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Das Isländische enthielt kein Wort für das Adjektiv „rational“, und so behalfen sich die isländischen Sprachforscher mit einer Zusammenstellung vorhandener Bezeichner, also einer Regel, die festlegt, dass der Bezeichner „rational“ mit einer Zusammensetzung zu ersetzen ist, beim Wort “rational” mit den drei isländischen Adjektiven “heppilegur” (Resultat aus Zusammensetzung der Bezeichner “geeignet”, “passend”, “angemessen”, “tauglich” und “verwendbar”), “skiljanlegur” (Bezeichner für “einsichtig”) und “skynsamlegur” (Resultat aus Zusammensetzung der Bezeichner “weise”, “sinnvoll” und “spürbar”).

Von der Eigenschaft „rational“, also “logisch schlussfolgerndem Verstand”, “von der Ratio bestimmt” (Rechnung, Berechnung), ist nicht unbedingt zu sagen, dass sie mehr sei als “verwendbar”, “spürbar”, und “sinnvoll”, so dass die isländische Vorstellung mit der lateinischen Vorstellung nicht auf Deckung zu bringen ist.

Das Adjektiv “wirkmächtig” (Resultat aus den Bezeichnern “áhrifamikill” und “starfsamur”) dürfte daher geeigneter sein, das zu Bezeichnende abzubilden.

áhrifa/mikill := wirkmächtig, einflussreich (Zusammensetzung aus “á·hrif” = “Einwirkung, Eingreifen, Beeinflussung” und “mikill” = “umfangreich, erheblich”)

starf/samur :=sorgsam, sorgfältig (Zusammensetzung aus “starf” = “Werk, Arbeit” und “samur” = “gleichbleibend, unverändert”)

Innenansicht und Außenmeinung

Die Trolle Bókstafareikningur und Reiknirit lagen Nächtens auf ihrem Stein südlich des Drangajökull und träumen bei rotem, grünem und gelbem Tanz der Elfen.

Reiknirit: „Ein konkretes Individuum verlor sein Meditationszentrum. Dessen Meditationszentrum war ein Fabrikschlot vor dem Fenster. Es hatte sich vor dem Fenster eine Schar von Buddhisten in der Fabrik niedergelassen, Männer waren auf das Dach geklettert, und hatten dem Schornstein hölzerne Reifen umgelegt, stiegen auf diesen hinauf und warfen den Schornstein Stück um Stück in dessen Schlund. Dann feierten die Buddhisten das Richtfest ihres Meditationszentrums. Der Schornstein fehle nun dem konkreten Individuum in jenen Stunden, in welchen das Selbstvertrauen schwindet, wenn die Zweifel kommen, und die Stimmung so trüb ist wie die schmutzigblaue Abdeckplane auf dem Dach der Fabrik.“

(be)

Bókstafareikningur: „Zentren sind immer nur Zentren relativ zu Irgendetwas. Wenn ich zum Beispiel den Ausdruck im Uhrzeigersinn gebrauche, beziehe ich mich auf ein Zentrum, und ich verstehe selbstverständlich darunter jenes, was vom Standpunkt der Uhr aus gesehen deren Sinn beschreibt, und nicht den Standort jener, welche auf die Uhr blicken. Denn gesetzt den Fall, die Uhr nehme sich selbst wahr, während sie auf die Menschen blicke, sieht diese ihre Zeiger gegen den …“

Reiknirit: „ … was nur feststellbar, stellte einer sich vor, er sei diese Uhr. Was aber hat das mit dem zu tun, was ich mir erfahren hatte, und dir gerade zu erzählen begann?“

Bókstafareikningur: „Da damit bereits das Feststellbare über Innenansicht und Außenmeinung hinreichend beschrieben. Ich erinnere dich an den Satz: Fehlen Dir die Füße zum Reisen, so reise nach innen.“

Reiknirit: „Verstehe. Gesetzt den Fall, es wäre möglich, nach innen zu reisen, und nach außen zu reisen, …”

Bókstafareikningur: „… so könne dies sich nur so verhalten, als würde der Reisende dabei in einem gewöhnlichen Spiegel leben, damit er sehe, was sich da zeige, so er der spiegelnden Seite zugewandt.“

