

Grúskari: „Führt dies nicht zu so etwas wie einer griechische Tragödie? Damals wurde der Chorführer als Koryphäe bezeichnet, nun wird diese Titulierung solchen Personen zuteil, welche durch außergewöhnliche Leistungen hervorstachen, also Autoritäten und Sachkundige eines bestimmten Sachgebiets.“

Kjaftaskúmur: „Wieso sollte es in eine Art von griechischer Tragödie enden, wolle sich einer in die Hände von Experten begeben?“

Grúskari: „Du willst mir hier nicht allen Ernstes erzählen, dass jener Lehrer, Pfarrer und Arzt nicht genau dies taten, oder glaubst du etwa, deren Handlungen wären auf deren eigenem Mist gewachsen?“

Kjaftaskúmur: „Nun, die Zeiten ändern sich“.

Grúskari: „Was hat die Zeit damit zu schaffen? Sind es nicht vielmehr die Ideen, welche sich mit der Zeit ändern?“

Kjaftaskúmur: „Nun, die Schwarmintelligenz wird schon dazu führen, dass sich die besten Ideen durchsetzen werden.“

Grúskari: „Du meinst jenes Gebaren, welches dazu führte, dass in Afrika und Nordamerika ganze Völker  abgeschlachtet wurden, nur weil diese nicht bereit waren, den Preis für die Früchte solcher Ideen zu bezahlen?“

Kjaftaskúmur: „Nun, es ist ja noch nicht aller Tage Abend.“

Grúskari: „Was die Frage aufwerfe, wie lange eine Hoffnung aufrechterhalten werden könne, ohne dass diese erfüllt werde. Verhält es sich doch so, dass der Inhalt der Wahrnehmung und der Sinnesorgane sich in einer  kontinuierlichen Änderung befinden,  also einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen sind.“

Kjaftaskúmur: „Will sagen?“

Grúskari: „Dass im Falle, es ist vorher in der Vernunft kein allgemeines Wissen vorhanden, es dann  auch nicht möglich sei, konkrete Sinneswahrnehmungen ins Allgemeine, ins Abstrakte, in Ideen umzuwandeln.“

Kjaftaskúmur: „Welcher Art könne dieses Wissen sein“? Erworben durch die Fähigkeit  des Übergangs vom Einzelnen zum Allgemeinen? Gibt es doch zwei Methoden der Behandlung. Die eine ist die analytische Methode, die andere ist die zusammensetzende Methode. Die analytische Methode beschränkt sich auf Funktionen und Eigenschaften, die zusammensetzende Methode auf die Eigenschaften der Funktionen und deren Ordnung.“

Grúskari: „ Nun, wäre hierzu nicht die Denkmethode laterales Denken vonnöten, um gegebene Pauschalisierungen als solche erkennen zu können, wie auch den Unterschied zwischen Pauschalisierung und Generalisierung?“

Kjaftaskúmur: „Nun, Pauschalisierungen sind bekanntlich  Ergebnisse von Dumpfbacken für Dumpfbacken, das Recht auf Meinungsfreiheit in Anspruch nehmend, allerdings mit der Einstellung betrieben, Argumente und Widerlegungen als schädlich einzustufen. Soweit mir bekannt, wendet im Gegensatz hierzu die Generalisierung analytische und zusammensetzende Methode an, von konkreten Beobachtungen ausgehend zu einer Abstraktion, indem die ermittelten Eigenschaften säuberlich getrennt einem Träger zugeordnet werden.“

Grúskari: „Was allerding vergeblich wäre.“

Kjaftaskúmur: „Wie meinen?“

Grúskari: „Nun, gesetzt den Fall, es entstünde hieraus ein wohldefinierter Begriff, so wäre damit keineswegs sichergestellt, dass alle unter dem Begriff sich jenes vorstellten, was der Begriff aussage.“

Kjaftaskúmur: „Wie kommts?“

Grúskari: „Nun, soweit bekannt, werden manche Begriffe durch Wesen dort im Tal durch Selbstbezeichnungen aus primitiven Beweggründen heraus einfach okkupiert, was einen Bedeutungswandel im Sinne einer Bedeutungsverschlechterung nach sich ziehe, der Begriff daher nicht mehr verwendbar wäre, sei er auch noch so durch saubere Generalisierung entstanden.“

Kjaftaskúmur: „Beispiel?“

Grúskari: „Der Begriff Querdenker.“

Kjaftaskúmur: „ Was wäre zu tun, um diesem Unfug eine Ende zu setzen?“

Grúskari: „ Woher kann ich das wissen? Ich bin weder Generalist noch Spezialist. Verhält es sich nicht so, dass der Generalist von immer mehr immer weniger weiß, bis er von Allem nichts mehr weiß, und der Spezialist von immer weniger immer mehr weiß, bis dass er von Nichts alles weiß?  Willst du mit mir ein Lied singen?“

Der Troll Grúskari ergreift die Hand von Kjaftaskúmur und beide tanzen singend einen Reigen.

(05) Vits er þörf
þeim er víða ratar.
Dælt er heima hvað.
Að augabragði verður
sá er ekki kann
og með notrum situr.
1)

(05) Einsicht als Bedürfnis
wer vielerorts den eigenen Weg findet.
Leicht ist es nur zuhause.
Dem werden  die Augen mit Spott geöffnet,
der ohne Wissen ist
und bei Weisen sitzt.

1) Anm.: Vers 5, „Hávámál og Völuspa“, Gísli Sigurðsson, Svart á Hvítu, Reykjavik 1986

Gesetzt den Fall, es gebe …, dann …

Lljósmynd:  © Kári Þór Jóhannsson, Fiskbúð Sjávarfangs

Ónytjungur: „Verhält es sich nicht so, dass die Vorstellungskraft die Formen der  Sinneswahrnehmungen auch dann bewahre, wenn diese nicht mehr existieren?“

Lesandi: „Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.“

Ónytjungur: „Und könnte es sein, dass die Tätigkeit des Zusammenfügens dieser Formen und ihrer Unterscheidung voneinander zu denjenigen Fähigkeiten gehört, die nicht zur Vorstellungskraft selbst gehören?“

Lesandi: „Vermutlich. Durch diese Tätigkeit kann einer sich bekanntlich auch vorgestellte Dinge erdenken, die unrealistisch sind, wie im Traum oder in den Träumen des Wachseins.“

Ónytjungur: „Gut. Nennen wir vorerst jene Instanz, welche diese Tätigkeit ausübt, die Kombinierende. Könnte es sein, dass  diese Fähigkeit  in ihrer Tätigkeit mit dem Gedächtnis verbunden ist?“

Lesandi: „Nun, wie sonst könne einer sich die Wahrnehmungen erneut vor Augen führen, stammten diese nun von den äußeren Sinnesorganen oder von den inneren Fähigkeiten wie Phantasie oder der  Kombinierenden. Wozu fragst Du?“

Ónytjungur: „Somit wäre es bei einem, welcher sowohl zu Sinneswahrnehmungen fähig,  als auch über Vorstellungskraft verfüge, für die Kombinierende durchaus eine Möglichkeit, fragte diese nach dem ‚Was wäre wenn‘?“

Lesandi: „Mit anderen Worten ‚Gesetzt den Fall, dass …‘ ? Nun, es war davon zu hören, dass der gegenwärtige isländische Staatspräsident  Guðni Th. Jóhannesson vor seiner Präsidentschaft Dozent an der Universität Ísland war. Ein Gegenstand seiner Forschungstätigkeit sei zum Beispiel die Methode  “Efsaga” (“Was wäre wenn”)  gewesen, an der Universität Reykjavík, Fakultät für Geschichte und Philosophie. Du willst mir gegenüber hoffentlich nicht behaupten, Du könntest dazu etwas Sinnvolles beitragen.“

Ónytjungur: „Wirke ich auf Dich, als würde ich unter Größenwahn leiden? Nein, ich würde diese Methode als Laie nur zu gerne einmal selbst anwenden. Ich hatte hierzu äußere Sinneswahrnehmungen aus dem Gedächtnis entnommen, womit sich dann die  Kombinierende zu beschäftigen hatte. Da ich – wie Du weißt – nur dazu fähig bin, etwas mehr oder weniger klar zu beschreiben,  wird es wohl das Beste sein, ich rufe die Fragestellung aus meiner Erinnerung zurück:               

 ‚Einmal angenommen, dass einer Lehre gefolgt werden könne oder nicht, also diese praktiziert werde oder nicht, so ist festzustellen, dass durch diese Lehre, da gelehrt, Festsetzungen der Art getroffen wurden, welche das, was sich innerhalb der Lehre befinde, von dem abgrenze, was außerhalb der Lehre sich befände.
Wie wäre dann eine Lehre beschaffen, zu welcher sich nichts außerhalb ihrer selbst etwas feststellen ließe, da alles innerhalb?
Wäre diese nicht eine Lehre, deren Eigenschaften aussagten, dass diese nicht gelehrt werden kann, und daher nur praktiziert werden könne?
Würde dies nicht auch bedingen, dass es nur eine einzige solche Lehre geben könne, und diese längst von allen praktiziert wird?
Denn gäbe es deren mehrere, worin könnten sich diese schon unterscheiden, da keine von ihnen gelehrt?
Und da nicht gelehrt, was könne da die Feststellung begründen, es gäbe auch nur einen Einzigen, der sie nicht praktizierte?
Wäre dann, aus dieser Sicht, erstens diese Lehre nicht eine Lehre von der Einheit, und daher per se einzigartig, und zweitens die Wege des Wissens so zahlreich wie die Anzahl der bisherigen Menschen?
Und wäre dies dann nicht auch der einzige Punkt, in welchem die Vielfalt dieser Lehre sich doktrinär ausdrückte?‘

Untersuche ich nun – ausgehend von der Annahme – die Folge daraus resultierender Ableitungen auf deren Gültigkeit, so entdecke ich darin nur vernünftige Schlussfolgerungen. Bin ich auf dem Holzweg?“

Lesandi: „Woher soll ich das wissen. Wie Du weißt, ist das Auge der Zufriedenheit für jeglichen Mangel zu schwach, so wie das Auge der Unzufriedenheit die schlechten Dinge ans Licht bringt.“

Gleðilegt sumar!

Tilvera: “Was ist jenes, worauf einer mit dem Wort wir verweist?”

Ónytjungur: “Irgendetwas, zu dem sich einer zugehörig sieht,  was entweder notwendigerweise durch dessen Existenz bereits an sich gegeben, oder über eine simplifizierende Formel leicht zugänglich, was in der Regel dazu führt, dass sonstiges Vorhandene auf eine überschaubare Formel reduziert.”

Tilvera: “Was verstehst du unter Formel?”

Ónytjungur: “Die Umwandlung eines Zusammenhangs in eine Beschreibung. Wenn ich zum Beispiel meine Familie sage, dann beschreibe ich mit der Formel Familie jenen Zusammenhang, der sich daraus ergibt, dass ich sowohl meiner Frau als auch meinen Kindern zugehörig bin.”

Tilvera: “Gut, dieser Zusammenhang ergibt sich notwendigerweise bei all jenen Lebewesen, deren Eigenschaft es ist, sich fortpflanzen zu können. Übst du nicht auch einen Beruf aus, und erfüllst in diesem eine bestimmte Rolle?”

Ónytjungur: “So ist es. Wenn ich zum Beispiel mein Team sage, dann beschreibe ich mit der Formel Team jenen Zusammenhang, der sich daraus ergibt, dass ich jenen Kollegen zugehöre, die an der Erreichung eines bestimmten Ziels arbeiten.”

Tilvera : “Dabei zeige sich der Zusammenhang im gemeinsamen Ziel, nicht jedoch in Beruf und Rolle. Und gehörst du nicht einer Gattung an?”

Ónytjungur: “Auch das. Ich gehöre wie du der Gattung an, die Tröll genannt werden. Wenn ich zum Beispiel die Formel Tröll sage, dann beschreibe ich mit der Formel Tröll jenen Zusammenhang, der sich daraus ergibt, dass ich kein Schaf, kein Pferd, und auch keine andere Gattung bin, die sich signifikant von einem Tröll unterscheidet.”

Tilvera : “Gut, auch dieser Zusammenhang ergibt sich notwendigerweise durch die Tatsache, ein Lebewesen zu sein. So zählte ich jetzt schon drei wir bei dir, dabei stehe ich erst am Anfang meiner Möglichkeiten. Wie viele glaubst du, könnte ich noch finden?”

Ónytjungur: “Du weißt, dass du bei mir am Ende deiner Möglichkeiten angelangt. Du musst dich also an andere richten, wenn du weiterfragen möchtest.”

Tilvera : “Nun, du magst mir genügen. Wäre doch mit jeder weiteren Zugehörigkeit zu Irgendetwas nichts gewonnen, sondern nur verloren.”

Ónytjungur: “Du sprichst in Rätseln.”

Tilvera : “Keineswegs. Es dürfte selbst dir als Taugenichts einleuchten, dass umso komplexer die Formel, desto  geringer die Lust, diese verstehen zu wollen, da eine solche einerseits nicht eingängig,  und andererseits  sie keinen Beitrag leiste, um jenes fortzusetzen, was einfache Formel ermöglichten. Gegenüber einer komplexen Formel hat eine einfache Formel auch noch einerseits den Vorteil, dass sie leicht nachzusprechen wäre, was andererseits dazu führe, über diese  ein so genanntes Zusammengehörigkeitsgefühl generieren zu können …”

Ónytjungur: “… in der Form, dass darüber die einen hinzugezählt, somit die anderen ausgeschlossen, denn das eine ist nicht möglich ohne das andere …”

Tilvera : “… wie du ja bereits an drei Zusammenhängen aufzeigtest. Es dürfte auf der Hand liegen, dass umso mehr Zusammenhängen einer sich zugehörig fühle, desto größer sowohl  Möglichkeit wie Wahrscheinlichkeit , dass die Zugehörigkeit zu einem Zusammenhang in Konflikt gerate  mit der Zugehörigkeit zu einem anderen Zusammenhang.”

Ónytjungur: “Mit welcher Begründung?”

Sommeranfang, 20.04.2017, 23:36 Uhr

Tilvera : “Mit jener, dass Zusammenhänge, welche nicht notwendigerweise bereits durch die Tatsache gegeben, ein konkretes Individuum zu sein, solche sind, die stets durch eine simplifizierende Formel aufgestellt, welche die anderen vorhandenen künstlich geschaffenen Zusammenhänge nicht berücksichtigten, die aber nichtsdestoweniger dennoch vorhanden sind, und in aller Regel – je nach Ausprägung mehr oder weniger von solchen – sich in einem konkreten Individuum verknüpfen.”

Ónytjungur: “Du willst mir erzählen, dass simplifizierende Formeln in einem konkreten Individuum zwangsläufig Unheil  hervorrufen?”

Tilvera : “Das hängt von der Art der simplifizierenden Formel ab, und dem konkreten Individuum.”

Ónytjungur: “Es gibt nur eine Art simplifizierender Formeln. Ihr Merkmal ist, dass sie simplifizieren.”

Tilvera : “Das hängt davon ab, ob du mit simplifizierend eine übermäßige Vereinfachung oder eine zutreffende Vereinfachung meinst.”

Ónytjungur: “Und was wäre deiner Ansicht nach eine zutreffende Vereinfachung?