Reiknirit: „Was Sinn mache, denn blickte er auf dessen Rückseite, so sähe er ja nichts, da diese blind. Richte nun einer – auf solche Art und Weise reisend – den Blick nach innen in sich selbst, so sähe er sich selbst. Was aber nach sich zöge, dass er außen nichts mehr wahrnehmen könne, da zugleich die blinde Seite des Spiegels in Richtung nach außen gerichtet, welche ja außerstande, etwas wahrnehmen zu können.“

Bókstafareikningur: „Nehme er nun bei dem Blick nach innen etwa außen etwas wahr, wozu auch ein Gedanke bzw. eine bildhafte Vorstellung zählte, …“

Reiknirit: „… erzählte dieses Ereignis demnach, dass er tatsächlich den Spiegel gewendet habe, und damit logischerweise gar nicht mehr nach innen sähe. Nehmen wir nun an, es gelänge ihm, den Spiegel nach innen gerichtet zu halten, was sähe dann ein Außenstehender?“

Bókstafareikningur: „Aller Logik nach nur die blinde Seite des Spiegels, also – nichts. Nehmen wir nun noch an, der Reisende würde den Spiegel wenden, also nach außen richten. Verhält es sich dann nicht so, dass der Reisende sähe, was sich ihm dort darböte, so er zu Aufmerksamkeit fähig?“

Reiknirit: „Dann sähe er aber innen nichts mehr, da in Folge nun die blinde Seite des Spiegels in Richtung nach innen gerichtet, welche ja nichts wahrnehmen könne.“

Bókstafareikningur: „Was sähe aber in diesem Falle dann der Außenstehende, der in die nun dargebotene spiegelnde Seite blicke?“

Reiknirit: „Wer bereits einmal in einen Spiegel gesehen hat, kann diese Frage beantworten. Nur die Wesen glauben, sie seien mit einem Januskopf ausgestattet worden. Was sie zwar abstreiten, aber so agieren, als besäßen sie einen.“

Bókstafareikningur: „Womit auch die Uhr, und jener, der auf diese blicke, hinreichend beschrieben. Und weil dem so ist, ist eine Feststellung nachvollziehbar, dass sich Innenansicht und Außenmeinung keineswegs deckten.“

Reiknirit: „Bliebe noch der Frage nachzugehen, ob jene Innenansicht, welche über solcherart Spiegelei wahrnehmbar, mit jener Innenansicht sich decken könne oder sogar müsse, welche aus Nachdenken, also dem sogenannten Rationalisieren resultiere, welches nicht mit rationalem Begreifen identisch.“

Bókstafareikningur: „Was eine interessante Frage schon allein aus dem Grund, da auf Grundlage der Annahme, die gewonnene Innenansicht des Inhabers, und die gewonnene Ansicht eines Außenstehenden über den Inhalt des Inhabers könnten deckungsgleich sein, sich nicht nur ein neuer Berufsstand entwickelte, sondern gleich eine neue Wissenschaft: die Psychologie.“

Reiknirit: „Und so verlässt seitdem der hiervon Infizierte gelangweilt die Theatervorstellung vor der Zeit, sich der Frage widmend, ob die Tatsache, dass er im Gegensatz zu dem restlichen Publikum sich von der dargebotenen Aufführung gelangweilt fühle, nur aus dem Grund hervorgegangen sein könne, weil da noch ein unentdecktes Problem in ihm wäre, was sich ihm darüber kund tue …“

Bókstafareikningur: „… vielleicht ein verdeckt schlummernder Konflikt mit der Mutter, dem Vater, den Geschwistern, unerfüllte inzestuöse Wünsche, oder was auch immer. Und der nun endlich nach langer Zeit danach dränge, durch einen Psychologen ans Tageslicht gebracht zu werden.“

Reiknirit: „Dies erklärte, dass in den Vereinigten Staaten – so ist zu hören – gebildete Menschen neben einem Eigenheim, einem Auto, einer Mikrowelle, und einem Eisschrank auch einen Psychologen als notwendiges Accessoire für ein vollständiges Portefeuille erkannt haben.“

Bókstafareikningur: „Ergibt sich doch darüber neben dem Geltungsnutzen auch ein Grundnutzen, in Form von kurzweiligem Gesprächsstoff in angenehmer Runde unter Gleichgesinnten. Nach dem Besuch des Sofas.“

Reiknirit: „Und für den Fall, der Psychologe sollte etwas von dem Gegenstand begriffen haben, mit dem er umgeht, gibt es auch eine Lösung: man wechselt ihn aus.“

Bókstafareikningur: „Was zu dem Satz führe: Die Person? Wie soll ich sie beschreiben. Ich beschriebe sie in der Form eines Fragezeichens, mit der Gewissheit, dass vor diesem ein Satz stehe, und dem Wissen, dass dieser Satz von Niemandem gelesen werden könne, außer von derjenigen Person selbst.“

Reiknirit: „Aber deine Erklärung hat einen Haken. Denn diese ist nur eine aristotelische Spiegelei, die schon längst widerlegt ist“.