Tilvera : “Gesetzt den Fall, es gebe Lehre, deren Anwendung, und ein Resultat aus Anwendung …”

Ónytjungur: “Es gibt tausende Lehren, zahllose  Anwendung davon, und die Resultate …”

Tilvera : “Gemach, gemach. Gehen wir beide zuerst ganz allgemein einmal davon aus, eine Lehre stellte allgemeine und informatorische Behauptungen auf. Diese würden nun im Detail von einem konkreten Individuum auf einen besonderen Fall angewendet, der vom Allgemeinen insofern abweiche, dass dieser eben ein Detail sei, ist es dann nicht so, dass dieses konkrete Individuum dabei unweigerlich eine persönliche Erfahrung mache, was dazu führe, dass er diese Erfahrung als Lehre kodifiziere, und mit jedem solchen Ereignis den Kreislauf erneut beginne?”

Ónytjungur: “Wäre dem nicht so, wozu dann Lehre, Anwendung und Resultat?”

Tilvera : “Gut. Wie kann es dann aber dazu kommen, dass es Zusammenhänge gibt, welche Lehren dennoch aufrecht erhalten, obschon die konkrete persönliche Erfahrung eines Individuums dieser eklatant wiederspreche, dennoch solche Zusammenhänge ungerührt weiterhin behaupten, sie würden  individuelle Erfahrung repräsentieren?”

Ónytjungur: “Möglicherweise aufgrund des gleichen Musters, anhand dessen Individuen davon ausgehen, es gebe Frühling, Sommer, Herbst und Winter, dies sei überall so, und falls nicht, dann habe es eben so zu sein?”

Tilvera : “So ungefähr.”

Ónytjungur: “Nun, es gibt hier seit jeher nur Winter und Sommer, wie du weißt. Die Vorgabe, es habe aber so zu sein, dass es auch Frühling und Herbst gebe, wäre hier nur als grober Unfug eingestuft, da das Wetter ja bis heute noch nicht einmal dazu zu bewegen war, sich wenigstens an die Vorgaben Winter und Sommer zu halten.”

Tilvera : “Gut, dass du mich daran erinnerst. Heute ist ja gesetzlicher Feiertag, da der Sommeranfang gebührend begrüßt werde. Gleðilegt sumar, Ónytjungur!”

Ónytjungur: ” Gleðilegt sumar,  Tilvera”.

Im Wahrnehmungsgefängnis

Ónytjungur: “Was bringst du Neues aus der Welt der seltsamen Wesen, die immer zahlreicher die Gegend hier heimsuchen?”

Tilvera: “Es ist die Rede davon, dass jeder Schwachkopf, der den freien Willen in Frage stelle, seinen freien Willen dazu benutze, um eine Theorie zu entwickeln.”

Ónytjungur: “Und wie verhält es sich bei jenen, die darüber keine Theorie entwickeln?”

Tilvera: “Befinden sich, so der Erkennende, ebenso in einem Wahrnehmungsgefängnis. Aus diesem heraus erkenne er, dass das produktivste Vermögen die Fantasie sei.”

Ónytjungur: “Meint er mit dem Eigenschaftswort produktiv nun jenes Vermögen, viele konkrete Ergebnisse hervorbringen zu können, oder das Vermögen, schöpferisch sein zu können?”

Tilvera: “Worin läge der Unterschied?”

(Bild: Bernhild Vögel)

Ónytjungur: “Nun, gesetzt den Fall, seine Aussage treffe zu, dass er sich in einem Wahrnehmungsgefängnis befinde, wäre er ja außerstande, konkrete Ergebnisse hervorbringen zu können, könne also nur schöpferisch unterwegs sein, in dem Sinne, dass er zum Beispiel  die These aufstelle, Trolle hätten knubbelige Nasen, und würden grobe Späße treiben.  Nun ist der Vorgang, eine These aufzustellen, dass Trolle knubbelige Nasen hätten und grobe Späße treiben würden, nicht weniger oder mehr schöpferisch als die These, dass das Ding da in deiner Hand ein Apfel sei, er für Trolle genießbar wäre, sie damit ihren leeren Magen füllen könnten, und daran auch keineswegs zugrunde gehen würden, sondern nur nicht verhungerten. Die erste These wäre wie die zweite These schöpferisch, allerdings entbehrte die erste These der Eigenschaft, ein konkretes Ergebnis im Sinne von Tatsache hervorgebracht zu haben, und es ist unschwer zu erkennen, dass die erste These so abwegig ist wie die zweite zutreffend.”

Tilvera: “Er sagt, es hätte bei ihm eine Einsicht gezündet.  Die Menschen würden nur aneinander vorbeileben, sich einander nicht verstehen, sondern sich nur Bilder voneinander machen und sich überstülpen.”

Ónytjungur: “Wie kommt’s? Schließt er von sich auf andere?”

Tilvera: “Er sagt, es gebe kein höheres Ziel, denn so sei der Begriff der Evolution konzipiert. Es gebe zwar eine Höherentwicklung des Lebens, aber dies geschehe nicht aus zielgerichtetem Geschehen, sondern aus Zufallsgeschehen. Es würden jene selektiert, welche die besten Überlebenschancen hätten.”

Ónytjungur: “In der Tat. Als ich vor ein paar Jahrzehnten bei strömendem Regen über einen dieser gepflasterten Gehwege  unten im Park lief, zertrat ich aus Versehen ein paar Regenwürmer, die sich dort in Sicherheit gebracht hatten. Ihr Unglück war, dass sie hierfür sich den falschen Ort zur falschen Zeit aussuchten, wie all jene zerquetschten Regenwürmer verrieten, die vor mir bereits Fußgänger zertreten hatten. Es ist auch unbekannt, ob es sich dabei um Regenwürmer handelte, die dabei der Tod bereits ereilte, bevor sie sich fortpflanzen konnten, wie auch unbekannt, ob es sich dabei um Regenwürmer handelte, die mit Intelligenz begabt waren, oder nur um Dummköpfe. Wie auch immer, jene Regenwürmer, die sich zu jenem Zeitpunkt im Gras aufhielten, hatten sich danach fortgepflanzt. Da die Lebenserwartung der Regenwürmer zwei Jahre beträgt, müsste sich dort nun unten im Park mittlerweile die 25. Generation tummeln. Genau gesagt nur jene, die bei all den zahllosen Regenfällen der letzten Jahrzehnte nicht ausgerechnet gerade in dem Augenblick den Gehweg als einzige Zuflucht vorfanden. Nun sage mir, meint er damit jene, wenn er sagt, diese wurden nur deswegen selektiert, weil diese die besten Überlebenschancen gehabt hätten?”

Tilvera: “Nun, er geht von Rückkoppelung aus.”

Ónytjungur: “Von negativer oder positiver?”

Tilvera: “Von positiver.”

Ónytjungur: “Demnach davon, dass desto mehr, umso mehr, und desto weniger, umso weniger?”

Tilvera: “So scheint es. Er sieht Sinninseln.  Es gebe keinen Sinn, außer er werde erzeugt.”

Ónytjungur: “Und was wird unter Sinn verstanden?”

Tilvera: “Sinn sei etwas, was Einzelne oder auch ganze Kulturen, ganze Kollektive, als produktives Vermögen erzeugen in der Art und Weise, wie sie ihr Leben organisieren. Er ist der Ansicht, dass im Falle, einer hätte das Gefühl, dass sein Leben sinnlos sei, er damit eigentlich sage, dass er ein zusammenhangloses Leben führe.”

Ónytjungur: “Wäre er Philosoph, so wüsste er, dass heutzutage nur noch entweder ein zusammenhangloses Leben oder ein an Blauäugigkeit kaum zu überbietendes Leben möglich.”

Tilvera: “Mit welcher Begründung?”

Ónytjungur: “Schon einmal vom Rabbit Proof Fence gehört?”

Tilvera: “Ein Farmer führte einst in Australien 24 Karnickel ein, damit er sich dort besser heimisch fühlen könne, da …”

Ónytjungur: “Verhält es sich nicht so, dass jeder Einzelne, so er sich einem  Zusammenhang  zugehörig wähne, sich de-facto nur irgendeinem Zusammenhang anschlösse, der nur  irgendeine winzig kleine Teilmenge aller tatsächlich vorhandenen Zusammenhänge wäre? Somit alle weiteren vorhandenen Zusammenhänge schlicht und ergreifend ignorierte?”

Tilvera: “Er sagt, Schopenhauer hätte gesagt, dass die Erde ein erkalteter Planet mit einem Schimmelüberzug von Leben sei, und der Schimmel die Eigenschaft hätte, sich überall auszubreiten, auch ziemlich unappetitlich sei, es aber in­mitten des Schimmels gemütlich und warm wäre. Dies sei allerdings nur eine Metapher gewesen.”

Ónytjungur: “Beschrieb er dabei nicht jenes, was sich da bis auf den heutigen Tag zeige? Und bestünde der Sinn dessen nun darin, dass sich einer einem Zusammenhang anschließe, der nur  irgendeine winzig kleine Teilmenge aller tatsächlich vorhandenen Zusammenhänge sein kann, nur um es etwas gemütlich und warm zu haben?”

Falschmeldung

Ónytjungur: “Was bringst du Neues von deiner Reise? Ich frage nur, da ich diesen Winter  jeden Tag hier ein seltsames Ereignis beobachte.”

Tilvera: “Und was soll deiner Ansicht nach seltsam sein?”

Ónytjungur: “Hast du keine Augen mehr im Kopf? Die Berge ringsum weinen jeden Tag schwarze Tränen auf ihr weißes Kleid!”

Tilvera: “In der Tat. Seit die Wissenschaftler das Klima hier aufzeichnen, so ist zu hören, war es zu keiner Zeit hier um diese Zeit so warm. Stürme lassen das Mittagsland, das sich aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer selbst Abendland nennt, nun schon das zweite Jahr rechts liegen, und pusten die warme Luft im Winter lieber in den Norden. Und so ist es nun am Nordpol gerade mal so kalt wie in den Städten des Mittagslandes.”

Ónytjungur: “Du treibst üblen Schabernack mit mir.”

Tilvera: “Keineswegs. Es ist aber nichts, worüber du dir Sorgen machen solltest.”

Ónytjungur: “Soso. Glaube, mich daran erinnern zu können, dass ich dich dahingehend nicht um Rat gebeten hatte.”

Tilvera: “Nun, er ist auch kostenfrei. Ich bringe dir frohe Kunde. Ein Heiland ist uns geboren, er trat aus der Bedeutungslosigkeit hervor, von jubelndem Volk empor getragen in den Olymp. Nun sitzet er zu Rechten der Wissenschaftler, und lehrt sie. Es ist endlich das Ende des Zeitalters angebrochen, in welchem renomierte Forscher  ungerechtfertigterweise ihre Forschungsergebnisse aus langjähriger und akribischer Forschung als ermittelte Fakten ausgeben durften.”

Ónytjungur: “Forschung ist Betrug, deren Ergebnisse eine Lüge? Hirngespinste?”

Tilvera: “Nun, es verhält sich so, dass auch das geozentrische System damals besser mit jenem übereinstimmte, was  damals als gesunder Menschenverstand angesehen.”

Ónytjungur: “So ist also den Professoren ein Professor entwachsen, der nun Professor der Professoren?”

Tilvera: “Nicht ganz. Missgünstige Rivalen hatten zu seinem großen Leidwesen nichts unversucht gelassen,  um zu verhindern, dass er zeitlebens sein Genie durch Lehre und Studium erprobe. Und so war er verurteilt, sich mit dem Titel eines Bachelors abspeisen zu lassen, nicht einmal zu einem Masterstudiengang wurde er zugelassen.”

Ónytjungur: “Es kann der Klügste nicht studieren, was arge Missgunst ihm verweigert. Gibt es den Grad eines Bachelors in der Klimaforschung?”

Tilvera: “Nun, der Forschungsbereich, in dem er studierte, war mehr im Bereich Immobilienwirtschaft.”

Ónytjungur: “Dann dürfte er Kenntnisse erworben haben, wie die Häuser in Zukunft zu bauen sind, damit sie den starken Stürmen standhalten, mit denen hier auf Grund des Rückgangs des arktischen Eises gerechnet wird.”

Tilvera: “Nicht ganz. Bei seiner Forschungsarbeit ging es mehr um den Kauf und Verkauf von Immobilien.”

Ónytjungur: “Also darum, mit welcher Methode einer eine Immobilie am besten kauft, solange diese noch intakt ist, …”

Tilvera: “… und mit welcher Methode er sie am gewinnbringendsten verkauft, bevor sie zerstört ist. So ungefähr.”

Ónytjungur: “Und diese Person wurde nun in den Rang eines Professors der Professoren berufen?”

Tilvera: “Nicht ganz. Du kennst ja die Missgunst, die Genies Allerortens entgegenschlägt. Aber es bekümmert ihn nicht.”

Ónytjungur: “Darin zeigt sich wahre Größe.  So ist also über kurz oder lang damit zu rechnen, dass die Berge hier ringsum im Winter nicht mehr schwarze Tränen auf ihr weißes Kleid weinen, und der Winter eines Tages wieder zurückkehrt, so wie ihn die Einheimischen bisher gewohnt waren.”

Tilvera: “Nun, es gibt Verdachtsmomente, die besagen, dass es durchaus ein anderes Ende nehmen könnte.”

Ónytjungur: “Inwiefern?”

Tilvera: “Das Genie schätzt Golfplätze und Luxus-Ressorts.”

Ónytjungur: “Und?”

Tilvera: “Es ist folglich durchaus denkbar, dass seine überwältigende Weisheit dazu führt, dass deine Enkelkinder eines Tages aus diesem Grund nicht mehr im Winter auf die Kanaren zu fliegen brauchen, sondern gleich hier bleiben können.”

Ónytjungur: “Was hat das eine mit dem anderen zu schaffen?”

Tilvera: “Ich erinnere dich daran, dass sein Forschungsbereich der Kauf und Verkauf von Immobilien ist. Ein Luxus-Ressort mit Golfplatz ist eine Immobilie. Hast du schon jemals Golf auf einer Schneedecke gespielt?”

Ónytjungur: “Du weißt, dass ich im Falle, mich überfiele die Langeweile, bereits vollständig damit ausgelastet bin, faustgroße Steine mit meinem rechten Fuß in den See dort drüben zu kicken. Wozu sollte ich mir dann anderes Spielzeug zulegen wollen?”

Tilvera: “Steht dein Stein, den du dein Zuhause nennst, nicht an einem malerischen Plätzchen Erde?”

Ónytjungur: “Schon seit der Landnahme. Unwissende erzählen, hier würden sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Dabei gibt es hier gar keine Hasen, sondern nur Füchse.”

Tilvera: “Dann kann ich dir einen Bericht aus Schottland empfehlen. Aber Vorsicht, es gibt Leute, die behaupten, es würde sich um eine Falschmeldung handeln. Bei jenem, was Deine Augen dort sehen, könnte es sich durchaus auch um eine Fata Morgana handeln. Also um ein Trugbild.”

Ónytjungur: “Ich soll meinen Augen nicht mehr trauen können?”

Tilvera: “Es wurde ex cathedra verkündet. Er ist die Wahrheit und das Licht. Jenseits davon ist seitdem nur noch Lügenpresse, und  der Feind des Volkes möglich.”

Ónytjungur: “Lass mich raten, wer das Volk ist, und wer nicht, weiß er auch.”