Bókstafareikningur: „So, meinst du? Hast du schon einmal einen Versuch unternommen, deine Gehirnströme auf 0,4 Hz herunterzufahren?“

Reiknirit: „Wozu sollte das gut sein?“

Bókstafareikningur: „Damit du den Satz verstehen kannst: Welcher Sehnsucht folgst du, die Wüste zu durchwandern? Wie oft bist du zu heiligen Stätten gepilgert, bist dem Rufe der Gurus gefolgt oder hast magische Steine an deiner Haut gerieben? Doch wann bist du jemals in deinen eigenen Tempel eingetreten?

Reiknirit: „Und wozu sollte das nun wieder gut sein?“

Bókstafareikningur: „Weil sich nur dort vielleicht ein Meditationszentrum auffinden ließe? Und damit du endlich Einsteins Relativitätstheorie verstehst, und diese nicht weiterhin nur ohne Sinn und Verstand auswendig herunterbetest?“

Reiknirit: „Aber was bitteschön wäre da nun relativ?“

Bókstafareikningur: „Nun, es könnte gut sein, dass du dabei aus Versehen in den Mikrokosmos eintauchst, aber im Makrokosmos landest, und den Weg zurück nicht mehr findest.“

Reiknirit: „Blühender Blödsinn.“

Bókstafareikningur: „So, meinst du? Wie verhält sich denn der Durchmesser eines Atoms zu seiner Atomhülle?“

Reiknirit: „Das Verhältnis des Durchmessers eines Atomkerns zu dem Durchmesser seiner Atomhülle, in der sich die Elektronen bewegen, welche die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Atoms bestimmen, bewegt sich im Verhältnis von ca. 1 : 10.000 bis 1 : 100.000.”

Bókstafareikningur: „Und besäße der Atomkern den Durchmesser der Sonne, kreiste dessen äußerstes Elektron ca. 13.927.000.000 km entfernt davon. Gemessen daran klebt die Erde mit ihren 149.500.000 km geradezu an der Sonne. Betrachte einer das Verhältnis der vorkommenden Massen in einer Atomhülle mit dem eines Sonnensystems, so ließe sich feststellen, dass sich im Atomkern mehr als 99,9 % der Masse und Energie des gesamten Atoms konzentrierten, was mit dem Verhältnis der Massen in unserem Sonnensystem in etwa konform wäre, in welchem die Masse der Sonne 700fach größer sei als die Masse all ihrer Planeten.“

Reiknirit: „Nehmen wir beide also einmal an, jemand wäre in der Lage, seine Gehirnströme auf 0,4 Hz herunterzufahren, und reise dabei versehentlich in seinen eigenen Mikrokosmos, und es gelänge ihm, sich dort über einen gewissen Zeitraum aufzuhalten, er demnach nicht in der Lage wäre, sich jenseits dieses Mikrokosmos auf der Ebene der dort vorhandenen Wahrnehmungsfähigkeit zu bedienen, um deren Zweck zu erfüllen, …”

Bókstafareikningur: „… würde dies gemäß der Naturgesetze zufolge unweigerlich dazu führen, dass dessen neuronale Vorgänge ihre Funktionsfähigkeit verlören, da ihnen dadurch jegliche Voraussetzung hierfür hinreichend genug entzogen, welche diese zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionstüchtigkeit benötigten.“

Reiknirit: „Während dem im Mikrokosmos Schwebenden …“

Bókstafareikningur: „… die fernen Atome des eigenen Körpers erschienen wie ferne Planeten, und er sich die bange Frage stellte, wie es denn nun anzustellen sei, …”

Reiknirit: „… dass er endlich diesen taumelnden Zustand in diesem leeren Weltall auch wieder verlassen könne, um endlich wieder auf seinem Sofa zu landen …“

Bókstafareikningur: „… er auf solchem Weg folglich von einem Bezugssystem zu jenem Bezugssystem zurückkehre, von welchem er seine Reise unternommen.“