Tilvera: “Das lässt sich in solchen Fällen immer leicht feststellen. Wer seine Stiefel leckt, gehört zum Volk, und wer sich weigert, ist der Feind des Volkes.”

Ónytjungur: “Da ist es doch gut, dass wir beide Trolle sind.”

Tilvera: “Was soll daran gut sein?”

Ónytjungur: “Trolle tragen gar keine Stiefel. Und wenn sie etwas lecken, dann nur leckere Eiscreme.”

þanki

troll-imadeWEB-1Ónytjungur: “Du warst lange Zeit unterwegs. Du weißt Neues zu berichten?”

Tilvera: “Nur über jenes, was Geschichte genannt, womit nicht Erzählung gemeint, sondern Entwicklung, im Sinne entstehender Gesellschaften. Sie suchen nun nach Veränderungen im Erleben und Verhalten, die zeitlich überdauern, und aufeinander aufbauen.”

Ónytjungur: “Wie? Ist ihnen noch nicht genug, was bisher angerichtet?”

Tilvera: “Es geht ihnen um die Anerkennung, Urinstinkte ausleben zu dürfen.”

Ónytjungur: “Als da sind?”

Tilvera: “Zum Beispiel die Angst. Diese habe über Jahrmillionen die Arterhaltung mitgesichert. Daher sei aufklären und Ungebildetheit anprangern die falsche Antwort. Entsteht Angst, würden die Urinstinkte geweckt, und diese seien brutal, und vertrügen sich nicht mit gebildetem Denken.”

Ónytjungur: “Interessant, Urinstinkte lehnen Information und öffentlichen Tadel ab. Richtet sich jenes, was da nun Urinstinkt genannt, nicht gegen die eigene Art, gegen Menschen? Sind die Opfer in deren Augen wieder einmal keine Menschen mehr, oder wird da nur Urinstinkt genannt, was kein Urinstinkt ist?  Und was ist denken?”

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(Bild: Bernhild Vögel)

Tilvera: “Eine berechtigte Frage. Es entstand aus dem mittelhochdeutschen Wort þanki.

Ónytjungur: “Aber þanki ist ein Ergebnis, und keine Tätigkeit. Wie kam es zu solchem Unsinn?”

Tilvera: “Ich weiß. þanki  ist das Wort für jenes, was in einer anderen Sprach Idee genannt.”

Ónytjungur: “Wurde das Wort Idee nicht dem Griechischen entnommen?”

Tilvera: “Sie haben eine Rangordnung festgelegt, im Sinne von Sortierung mehrerer vergleichbarer Objekte zum Zwecke einer Bewertung, und in dieser steht Idee über Wirklichkeit.”

Ónytjungur:þunk ist þank? Mir dünkt, ergo denk ich? Ist mit der Tätigkeit dünken  nicht bezeichnet, dass da einem etwas so vorkomme, es ihm als ob erscheine, anmute? Und beruhen nicht Ideen auf demselben? Wozu dann zwei Wörter für dasselbe? Ist doch, was mit denken bezeichnet, nichts anderes als dünken. War ihnen dünken nicht ausreichend, so dass sie aus dem Begriff þanki, also Idee, ein Tunwort erzeugen mussten?”

Tilvera: “Nun, vielleicht deckte das Wort dünken nicht ab, was denken abdecke.”

Ónytjungur: “Soso.  Und was wird getan, wenn einer denkt, und nicht dünkt?”

Tilvera: “Ich denke, also bin ich.”

Ónytjungur: “Wäre das auch nicht schon erreicht, wenn mir etwas deuchte, also dünke?”

Tilvera: “Zweifellos. Dann wären aber bestimmte Aussagen nicht mehr möglich.”

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Gedanke – Idee

Ónytjungur: “Als da wären?”

Tilvera: “Zum Beispiel: Was denkst du.”

Ónytjungur: “Und wozu fragst du nicht: Was überlegst du?”

Tilvera: “Oder:  Ich habe ihm was zu denken gegeben.”

Ónytjungur: “Und wozu teilst du mir nicht mit: Ich habe ihm was zu überlegen gegeben?”

Tilvera: “Da wäre noch: was denkst du darüber.”

Ónytjungur: “Und wozu fragst du nicht: wie urteilst du darüber?”

Tilvera: “Es ginge auch nicht mehr die Feststellung: wer hätte das von dir gedacht.”

Ónytjungur: “Und wozu sagst du mir nicht: wer hätte das von dir geglaubt?”

Tilvera: “Es wäre auch die Mitteilung nicht mehr möglich: das war für ihn gedacht.”

Ónytjungur: “Und wozu teilst du mir nicht mit: das war für ihn bestimmt?”

Tilvera: “Ich könnte auch nicht mehr sagen: ich habe mir nichts Böses dabei gedacht.”

Ónytjungur: “Und wozu sagst du nicht: ich habe dabei nichts Böses beabsichtigt?”

Tilvera: “Ich könnte auch nicht mehr sagen: das habe ich mir gleich gedacht.”

Ónytjungur: “Und wozu sagst du nicht: das habe ich mir gleich vorgestellt?”

Tilvera: “Findest du nicht, dass du ein Wortklauber bist?”

Ónytjungur: “Ist das deine Antwort auf meine Frage nach dem wozu? Dann düfte das Tunwort denken wohl mehr bei einer fixen Idee anzusiedeln sein, und nicht bei Gedanke, also bei kredda, und nicht bei hugur. Soll ich deiner Ansicht nach langsam zu verstehen beginnen, aus welchem tieferen Grund es das Tunwort denken nicht in allen Sprachen gibt?”

Tilvera: “Nun, dieses Tunwort bezeichnet eine Zusammenfassung der Tätigkeiten überlegen, urteilen, erinnern, glauben, bestimmen, vorstellen, meinen und beabsichtigen.”

Ónytjungur: “Und was ist das Ergebnis, wenn ich Äpfel, Unterhosen, Schraubenzieher und Kartoffeln zusammenrühre? Apfelmus? Kartoffelbrei? Dann wäre wenigstens nachvollziehbar, dass im Ergebnis über dieses Wort nur eine diffuse Vorstellung herstellbar, da zum Einen völlig undeutlich, und zum Anderen eine erforderliche Abgrenzung unterschlagend.”

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Differenzierung Eigenschaft “dumm”

Tilvera: “Wie bereits festgestellt, du bist nichts anderes als ein Wortklauber. Das rein Geistige wird dir stets fremd sein, wenn du so weiter machst. Bist du dumm?”

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“Vernunft”

Ónytjungur: “Das lässt sich wohl nicht vermeiden. Insbesonders dann, wenn mich einer dahingehend belehren möchte, dass ich mich vor einer Diktatur der Vernünftigen zu fürchten habe. Offensichtlich ist einem solchen unbekannt, was hierzulande unter dem Wort Vernunft verstanden wird. Aus diesem Grund  ziehe ich dem rein Geistigen vor, auf Erfahrung beruhend, durch systematische Beobachtung zu einer vorläufigen Annahme zu kommen, diese dann zu untersuchen, um dann zu versuchen, ob ich das auf solche Art und Weise  Aufgefundene mir selbst gegenüber erklären könne.”

Tilvera: “Und? Kannst du?”

Ónytjungur: “Kaum. Es zerrinnen mir die Wörter bei genauerer Inspektion wie Sand zwischen den Fingern. Und beschränke mich daher lieber  auf die Wörter überlegen, urteilen, erinnern, glauben, bestimmen, vorstellen, meinen und beabsichtigen. Sind doch diese Tätigkeiten für mich nachvollziehbar.”

Tilvera: “Dann wird aus dir nie ein Denker.”

Ónytjungur: “Wer sagt, dass ich beabsichtige, ein solcher eines Tages zu werden? Mir genügte schon, würde ich eines Tages wenigstens einen geringen Teil von dem verstehen, was anderen begreiflich.”

Das Bier-Dilemma

troll-imadeWEB-1Ónytjungur: “Siehst Du dort diesen SUV, der gerade derart stümperhaft  in die Furt einfährt, dass ihn die Leute von ICE-SAR wieder herausziehen werden müssen? Was würdest du mir antworten, wenn ich dir sage, der Motor sei der Fahrer, und der Fahrer nur ein Trugbild deiner Phantasie?”

Tilvera: “Dass du, nachdem du so alt geworden bist,  wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank hast, oder gestern Abend bei dem Live-Konzert im Enski Barinn etwas zu oft die Nase in die  Gläser  der Gäste gesteckt haben musst, die mit  Guinness gefüllt. Sonst würdest du dich noch daran erinnern, dass der Motor nur das Werkzeug ist, dessen sich der Fahrer bedient, der Fahrer hingegen nur dies tun kann, was ihm der Motor erlaubt. Oder hast du schon einen Motor gesehen, der von sich aus fährt, oder einen Autofahrer, der mit seinem Auto taucht oder fliegt?”

Ónytjungur: “Nur dort, wo der Fahrer in der Kurve zu schnell unterwegs, oder der Wasserstand des Flusses zu hoch.  Das war dann in aller Regel auch das Ende einer solchen spezifischen Fahrgemeinschaft. Nehme ich nun das Auto als Referenzgegenstand, so bewegen sich beide, wie du mir wohl eingestehen wirst, sowohl der Fahrer, als auch der Motor. Auch scheinst du mir vertraut zu sein mit dem Prinzip der Erklärungsebene.”

Tilvera: “Kann es sein, dass du gestern Abend deine Nase auch noch in eine Flasche Svarti dauði  gesteckt hast?”

Ónytjungur: “Keineswegs. Zumindest erinnere ich mich nicht mehr daran.  Können wir beide uns darauf einigen, dass es sowohl das Teil wie auch das Ganze gibt?”

Tilvera: “Es waren wohl auch noch härtere Sachen dabei, wie käme sonst eine solche dumme Frage zustande. Jedes Kind da unten in der Dorfschule weiß, dass Teil und Ganzes sich einander bedingen.”

Ónytjungur: “Schön.  Wie steht es mit den Begriffen Ursache und Eigenschaft? Bezogen sowohl auf das Auto dort als Ganzes, wie auch auf dessen Teile, also dem Fahrer und dem Motor.”

Tilvera: “Da werde ich wohl nicht darum herumkommen, das Teil vom Ganzen getrennt betrachten zu müssen, wie auch das Ganze getrennt von dessen Teilen.”

Ónytjungur: “Wie kommst du auf eine derart seltsame Idee, solch ein Vorgehen zu wählen?”

Tilvera: “Da das Ergebnis, so es ein logisches sein solle, und kein ideologisches, einzig und allein davon abhängt, was ich betrachte, also das Ganze, oder das Teil. Betrachte ich das Ganze, so ist der Fahrer eine Eigenschaft des Autos, welche dem Auto erst ermöglicht, sich zu  bewegen, betrachte ich das Teil, so ist der Fahrer jedoch die Ursache, die dazu führt, dass sich das Auto bewegt. Was ist nun der Fahrer, Eigenschaft oder Ursache?”

Ónytjungur: “Ich sehe, du bist mit dem Prinzip der Erklärungsebenen durchaus vertraut, wie auch mit der damit vorhandenen Logik. Allerdings wirst du wohl einräumen, dass da etwas widersprüchlich sein muss, denn es ist ein Unding, dass ein und dasselbe sowohl Eigenschaft als auch Ursache sein kann.”

Tilvera: “Das hängt davon ab, was du unter dem Wort Wissen verstehst, und was nicht.”

Ónytjungur: “Stecktest du deine Nase gestern Abend auch in die besagten Gläser?”

Tilvera: “Keineswegs.  Denn du kannst die Wirklichkeit als Wissen bezeichnen, also jenes, was ist. Du kannst aber auch die Wahrnehmung als Wissen bezeichnen, also jenes, was wird.  Alles nur eine Frage der Terminologie. Und der angewandten Methode.”

Ónytjungur: “Kann es sein, dass bei dir gestern Abend zufällig auch eine Flasche Svarti dauði  deinen Weg kreuzte?”

Tilvera: “Weil ich empirisch und naturwissenschaftlich vorgehe, und nicht idealistisch? Muss ich bei dir nun erst Platoniker werden, oder Neuplatoniker, fahrender Scholast, oder gar Philosoph?”

Ónytjungur: “Nun wirst du aber unvernünftig.”

Tilvera: “Bleib mir mit dem Wort Vernunft vom Leib. Es gibt wohl wenig Wörter, die mit einem solchen Umfang sich widersprechender oder undeutlicher Beschreibungen daherkommen. Ist es nicht seltsam, dass je undeutlicher eine Beschreibung, desto umfangreicher deren Gebrauch?”

Ónytjungur: “Nun, es dient der Erarbeitung dessen, was mit dem Wort gemeint, und was nicht.”

Tilvera: “Wohl eher zum Zwecke, anderen vorhandene Unvernunft zu unterstellen.  Oder willst du etwa behaupten, es wäre Ausdruck von Vernunft gewesen, als Menschen damals im Land der Biodeutschen dennoch einen Mitbürger jüdischen Glaubens heirateten, oder bei ihm einkauften, ihn gar verstecken? Es war nicht die Vernunft, die solche zu solchem Tun veranlasste, auch nicht die Moral, und schon gar nicht ein Gesetz, erst recht nicht eine Erziehung oder eine Ideologie.”

Ónytjungur: “Sondern?”

Tilvera: “Deren Selbst, über welches seit jeher jedes konkrete Individuum verfügte bis zu dessen Tod, in diesem Augenblick verfügt, so es denn lebe, und über ein solches auch in Zukunft jedes konkrete Individuum verfügen wird. Und kein einziges davon ist einem anderen gleich.”

Ónytjungur: “Soso. Und was ist dieses Selbst?”

Tilvera: “Das kann nur der jeweilige Eigentümer selbst herausfinden.”

Ónytjungur: “Und worauf begründet sich dann deine Behauptung, es gäbe so etwas?”

Tilvera: “Verhält es sich bei dir nicht so, dass es dein Selbst ist, mit dem du dein Ich identifizierst? Oder ist es etwa das eines Anderen? Und verhält es sich bei dir nicht so, dass du zwischen deinem Körper und deinem Ich unterscheidest? Und hat dieses dein Selbst eine Länge, eine Breite, eine Tiefe? Und falls nicht, hat es dann nicht andere Eigenschaften als dein Körper?”

Ónytjungur: “Bei dir waren wohl gestern Abend auch noch härtere Sachen dabei, als es ein Svarti dauði sein kann. Zu deiner Beruhigung, bei mir verhält es sich so, dass mein Selbst bei meinen Nachforschungen immer dasselbe war, sooft ich auch danach forschte, es folglich bereits mein ganzes Leben lang unverändert  bis jetzt existierte. Oder glaubst du etwa, ich wäre durch dein Geschwätz du geworden?”

Tilvera: “Das fehlte mir noch. Als wäre mein Unglück nicht bereits ohne dich schon groß genug. Könnte es demnach sein, dass auch das Gedachte nicht gedacht sein kann wie auch das Allgemeine nicht allgemein sein kann, ohne es zuerst vom Raum oder aus materiellen Eigenschaften zu abstrahieren? “

maltÓnytjungur: “Die Eigenschaften physikalischer Phänomene, also räumliche und zeitliche, sind bestimmten physikalischen Gesetzen untergeordnet, das kann dir jeder Physiker dort unten in der Dorfschule erklären, solltest du dahingehend noch Nachhilfe nötig haben. Und das bei deinem Alter!”