Reiknirit: „Wird nicht mit dem Begriff Wirklichkeit all das beschrieben, was der Fall ist?“

Bókstafareikningur: „So ist zu hören. Und als Gegenbegriffe zur Wirklichkeit werden Schein und Phantasie gehandelt.“

Reiknirit: „Nach Needham stellt sich in der Objektwahrnehmung bei Säuglingen die Unterscheidung von Objekten auf der Grundlage von Formunterschieden erst nach ca. 4 ½ Monaten ein, die Nutzung von Farbunterschieden sogar erst nach 5 bis 9 Monaten. Die Bildung und Selektion der Synapsen erfolgt ebenfalls erst postnatal, ungefähr ab dem achten Tag nach der Geburt, um nach ca. 30 Tagen mit ca. 13.000 Synapsen pro Neuron den Kulminationspunkt zu erreichen. Erst nachdem nach 30 Tagen der Kulminationspunkt bei der Bildung von Synapsen erreicht wurde, beginnt die lange Fixation von Objekten.“

(be)

Bókstafareikningur: „Und diese Fixation von Objekten führt zu jenem Bezugs– oder Referenzpunkt, ohne dem eine Tomate …“

Reiknirit: „.. sich vielleicht nur als ein Universum darböte, aus Atomen und Atomhüllen, was alles andere als geeignet wäre, …“

Bókstafareikningur: „… um erkennen zu können, dass einer in diese auch hineinbeißen könne, um seinen Hunger zu stillen.“

Reiknirit: „“Womit vorstellendes Begreifen ausreichend beschrieben.”

Bókstafareikningur: “Wie auch das rationale Begreifen. Rökfræði führt zu Samræmi.“ 1)

Die Trolle Bókstafareikningur und Reiknirit kletterten von ihrem Stein südlich des Drangajökull, und tanzten ausgelassen einen Reigen um ihren Stein, da er sich ihnen als Stein darbot, was nur Schein und Phantasie, und nicht als eine riesige Ansammlung von Atomen und Atomhüllen, also dessen Wirklichkeit, die ja Gegenbegriff zu Schein und Phantasie:

„Lítilla sanda
lítilla sæva
lítil eru geð guma.
Því að allir menn
urðu-t jafnspakir:
Hálf er öld hvar.“
2)

 

1) Samræmi (isl.) = Harmonie, Korrespondenz (isl.) = Widerspruchsfreiheit / Konsistenz (dt., gr.)
Rökfræði (isl.) = Argument und Studie (isl.) = Logik (dt., gr.)

2) Aus „Hávámál og Völuspa“, Gísli Sigurðsson, Svart á Hvítu, Reykjavik 1986, Übersetzung:

 (53) “Unbedeutende Buchten
kleine Meere
bedeutungslos der Dichter Sinn.
Da alle Menschen
nicht gleich weise waren,
ist Dasein unvollständig überall.“

Der Affe, der ein Pferd war

troll-imadeWEB-1Ónytjungur: „Es lasst sich immer weniger verhindern, auf meinen Reisen einer Gattung zu begegnen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie im Verlauf der Evolution die Fähigkeit zur Bildverarbeitung derart massiv verlor, dass sie noch nicht mal mehr in der Lage ist, Gattungen voneinander unterscheiden zu können.“

Tilvera: „Hat die Population der Maulwürfe derart zugenommen?“

Ónytjungur: „Der Gedanke ist nahe liegend, da deren Blindheit dazu führte, dass sie aggressiv auf Artgenossen reagieren. Allerdings hast du vergessen, dass diese sich nur unter der Erde aufhalten, ich daher ihnen gar nicht begegnen könne, es sei denn, ich würde reisen, indem ich Gänge …“

Tilvera: „Was du nicht tust, ich weiß.“

Ónytjungur: „Zudem verfügen diese über einen funktionierenden Geruchs- und Tastsinn, der sie in die Lage versetzt, Gattungen in hinreichendem Maße voneinander unterscheiden zu können, so dass sie jene Gattungen, denen sie als Nahrung dienen, rechtzeitig von jenen Gattungen unterscheiden könnten, die ihnen als Nahrung dienen. Nein, die Rede ist von der Gattung der …“

Tilvera: „Demnach bliebe aber nur eine solche Spezies übrig, deren im Verlauf der Evolution verloren gegangene Fähigkeit zur Bildverarbeitung dazu führte, nicht jene Gattungen, denen sie als Nahrung dienen, rechtzeitig von jenen Gattungen unterscheiden zu können, die ihnen als Nahrung dienen.“

Ónytjungur: „Auch der Gedanke ist naheliegend. Allerdings hast du hier vergessen, dass es in diesem Fall diese Spezies gar nicht mehr geben könne, da sie deswegen schon längst ausgestorben wäre.“

Tilvera: „Dann kann es jene Gattung, von der du eingangs sprachst, nicht geben. Du willst mich zum Narren halten.“

Ónytjungur: „Keineswegs. Du weißt, was mit Bildverarbeitung bezeichnet wird?“

Tilvera: „Die Fähigkeit, eine gegenständliche Vorstellung darüber entwickeln zu können, was da ist.“

Ónytjungur: „So ist es. Das rationale Begreifen, also jene Fähigkeit jedes Lebewesens, das jemals geboren wurde, kümmerte sich darum, dass die Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen ermöglicht wird. Denn dieses war notwendig, da im anderen Falle jedes Lebewesen nach der Geburt gar nicht in der Lage gewesen wäre, auch nur irgendeine Nahrung als solche erkennen zu können, da erst die Wahrnehmung eines Gegenstands diese erst ermöglicht, auf welche Weise auch immer. Zum Beispiel einen Apfel als Apfel erkennen zu können, oder Wasser als Wasser, oder – beim Maulwurf – ein Insekt als Insekt. Denn falls nicht so, hätte das dazu geführt, dass noch nicht einmal die Grundvoraussetzung jemals existiert hätte, da dann ja auch Vater und Mutter gar nicht hätten sein können, sowie deren Eltern davor, und deren … soll ich fortfahren, denn das könnte nun etwas dauern?

Tilvera: „Schon gut, schon gut, ich kenne mich da aus.“

Ónytjungur: „Das rationale Begreifen, also jene Fähigkeit jedes Lebewesens, das jemals geboren wurde, kümmerte sich also vor jeder Geburt um die Herstellung einer eindeutigen Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems, hier die Dekomposition dessen, was da ist, in seine Sinus- und Kosinus-Komponenten, dergestalt, dass das Ergebnis der Transformation genau so das Bild repräsentiert, dass es äquivalent ist zu dem, was da im Raum ist, was erst eine Bildanalyse ermögliche.“

Tilvera: „Nun, da ich davon ausgehe, dass ich einen Apfel als Apfel erkenne, oder Wasser als Wasser, oder ein Insekt als Insekt, und dies bisher zu dem gewünschten Erfolg führte, …“

Ónytjungur: „Schön und gut. Nun ist davon zu lesen, dass an allen Ecken und Enden auf der nördlichen Hälfte der Erdkugel Kameras installiert wurden.“

Tilvera: „Sie sind beim besten Willen nicht zu übersehen.“

Ónytjungur: „Verhält es sich nicht so, dass sich darüber auch Gattungen unterscheiden ließen?“

Tilvera: „Mehr als das.“

Ónytjungur: „Was wäre nun, wenn eine Kamera in einem Raum zum Beispiel nach Pferden Ausschau halte, diese aus dem Raum extrahiere, und dem Betrachter präsentiere, sich im Raum fünf Exemplare der Gattung Pferd aufhielten, das Gerät jedoch auf drei Pferde und zwei Affen erkenne?“

Tilvera: „Dann würde der Betrachter nur drei Pferde sehen statt der fünf. Die Kamera verfügt demnach nicht über die Fähigkeit zur Bildverarbeitung, da sie noch nicht mal mehr in der Lage ist, Gattungen voneinander unterscheiden zu können. In diesem Falle erkennt sie auf zwei verschiedene, wo nur eine vorhanden. Die Kamera ist zu nichts nütze, es sei denn, sie würde repariert werden.“

Ónytjungur: „Nun, die Systemanalyse ergab, dass die Handlungsvorschrift der Kamera so ausgearbeitet war, dass sie die Interpretation unzulässig auf ein ganz spezifisches Merkmal reduzierte, welches alle anderen vorhandenen Merkmale negierte, also aufhob, und sich danach ausrichtete.“

Tilvera: „Was dazu führte, dass aus einer Gattung zwei Gattungen wurden, also aus fünf Pferden drei Pferde und zwei Affen.“

Ónytjungur: „Der verantwortliche Entwickler rechtfertigte sich, dass dieses ganz spezifische Merkmal signifikant sei für die Gattung der Pferde, daher alle weiteren Merkmale entbehrlich waren, da anhand dieses Merkmals bereits durch „vorhanden/nicht vorhanden“ möglich war, all jene zu identifizieren, für die „nicht vorhanden“ festgestellt wurde, was die Handlungsvorschrift wesentlich vereinfacht hätte.