Tilvera: “Wie kommt es dann, dass du dir einbildest, du hättest ein Selbst, das ja – da du mir diesbezüglich nicht widersprachst – weder eine Länge, eine Breite, noch eine Tiefe hat?”

Ónytjungur: “Was hältst du davon, wenn wir beide uns  heute Abend ausnahmsweise mal im Cafe Hresso treffen, und ein  alkoholfreies Malt zischen?”

Wohlstandsphilister

troll-imadeWEB-1Tilvera: „Du nennst dich Taugenichts, wirst auch so gerufen. Wie kommt es?“

Ónytjungur: „Da musst du jene fragen, die mich so nennen, und jenen, der mir diesen Namen gab.“

Tilvera: „Und aus welchem Grund nennst du dich selbst so?“

Ónytjungur: „Weil ich weiß, dass ich das Ziel immer noch nicht erreicht habe, das ich hätte erreichen können.“

Tilvera: „Und was ist dieses Ziel?“

Ónytjungur: „Das ist der zweite Grund. Ich kenne es nicht. Wozu fragst du?“

Tilvera: „Weil ich nicht verstehe, wozu sich Menschen nicht mit jenem beschäftigen, was geschrieben steht, Satz für Satz, Beschreibung nach Beschreibung, sondern sich  nur interessieren, wer geschrieben habe.“

Ónytjungur: „Du nennst dich Sein, wirst auch so gerufen. Wie kommt es?“

Tilvera: „Weil es die einzige Wahrheit ist, die ich kenne, und diese heißt ich bin. Jeder andere Name wäre …“

Ónytjungur: „… kein identifizierendes Merkmal?“

Tilvera: „Wie auch. Wäre ein Name ein identifizierendes Merkmal, so bräuchten die Menschen hier nicht das zweibeinige Lexikon der isländischen Musikgeschichte, Jóhannes, im 12 Tónar im Skólavörðustíg aufsuchen, und ihm die Personen Rúnar und Ragnar in allen Einzelheiten zu beschreiben, um diese nach dreißig Jahren unter der unüberschaubaren Anzahl der Rúnars und Ragnars  zu finden. Selbst Jóhannes kann sie nicht anhand derer Namen identifizieren, sondern erst über deren Musik, den Titeln ihrer Lieder, und ihrer Kompositionen.“

Ónytjungur: „So ist es. Und aus welchem Grund redest du nun über Namen, und nicht über Inhalte?“

Tilvera: „Ein Kerl, im Wahn, er sei ein investigativer Journalist, hat sich der Mühe unterzogen, dem Pseudonym einer Autorin nachzuspüren, um selbst endlich einmal berühmt zu werden.“

Ónytjungur: „Offensichtlich ist er zu sinnvoller Tätigkeit völlig untauglich, und hatte daher keine andere Wahl. Was kein Problem sein muss, denn es wird sich niemand dafür interessieren.“

Tilvera: „Dort kümmern sich die Leser mehr darum, wer da spricht, als darum, was einer spricht, und wie einer spricht.“

hrafnhuh2

Ónytjungur: „Da haben sich wohl Ignorant und Dummköpfe getroffen, und sich gegenseitig bestätigt. Was kein Wunder ist, denn eine deren Lieblingsbeschäftigungen war, so hatte ich bei meinen Reisen festzustellen, hinter einem Vorhang stehend andere Leute auszuspähen, um dann über das auf solche Art und Weise Erfahrene sich das Maul zerreißen zu können. Und sie finden dafür an allen Ecken und Enden bereitwilliges Gehör.”“

Tilvera: „Sie sagen, sich selbst einen Namen zu geben, sei Ausdruck von Arroganz.“

Ónytjungur: „Sich selbst keinen Namen zu geben, obwohl ein Verlangen danach, ist Ausdruck unverständlicher Hilflosigkeit. Was spräche dagegen?“

Tilvera: „Die Mutmaßung anderer, da wolle einer nicht zu jenem stehen, was er schreibe, oder irgendein anderer Unfug, der solchen dann unterstellt werde.“

Ónytjungur: „Stünde ein solcher nicht zu jenem, was er schreibe, so schriebe er es doch auch nicht. Welche Vorstellungen treiben diese Leute um? Sie schließen doch damit nur unzulässig von sich auf andere, und haben nicht die geringste Ahnung, was einen dazu treibe, sich der qualvollen Mühe zu unterziehen, dem Zwang zu folgen, und Wort für Wort zu finden, Satz für Satz zu formen, und sich damit unweigerlich dem Gespött, oder der Ignoranz, oder der Lobhudelei anderer auszusetzen.“

Tilvera: „Sie sagen, die sicherste Methode, kein Interesse auf die eigene Person zu ziehen, sei gerade der Verzicht auf ein Pseudonym.“

Ónytjungur: „Die sicherste Methode, kein Interesse auf die eigene Person zu ziehen, so scheint mir, ist dort nur darüber erreichbar, etwas Brauchbares zu veröffentlichen.“

Tilvera: „Dichtung und Erzählkunst stehen dort nicht hoch im Kurs.“

Ónytjungur: „Dann stimmt folglich, was die Dichter von diesen zu erzählen wissen.“

Tilvera: „Als da wäre?“

Ónytjungur: „Dass diese nur an der Verbreitung und Veröffentlichung von Meinungen interessiert.“

Tilvera: „Und welche Worte fand der Dichter für eine exakte Beschreibung dessen, was da ist?“

Ónytjungur:

Unter all den Vögeln
auf dem Krümelacker der Worte
gackern und scharren nur sie

: ununterbrochen
statt das Tirilieren
& Fliegen zu lernen…

Tilvera: „Ein ungetrübter Blick. Hat er auch Gründe dafür genannt?“

Ónytjungur:

Konsumartikel Vergnügen
hurt mit der Bürgerlangeweile
Lude Reibach lacht sich eins
ins Fetischlein: gefressen wird,
was Konten schmiert – Gewohnheit
kühlt das letzte kleine Mütchen
unerwünschter Ausbruchsträume …

In stinkender Behaglichkeit
verfaulen Phantasie und Geist,
nur die Moral wird breit und feist
in der Grabesstille der Zufriedenheit.

Tilvera: „Und was unterscheidet diese signifikant von Dichtern?“

Ónytjungur: „Hast du nicht „Die Hände buhlen um meine Gunst“ gelesen?

Tilvera: „Erinnerst du dich noch an jenen Mann, damals nach Weihnacht, der mit zwei prallvoll gefüllten Plastiktaschen in das Restaurant am BSÍ kam, sich einen Kaffee holte, und wir beide vermutet hatten, er ruhe sich vom Rummel im Supermarkt aus? Die Plastiktaschen waren jedoch prall gefüllt mit den neuesten Büchern, welche die Bókaflóð vor die Augen der Menschen trieb. Der Mann nahm Buch für Buch aus den zwei großen Plastiktaschen heraus, öffnete jedes Buch an jener Stelle, die mit einem Lesezeichen markiert, warf einen kurzen Blick auf den noch nicht gehobenen Schatz eines Gedichts oder einer Erzählung, und legte dann das Buch, an dieser Seite geöffnet, vor sich auf den großen Tisch, und wiederholte diesen Vorgang solange, bis der ganze Tisch von aufgeschlagenen Büchern mit einer Tischdecke voller Überraschungen bedeckt. Und dann las er, Stunde um Stunde, vergaß dabei nicht, sich Kaffee bei Bedarf nachzuschenken, da es gute Sitte und alter Brauch, dass stets dann, wenn einer eine Tasse Kaffee bezahle, er nachschenken dürfe, so ihm dies zusagt, und dafür nicht nochmal bezahlen müsse. Mir ergeht es im Augenblick wie jenem Mann, vor mir liegen auch noch einige unentdeckte Schätze. Kannst du das Gedicht daher für mich rezitieren?“