Tilvera: „Ein fataler Irrtum eines wahren Stümpers. Esel bleibt Esel, auch wenn er eine Melone frisst. Die Reduzierung auf jedes x-beliebige spezifische Merkmal negiert stets alle anderen vorhandenen Merkmale, hebt sie somit auf, so dass in all diesen Fällen, für welches Merkmal er sich auch immer entschieden hätte, dort zwingend auf unterschiedliche Gattungen geschlossen werden müsse, wo mindestens ein Exemplar dieses willkürlich gewählte Merkmal nicht aufweise.“

Ónytjungur: „Und wenn er als spezifisches Merkmal „vier Beine“ wählt, was alle anderen vorhandenen Merkmale negiere, also aufhebe?“

Tilvera: „Dann hätte er Elefanten als Pferde interpretiert, wären dort einmal Elefanten vorbeigekommen.“

Ónytjungur: „Ist dir bekannt, dass dem rationalen Begreifen schon jemals bei irgendeinem Lebewesen der Fehler unterlaufen wäre, in diesem eine Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen herzustellen, die dazu führt, dass dieser unfähig ist, die Gattung Elefant von der Gattung Pferd zu unterscheiden?“

Tilvera: „Meiner Kenntnis nach nicht.“

Ónytjungur: „Ist dir bekannt, dass dem rationalen Begreifen schon jemals bei irgendeinem Lebewesen der Fehler unterlaufen wäre, in diesem eine Fähigkeit zum vorstellenden Begreifen herzustellen, die dazu führt, dass die Reduzierung auf ein x-beliebiges Merkmal alle anderen vorhandenen Merkmale negiert, also aufhebt?“

Tilvera: „Auch dies ist mir nicht bekannt. Denn wie wir wissen, führt dies zwingend dazu, dass dann eine Gattung als zwei Gattungen wahrgenommen werden würde, und dies unabhängig davon, welches Merkmal dazu herangezogen.“

Ónytjungur: „Demnach ist weder rationales noch vorstellendes Begreifen daran  beteiligt?“

Tilvera: „Weder, noch.“

Ónytjungur: „Und jede Reduzierung auf ein x-beliebiges Merkmal, das alle anderen vorhandenen Merkmale negiere, also aufhebe, führt zwingend dazu, dass eine Gattung als zwei Gattungen wahrgenommen werden würde?“

Tilvera: „Zweifellos, denn alle anderen Merkmale wären null und nichtig.“

Ónytjungur: „Auch wenn dieses ausgewählte Merkmale „Rasse“, Religion, oder die Mitgliedschaft in einem Automobilklub wäre?“

Tilvera: „Es änderte sich dadurch nichts. Was ist „Rasse“?

Ónytjungur: „Das, womit es jeweils besetzt wird, ganz nach Gusto. Einmal sind es Domherren, Kapläne und Kleriker, beziehungsweise solche, die dies nicht werden dürfen. Nachdem religiöse Gewissheiten zugunsten eines materialistischen-naturwissenschaftlichen Weltbildes in Frage gestellt werden, das Produkt großer Aufklärer in ihrem Bestreben, die Welt „logisch“ ordnen und klassifizieren zu müssen. Also irgendein x-beliebiger ideologischer Zusammenhang.“

NSDAPvsAfD
Die Wiedergeburt

Tilvera: „Wird darüber nicht Vorwand als Beweggrund ausgegeben?“

Ónytjungur: „Und wem nützte dieses Wissen? Sind doch die davon Befallenen der festen Überzeugung, dass dem nicht so sei.“

Tilvera: „Dann müsste es solchen doch wenigstens mal gesagt werden.“

Ónytjungur: „Du neigst zu Träumen. Denn das wäre denen bereits viel zu komplex. Zudem, zeigt nicht die Erfahrung, dass es Eigenschaft dieser Wesen ist, nur jenen Gockel zu hören, der am lautesten kräht? Und worauf kräht dieser bekanntlich?“

Tilvera: „Auf einem Misthaufen.“