Ónytjungur:

Fleißig zieht die Rechte
Tintenbahnen über’s Blatt:
hüpft unterwürfig dienstbereit,
meinen Gedanken Form zu geben;

derweil die Linke ruht
& katzenartig eingerollt
den Augenblick erschnurrt,
meinem Mund den Wein zu reichen.“

Tilvera: „Das ist es, warum die Bókaflóð hier alljährlich von allen sehnsüchtig erwartet wird. Sie schätzen die Kunst, Gedanken Formen geben zu können. Und dort?“

buchproduktion-statistics-island
(http://www.statice.is/)

Ónytjungur: „Der dort durch Mehrheit bestimmte Zustand einer Gesellschaft lässt sich an jenem Geisteszustand messen, der durch tägliche Einschaltquoten dokumentiert.“

Tilvera: „Sie schätzen dort solche Geschichten, in welchen heuchlerische Zyniker erbärmlichen Charakteren eingebildete Naivlinge präsentieren, da zum Einen ein ungeheurer Bedarf danach vorhanden, und zum Anderen sonst die Rechte der Aufklärung auf freie Meinungsäußerung, auf Pressefreiheit, und auf bedarfsgerechte Grundversorgung verletzt.“

Ónytjungur: „Dann haben sie nichts anderes verdient.“

Tilvera: „Was haben sie verdient?“

Ónytjungur

Die Gaffer bilden eine Gasse
unter dem Hochseil, um bei
meinem Aufschlag nicht von
herumspritzendem Hirn
bekleckert zu werden;
stehen aber nahe genug,
möglichst deutlich das

KLATSCH

zu hören – während ich,
konzentriert balancierend,
zufrieden errechne, dass ich
mit einigem Schwung bei
parabolischer Flugbahn
weit genug käme, um
wenigstens einige ihrer
frisch geputzten Schuhe
zu besudeln.

Tilvera: „In der Tat. Erst das Werk ist ein identifizierendes Merkmal. Wozu waren dann die Leute so erpicht auf den Namen der Autorin?”

Ónytjungur: “Um endlich einen unbeschrifteten Stempel zu haben, auf dem jeder nach Gusto seine eigene Beschriftung über die Autorin anbringen kann, die mit einer exakten Beschreibung nicht das Geringste zu tun hat. Wer in Schubladen denkt, hat keine Ahnung vom Schrank. Sie nennen es Intelligenz. “

Tilvera: „Und? Hat Jóhannes auf Grundlage deiner Beschreibung Rúnar und Ragnar gefunden?“

Ónytjungur: „Ich bin es gewohnt, nur das Wesentliche zu beschreiben, den Inhalt. Es war ihm daher ein Leichtes.“

Die zitierten Gedichte: “Balanceakt”,Songs, Lyrik & Aphorismen, Werner Friebel
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Freiheit durch Bevormundung!

troll-imadeWEB-1Klerkur: „Es ist Menschenrecht, dass der Mensch Anspruch auf das Ornat anderer erhebe, also auf die Art und Weise, wie solche sich schmücken dürfen, und welche Art und Weise zu untersagen sei.“

Ónytjungur: „Das ist unübersehbar. Es war davon zu hören, dass das Management einer international agierenden Bank sogar eine E-Mail an ihre Mitarbeiter versandte, in welchem sie ihren Mitarbeitern erlaubte, ab 37 Grad im Schatten kurzärmliche Hemden tragen zu dürfen, und darauf hinwiesen, dass diese Temperatur noch nicht dazu berechtige, die Krawatte abzunehmen.“

Klerkur: „Der Unterdrückung der Frauen durch Männer ist ein Ende zu setzen.“

Ónytjungur: „Ein höchst ehrenwertes Anliegen, fürwahr.“

Klerkur: „Relativierungen der Form, es würden göttliche Gebote dagegen sprechen, oder die freie Entscheidung eines konkreten Individuums, sind ein für allemal ein Ende zu setzen.“

Ónytjungur: „Fürwahr, eine absolutistische Weltanschauung, und auch noch so widersprüchlich.“

Klerkur: „In der Tat.“

Ónytjungur: „Ich meinte Ihr Anliegen, und nicht jenes, was Sie  vorschützen.“

Klerkur: „Wie? Begründen göttliche Gebote etwa keine absolutistische Weltanschauung?“

Ónytjungur: „Das Dumme ist, dass es gar keine derartigen göttlichen Gebote gibt, in keiner Religion der Welt. Eine solche Religion ist gerade erst im Werden, wie Ihre Worte mir im Augenblick eindeutig belegen. Neu jedoch ist für mich, dass Sie davon ausgehen, Gott zu sein. Hat die neue Religion einen Namen? New-Dresscode-Age vielleicht?“

Klerkur: „Ich trete für die Menschenrechte ein, für die Gleichstellung von Mann und Frau!“

Ónytjungur: „Ein höchst ehrenwertes Anliegen, fürwahr. Aber teilten Sie mir nicht gerade mit, Sie wollten der freien Entscheidung eines Individuums ein für allemal ein Ende setzen, da diese in Ihren Augen eine Relativierung sei?“

saudi-cheikhKlerkur: „Im privaten Leben kann man weitestgehend tun was man möchte. In der Öffentlichkeit kann der Staat Regeln festlegen – das nennt man Gesellschaft.“

Ónytjungur: „Sie wollen mir erzählen, der Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau wäre Genüge damit getan, wenn sich die Menschen in der Öffentlichkeit an jene Regeln des Staates halten, die dieser festgelegt habe, während die Menschen im privaten Leben weitestgehend tun dürfen, was sie möchten? Wozu sollte dann Ihr neuer Gottesstaat notwendig sein? Denn wenn ich richtig informiert bin, ist dies doch längst Realität, und dies in allen Nationen der Welt.“

Klerkur: „Es ist ein Grundwert, im wahrsten Sinne des Wortes, und er ist so viel wert, dass er für die Gesellschaft nicht verhandelbar ist.“

Ónytjungur: „Nun, wenn eine Gesellschaft verlangt, dass ein logischer Widerspruch hinzunehmen und abzusegnen sei, darüber auch nicht verhandelt werden dürfe, dann begründen Sie nicht nur eine neue Religion, Sie begründeten darüber hinaus sogar auch noch eine neue Philosophie.”

Klerkur: „Wer sich nicht daran hält, und in der Öffentlichkeit mit verbotenem Ornat unterwegs ist, muss drastisch bestraft werden. Er kann ja das Land verlassen, wenn es ihm nicht passt.“

Ónytjungur: „In der Tat, eine neue Philosophie. Ich hoffe doch, die neuen Missionare dieser so genannten wissenschaftsbasierten Informationsgesellschaft berufen sich dabei nicht ausgerechnet auf eine so genannte abendländische Kultur.“

Klerkur: „Es ist abendländische Kultur!“

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(C) Zen&Senf

Ónytjungur: „Da ist mir aber etwas ganz anderes zu Ohren gekommen. Jener Information zufolge hat der Verkehr der Staaten untereinander naturgemäß eine Berührung und Mischung verschiedenartiger Lebensanschauungen zur Folge, die zu Streben nach Neuerung auf beiden Seiten führt. Und es würde in den Augen der übrigen Welt als ein starker Mangel an Bildung des Verstandes und Herzens erscheinen, wo sich der vielberufenen, verhassten Fremdenaustreibung schuldig gemacht werde, und einer Sinnesart gehuldigt werden will, die den Eindruck der Anmaßung und Unverträglichkeit macht.“

Klerkur: „Und Sie fallen auf solche Ansichten eines Trottels herein?“

Ónytjungur: „Wozu sollte ich nicht? Der, den Sie gerade Trottel genannt, hieß Platon.